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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Anwesenheit des anderen genossen. Zaram hatte nicht viel gesprochen, und Karem hatte seit langem wieder reiten können. Der Pelzhändler hingegen war froh über die Tatsache gewesen, dass ein junger Krieger ihn einen Großteil des Weges begleitete. Hier in den dunklen Wäldern gab es unzählige Räuberbanden, die für einen einzelnen Reisenden eine große Gefahr darstellten, besonders, wenn wie im Falle Zarams offensichtlich war, dass hier ausreichend Beute gemacht werden konnte. Die zwei Pferde und die voll bepackten Maulesel sprachen eine deutliche Sprache.
    Zaram hatte versucht, Karem zu überreden, ihn weiterhin zu begleiten und ihm Geld geboten, aber der junge Mann hatte abgelehnt, aus irgendeinem Grund zog es ihn in eine andere Richtung.
    Karem lächelte, als er an Zarams wilde Flüche dachte, als er dessen großzügiges Angebot ausgeschlagen hatte. Zaram hatte ihn wüst, aber nicht ernsthaft beschimpft und ihm viel Glück gewünscht. Bei ihrem Abschied hatte er Karem einen Teil seiner Vorräte geschenkt, so dass sich dieser die nächste Zeit keine Sorgen machen musste, etwas Essbares aufzutreiben.
    Die Sonne schien und Karem genoss die angenehme Kühle des Waldes. Er überquerte gerade eine kleine Lichtung, die direkt neben einer der größeren Handelsstraßen dieser Gegend lag, als er aus einem nahen Dickicht Hilferufe vernahm.
    Vorsichtig schlich er näher.
    Drei Männer hatten eine Frau zu Boden geworfen und machten Anstalten, sie zu vergewaltigen. Der Größte von ihnen, ein breitschultriger Mann mit fettigem, schwarzen Haar und einer hässlichen Narbe auf seinem Gesicht, hatte seine Hose heruntergezogen und sein erigiertes Geschlechtsteil entblößt.
    Keiner der drei bemerkte Karem, der mit dem Schwert in der Hand hinter sie trat. Alle starrten auf die Frau herab, deren volle Brüste durch den zerfetzten Stoff schimmerten. Ihre Hilferufe waren in ein flehendes Wimmern übergegangen. Neben ihr lag die kopflose Leiche eines Mannes.
    Karem schlug mit dem Schwert leicht gegen die Metallscheide. Die drei Männer fuhren herum. Ihre wilden Augen zuckten umher und versuchten einzuschätzen, mit wie vielen Gegnern sie es zu tun hatten. Als sie feststellten, dass Karem allein war, lächelten sie bösartig.
    Der Anführer zog seine Hose hoch.
    »Was willst du?«, fragte er mit schneidender Stimme.
    Karem deutete mit dem Schwert auf die Frau. »Lasst sie gehen!«
    Der andere lachte bellend, wurde aber gleich darauf wieder ernst. »Hör zu, Fremder. Die Zeiten sind hart. Wir haben diese Schlampe und ihren Diener überfallen, weil sie teure Kleidung trugen, aber leider ...« Er versetzte der am Boden Liegenden einen Tritt. »... wurden wir enttäuscht. Außer wertlosem Tand haben sie nichts mit sich geführt. Es ist also unser gutes Recht, wenn wir uns nun ein bisschen mit ihr vergnügen. Wenn wir mit ihr fertig sind, kannst du sie haben und mit ihr machen, was du willst. Fick sie oder lass es, aber diese Frau wird nirgendwo hingehen, bevor ich ihr nicht bewiesen habe, dass hier in den Wäldern besondere Männer leben!«
    »Du wirst sehr bald ein toter Mann sein, wenn du nicht von ihr ablässt«, entgegnete Karem ruhig.
    Auf einen unausgesprochenen Befehl zogen die Räuber ihre Schwerter blank. »Jungchen, ich hoffe, du bist so gut mit dem Schwert, wie mit deinem Mundwerk!«, zischte der Anführer und griff an.
    Es war ein kurzer Kampf. Alle drei waren wild, aber plump und ungeschickt. Es fiel Karem leicht, sie zu töten.
    Als es vorüber war, wischte er sein blutiges Schwert an der Kleidung des Anführers sauber, bevor er es in die Scheide zurück gleiten ließ.
    Die junge Frau hatte sich aufgerichtet. Mit beiden Händen hielt sie ihr zerfetztes Kleid zusammen und versuchte, ihre Blöße zu verbergen. Ihr ungläubiger Blick wanderte zwischen Karem und den Toten hin und her.
    »Danke ... danke«, stammelte sie.
    Karem schritt zu ihr und half ihr beim Aufstehen. Ihre Glieder zitterten unkontrolliert. Jetzt wo die Gefahr vorüber war, begann sie hemmungslos zu weinen. Karem versuchte nicht, sie zu trösten, sondern wartete ruhig, bis der Anfall beendet war.
    »Wer ist das?«, fragte er und deutete auf ihren toten Begleiter.
    »Ein Diener. Sein Name war Lurd«, seufzte sie leise.
    »Wir können ihn und die anderen nicht begraben. Ich habe keine Schaufel, aber wir sollten sie mit Zweigen bedecken, sonst zieht der Geruch jeden Wolf und jeden Bären der Gegend an, und danach sollten wir sehen, dass wir von hier verschwinden.

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