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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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glitten die Augen der Anwesenden über die halbnackten Körper der Jungen. Karem sah Gier und Grausamkeit in den Blicken. Er fühlte sich beschmutzt, so als wären die Augen Hände, die seinen Körper entweihten.
    Safed Ben Hari hob beide Arme weit über den Kopf, um die Aufmerksamkeit der Käufer und Passanten wieder auf sich zu richten.
    »Diesmal aber bietet Ihnen Turak Khan etwas Besonderes. Ein Wesen, wie man es selbst auf Omrak nur selten zu sehen bekommt.« Ohne sich umzudrehen, deutete er mit der ausgestreckten Hand auf den gefesselten Ork. Einer der Wächter ließ seine Peitsche auf das Untier knallen, das mit einem wütenden Brüllen antwortete.
    Die Menschen drängten vom Podest zurück, als der Ork an seinen Fesseln rüttelte. Safed Ben Hari blieb ruhig stehen. Unbeeindruckt vom Toben hinter ihm, winkte er die Gaffer wieder heran.
    »Edle Herren, fürchtet Euch nicht. Tretet näher. Gebt Eure Gebote ab, aber beleidigt nicht meinen Herren Turak Khan und Euch selbst, indem Ihr schäbig und kleinlich seid. Für die Knaben erwarte ich kein Angebot unter 50 Silbertalir, für den Ork, dieses prachtvolle Wesen, ist der Mindestpreis 200 Goldtalir!«
    Ein lautes Stöhnen ging durch die Menge. Für 200 Goldtalir konnte man auch zehn außergewöhnliche zarte und schöne Jungfrauen erstehen. Niemals zuvor war auf dem Sklavenmarkt ein so hoher Preis gefordert worden. Die Summe lag so weit außerhalb jeder Vorstellungskraft, dass ein ganzes Leben kaum ausreichte, so viel Gold anzuhäufen.
    Abdullahs Lächeln wurde breiter. Nun nachdem klar war, dass sich so schnell kein Käufer für das Monster finden würde, rieb er sich in Gedanken die Hände. Niemand würde den Sklavenmarkt vorzeitig verlassen, jeder würde den eventuellen Käufer und das viele Gold sehen wollen, das stets öffentlich gezählt wurde.
    Mit lauter Stimme begann er wieder, seine kandierten Heuschrecken anzubieten. Irgendwann würde irgendjemand Hunger bekommen. Und da es wahrscheinlich keiner wagte, seinen günstigen Stehplatz aufzugeben, um am hinteren Ende des Marktes die Genussstände zu besuchen, konnte Abdullah hoffen, seine inzwischen sehr klebrige Ware an den Mann zu bringen.
     
    Der Nachmittag neigte sich dem Abend entgegen. Der heiße Wüstenwind hatte sich gelegt und etwas Kühle kam auf. Im Westen verzauberte die blutrote Sonne den Horizont. Nicht mehr lange, und der Rufer der Götter würde die Gläubigen zum letzten Gebet des Tages auffordern.
    Safed Ben Hari fluchte innerlich.
    Der Tag hatte so gut begonnen. Er hatte die Menschenmenge mit seinem außergewöhnlichen Angebot fesseln und zum Bleiben bewegen können, aber in seiner mit Samt ausgeschlagenen Schatulle klimperten nur Silbertalir.
    Die meisten Knaben waren rasch verkauft worden. Drei hatte er, zwar zu einem Sonderpreis, aber immer noch mit stattlichem Gewinn, an den Emir von Berikistan abgegeben. Einen Jungen hatte ein unbedeutender Kaufmann aus Lediria erworben.
    Lediglich der Krüppel mit der verkümmerten Hand und der Ork standen noch gefesselt auf dem Podest. Kinder mit einer Behinderung galten auf Omrak als besessen, und eine Sheitanaustreibung war viel zu kostspielig, um sie an einen Sklaven zu verschwenden.
    Safed seufzte. Er würde den hübschen Knaben töten lassen müssen. Turak Khan bot niemals die gleiche Ware ein zweites Mal an. Das würde seinem Ruf als außergewöhnlicher Händler schaden, und einen unverkäuflichen Sklaven an andere Händler zu verramschen, war unter seiner Würde. Der Khan verkehrte nur mit Kalifen, Königen und anderen mächtigen Herrschern.
    Die Sache mit dem Ork war noch wesentlich schlimmer. Safed hatte seinen Herren angefleht, den Preis für das Untier nicht zu hoch anzusetzen, aber Turak Khan hatte seine Einwände beiseite gewischt.
    Wieder fluchte Ben Hari. Sein Ruf hatte gelitten. Er galt als bester Auktionator des Basars, nun stand er hier und flehte die Käufer fast an, ihm seine Ware abzunehmen.
    Die wartenden Menschen hatten sich längst enttäuscht abgewandt und waren in ihre Häuser zurückgekehrt, um die rituellen Waschungen vorzunehmen, die jedem Gebet an die Götter vorausgingen. Er selbst würde zu spät kommen, eine Schande, die er nur mit einem kostspieligen Opfer an die Priester, wieder von sich abwaschen konnte.
    Der eintönige Gesang des Rufers der Götter erklang von der höchsten Zinne des Stadtturmes und gab das Signal, alle Tätigkeiten einzustellen und sich auf das ewige Ritual vorzubereiten.
    Safed gab seinen im

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