Das Flüstern des Windes (German Edition)
baumelten die berühmten römischen Kurzschwerter. Zwei von den Söldnern waren zusätzlich mit Lanzen bewaffnet.
Der Römer Farcellus, der Karem und den Ork erworben hatte, ließ sich direkt hinter seiner Garde in einer Sänfte mit geschlossenen Vorhängen befördern. Die vier dunkelhäutigen Sklaven, denen die Aufgabe zufiel, die Sänfte an langen Holzstielen auf ihren Schultern zu tragen, keuchten unter der Anstrengung. Schweiß floss in Bächen über ihre glänzenden, schwarzen Gesichter.
Der Sänfte folgte dem von den zwei Grouls gezogenen Wagen, an dem Karem festgebunden hinterher stolperte. Den Zugtieren, fast drei Meter große, auf den Hinterbeinen gehende Echsen, schien die unbarmherzige Hitze nichts auszumachen. Unermüdlich stapften sie durch den Sand und nur selten musste der Führer des Karrens zur Peitsche greifen.
Karem hatte noch nie so seltsame Tiere gesehen. Ihr ganzer Körper war von grünen, schillernden Schuppen bedeckt. Die Hinterbeine, auf denen sie gingen, waren massig und hatten den doppelten Umfang einer Männerhüfte. Ihre Vorderarme, die in kleinen Tatzen endeten, wirkten dagegen kümmerlich, dürr und hatten die Länge eines Menschenarms.
Die Grouls benutzten diese Arme lediglich zum Fressen, wenn sie mit ihren Klauen Fleisch, vorwiegend Hühner, zerrissen und sich die bluttriefenden Brocken in die mit spitzen Zähnen bestückten Rachen schoben.
Obwohl die Grouls nur alle zwei Tage fraßen, musste die Karawane mehrere Körbe mit lebenden Hühnern mit sich führen, die unter dem Karren im Schatten angebunden waren.
Als Karem die Echsen zum ersten Mal beim Fressen beobachtet hatte, war ihm schlecht geworden, und er hatte sich im Sand kauernd übergeben müssen. Seit diesem Erlebnis wandte er sich ab, wenn die Fütterungszeit kam, und hielt sich die Ohren zu, um das verzweifelte Gackern der Hühner nicht hören zu müssen.
Ansonsten verlief die Reise langweilig aber mühselig.
Karem hatte sich im Gesicht, Nacken und an den ungeschützten Stellen seiner Haut einen schweren Sonnenbrand zugezogen, aber seinen neuen Herrn schien das wenig zu kümmern, dessen einzige Sorge galt dem kostbaren Ork.
Über das Lager des Monsters war ein Sonnendach aus Segeltuch gespannt worden, und der Ork war es auch, der die größten Wasserrationen bekam.
Während Karem die meiste Zeit an Durst litt, musste er mit ansehen, wie alle zwei Stunden die Karawane anhielt und den Ork mit Wasser bespritzte, um dessen Haut zu kühlen.
Karems Mund war staubtrocken, seine Lippen rissig und seine Zunge schien den doppelten Umfang in seinem Mund angenommen zu haben, aber so sehr er auch bettelte, für ihn gab es täglich nur einen Becher von der Sonne erwärmtes Wasser aus dem Ziegenlederschlauch.
Er dachte nur noch selten an Lelina, die er seit dem Verlassen des Sklavenschiffes nicht mehr gesehen hatte. Während er halbverdurstet durch den Sand stolperte, schwebte sein Geist meist zurück in die Vergangenheit, und er sah sich, Gram und Marga vergnügt in einem kühlen Waldsee plantschen. Jedes Mal, wenn er aus diesem immergleichen Tagtraum erwachte, schien der quälende Durst noch schlimmer geworden zu sein.
Er hatte Blasen an den Füßen, wo die unbequemen Sandalen scheuerten, und Sandflöhe hatten sich zwischen den Zehen in seine Haut gebohrt und sorgten nun dafür, dass die kleinen, aber offenen Wunden ständig eiterten.
Über eine Woche lang durchzog die Karawane die Große Wüste, bis sie schließlich in der Nähe einer Oase das Dimensionstor nach Roma Secundus durchschritt.
Farcellus verkaufte die Grouls und den Karren auf dem örtlichen Markt und erwarb ein Pferdegespann und einen größeren Wagen, auf dem der Ork erneut unbeweglich festgezurrt wurde.
Einen Tag rasteten sie, und zum ersten Mal seit langer Zeit bekam Karem ausreichend Trinkwasser. Das Gefühl, als das kühle Wasser seine ausgetrocknete Kehle hinab rann, würde er niemals wieder vergessen. In diesem Moment gab es kein vollkommeneres Glück und alle anderen Sorgen verließen ihn für kurze Zeit. Er lebte.
Auf der anderen Seite des Tores erstreckte sich eine vollkommen gegensätzliche Landschaft. Hier schien die Sonne warm aber nicht heiß über eine grüne Ebene, die mit sanften, flachen Hügeln durchsetzt war.
Viele Bäume wuchsen wild, aber die meisten geordnet in Reihen am Straßenrand, der hier aus einer festgefahrenen Lehmspur bestand.
Vögel sangen im Geäst der Bäume, Büsche und Sträucher und unsichtbare, kleine Tiere
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