Das Flüstern des Windes (German Edition)
aber diesmal war der Jubel für ihre Gegner lauter gewesen als der eigene Beifall.
Vier N’Guur hatten, auf den Rücken von Grouls reitend, die Arena betreten. Die großen Echsen scharrten kampfeslustig mit den Hinterfüßen durch den Sand, während sich ihre kurzen Oberarme mit den kleinen Vorderkrallen unaufhörlich öffneten und schlossen.
Die Gesichter der N’Guur-Krieger waren ausdruckslos. Alle vier trugen als Waffen Holzstiele in den Händen, an deren Enden schwere Eisenkugeln befestigt waren.
Crom war beim Anblick der N’Guur kaum noch zu halten und musste von den Legionären zurückgedrängt werden, damit er sich nicht vor dem Fanfarensignal auf seine Gegner stürzte. Auch in Karem loderte der Zorn. Zum ersten Mal seit Jahren stand er wieder den Barbaren gegenüber, die seine Eltern und seine Geschwister getötet hatten.
Als das Signal endlich ertönte, war es Masak, der sich brüllend dem Gegner entgegen warf. Er wich dem Kopf eines Groul aus, dessen scharfzähniges Maul nach ihm schnappte, und rammte dem auf ihm sitzenden N’Guur das Schwert bis zum Heft in die Brust.
Bevor er seine Waffe herausziehen konnte, hämmerte ihm einer der Barbaren den Morgenstern in den Schädel. Masak fiel wie vom Blitz gefällt zu Boden.
Threm, der Kulan gestützt hatte, ließ ihn zu Boden sinken. Sein ängstlicher Blick wanderte zwischen seinen Brüdern hin und her. Er starb, als die verbliebenen N’Guur-Krieger ihre Reittiere nach vorn trieben, und er von einem Groul niedergetrampelt wurde.
Karem und Crom zogen sich vorsichtig zurück, während die N’Guur den am Boden liegenden Kulan töteten.
Die Menge feuerte nun die Barbarenkrieger an, die langsam näher rückten. Die Gesichter der N’Guur mit ihren weißen Kreisen um die Augen blieben ausdruckslos, während sie die Waffen in den Händen kreisen ließen.
Plötzlich und vollkommen unerwartet sprang Crom nach vorn. Mit einem mächtigen Satz warf er sich gegen einen Groul, der durch den Aufprall zu Boden geschmettert wurde. Sein Reiter flog im hohen Bogen aus dem Sattel und wurde gegen die Mauer der Arena geschleudert, wo er mit verdrehten Gliedern regungslos liegen blieb.
Crom packte den großen Schädel der sich unter ihm windenden Echse mit beiden Pranken und riss den Kopf ruckartig nach hinten. Mit lautem Knacken brach das Genick des Grouls. Die Hinterbeine zuckten noch einmal, dann lag das riesige Wesen tot im Sand.
Die anderen beiden N’Guur nutzten die Situation und trieben ihre Reitechsen an, um den allein stehenden Karem niederzutrampeln. Karem wartete, bis sie auf wenige Schritte heran waren, dann ließ er sich auf die Knie fallen. Sein Schwertwirbelte im Sonnenlicht und durchtrennte eines der Hinterbeine des linken Grouls knapp unterhalb des Kniegelenks. Ein Schwall rotes Blut ergoss sich in den Sand, während der Groul nach vorn stürzte. Sein Reiter ließ sich aus dem Sattel fallen, rollte sich über die Schulter ab und kam mit einer katzengleichen Bewegung wieder auf die Füße, aber er war nicht schnell genug. Karems Schwert fuhr in seine Kehle.
Der letzte verbliebene N’Guur riss seine Reitechse herum, aber der Groul kam im Blut seines toten Artgenossen ins Straucheln. Während das Tier sich bemühte, das Gleichgewicht zu halten, donnerte Croms blitzende Axt in den Rücken des N’Guur. Die Wucht des Schlages war so groß, dass das menschliche Fleisch durchbohrt wurde und das Axtblatt tief in die Wirbelsäule des Groul drang.
Crom ließ den Axtstiel los. Seine geballte Faust hämmerte gegen den Echsenschädel. Das Tier konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Mit zuckenden Gliedern, die Axt mit dem aufgespießten N’Guur noch immer im Rücken, verendete es qualvoll.
Karem erhob sich. Über und über mit Echsenblut beschmiert, wankte er zu Crom. Unter dem tobenden Beifall der Zuschauer umarmte er den Ork. Sie hatten überlebt.
Als sie vor den Imperator traten, schwieg die Menge ehrfurchtsvoll. Cassius III. erhob sich schwerfällig von seinem prunkvollen Diwan. Ein Sklave reichte ihm eine Pergamentrolle, die er öffnete und den Inhalt verlas:
»Seit eintausend Jahren gilt im Römischen Imperium die Einstellung, dass außergewöhnlicher Mut und Tapferkeit vom Kaiser belohnt werden. Ihr habt diese Arena als Sklaven betreten, ihr werdet sie als freie Männer verlassen.« Sein Blick fiel auf den Ork, und ein süffisantes Lächeln glitt über seine Züge. »Nehmt diesen Ring des Kaisers und diese Urkunde, die euch alle Rechte eines
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