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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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konnte, seine minderwertige Ware, zumeist Kleinkinder, an.
    Harims Stimme überschlug sich beinahe vor Eifer, als er die sexuellen Vorzüge dieser kleinen, elenden Wesen anpries. Abdullah sinnierte kurz darüber, wie es wohl wäre, sich mit so einem Kind zu vergnügen. Er hatte schon sehr lange keinen Knaben mehr gehabt und wahrscheinlich würde es für den Rest seines Lebens auch so bleiben. Als er sich unter dem Gewand die Schamhaare kratzte, bemerkte er zu seinem Erstaunen, dass etwas Leben in seine längst tot geglaubte Männlichkeit geflossen war. Ein seliges Lächeln glitt über sein Gesicht. Die Götter schienen ihm wohl gesonnen zu sein, wenn sie einen alten Mann wie ihn mit so viel Glück überhäuften.
    Der nächste Verkaufsstand war den Frauen und Mädchen vorbehalten, an denen Abdullah achtlos vorbei schritt. Weiber hatte er zur Genüge selbst in seinem Haus.
    Mitten auf dem Platz stand das größte Podest von allen. Turak Khans Banner wehte im leichten Wind über allem. Eine riesige Menschenmenge hatte sich angesammelt. Irgendetwas Besonderes schien vorzugehen, und Abdullah konnte seine Neugier nicht bezähmen. Seine kandierten Heuschrecken waren vergessen. Laut schimpfend und fluchend drängelte er sich durch die Menge, setzte seine knochigen Ellenbogen ein, bis er endlich, zwar von allen Seiten eingeklemmt aber zufrieden, in der vordersten Reihe stand.
    Oben auf dem Holzpodest waren fünf Knaben und ein riesiges Monster angepflockt. Den Jungen hatte man einfache Hand- und Fußfesseln angelegt, aber das Untier war regelrecht gekreuzigt worden. Arme und Beine weit gespreizt, hatte man statt der üblichen Eisenkette dicke Metallbänder um seine Gelenke geschlagen, die keine Bewegungsfreiheit zuließen. Zusätzlich lag um seinen massigen Hals eine massive Eisenschelle mit nach innen gerichteten spitzen Dornen.
    Es war erst das zweite Mal in seinem langen Leben, dass Abdullah einen lebenden Ork zu sehen bekam. Zwar boten in den Gassen der Fallensteller und Jäger die Händler mumifizierte Köpfe und Hände dieser Wesen an, aber lebend waren sie noch viel eindrucksvoller.
    Der junge Ork, Abdullah erkannte sein Alter an der Länge der Reißzähne, die sich aus seiner Unterlippe nach oben bogen, maß über sieben Fuß. Seine Haut wirkte lederartig wie bei einer Echse oder Schlange und war von graubrauner Farbe. Die schwarzen, dicken Kopfhaare waren zu zwei armdicken Zöpfen geflochten, die links und rechts auf die breiten Schultern des Untieres herunterfielen. Der mächtige Brustkasten des Orks hob und senkte sich wie ein Blasebalg, während die kleinen, blutroten Augen schweigend aber hasserfüllt die gaffende Menge musterten.
    Alles an diesem Wesen war gigantisch. Allein die Unterarme hatten den Umfang des Bauchumfangs eines kräftigen Mannes. Gewaltig wie ein kleiner Berg spannte sich der Bizeps hinter dem Metallband. Die Beine glichen braunen Tempelsäulen, die in Füße übergingen, auf denen ein Kleinkind bequem hätte schlafen können.
    Eine unnatürliche Stille lag über dem Markt. Jeder konnte die ungeheuren Kräfte dieses Monsters ahnen, und so starrten sie alle ehrfürchtig auf etwas, von dem sie noch ihren Enkelkindern erzählen konnten.
    Niemand beachtete die gefesselten Jungen, alle Augen waren nur auf den Ork gerichtet.
    Safed Ben Hari, der Auktionator Turak Khans, betrat das Podest. Augenblicklich kehrte Ruhe in der gaffenden Menge ein. Der alte Mann schritt würdevoll nach vorn. Sein weites, leuchtend rotes Gewand bauschte sich im leichten Wind und verstärkte diesen Eindruck noch.
    Vor dem gefesselten Ork blieb er stehen. Mit einer leichten Verbeugung begrüßte er das Publikum. Abdullah musste grinsen. Safeds Auktionen waren immer ein Schauspiel, und der Auktionator schien seine Auftritte zu genießen.
    Safed Ben Hari richtete sich wieder auf und breitete seine Arme zu einer einladenden Geste aus.
    »Verehrte Herren, auch heute freue ich mich, Ihnen ein besonderes Angebot vorstellen zu dürfen!« Seine Stimme hallte klar über den Platz. »Wir Ihr sehen könnt, hat mein Herr Turak Khan keine Kosten und Mühen gescheut.« Sein Arm machte einen Bogen und deutete auf die gefesselten Kinder. »Wohlgeformte, junge Knaben mit einer Haut aus Milch und Honig, die Stunden unsäglicher Lust verspricht. Aber sie sind nicht nur schön, sondern auch kräftig. Weist ihnen eine Arbeit zu und sie werden sich bemühen, als gelte es, sich einen Platz im Paradies zu verdienen.«
    Für einen kurzen Moment

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