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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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des schnellen Zuschlagens und wieder Zurückziehens noch konsequenter ausführen, aber zuerst habe ich eine Frage«, sprach der Fürst weiter. »Wie viele Pferde wurden bei dem Angriff so schwer verletzt, dass es keine Möglichkeit gibt, sie zu retten?«
    »Sechsundzwanzig, Herr«, antwortete Sandor, der nicht wusste, worauf sein Führer hinauswollte.
    Ronder deutete auf die ausgebreitete Karte. »Canais Truppen versorgen sich durch diesen Fluss mit Wasser. Führt die Tiere zu dieser Biegung, gleich hinter den Hügeln, tötet sie, öffnet ihre Leiber und lasst sie ausbluten. Dann werft ihr die Kadaver ins Wasser, aber bindet sie am Ufer fest, damit sie nicht abgetrieben werden können.«
    Nun verstand Sandor, was Ronder plante. Er wollte Canais Trinkwasser vergiften. Wieder einmal musste er Ronder Respekt für seine Klugheit zollen.
     
    Der König betrachtete seine neuen militärischen Führer, die er kurzerhand in den Rang von Generälen befördert hatte. Es waren gute Männer, die sich schon oft im Kampf bewährte hatten. Wie es um ihre taktischen Qualitäten stand, würde sich zeigen. Die sechs Männer standen vor seinem Thron, den er aus Denan mitgeführt hatte, und der nun in seinem Zelt aufgestellt worden war. Sie alle wussten um das Schicksal ihrer Vorgänger, und ihre Gesichter zeigten die nur schlecht verborgene Furcht vor dem Zorn des Königs.
    »Ich erwarte Vorschläge!«, stellte Canai kurz und bündig fest.
    Sirius, ein hagerer, groß gewachsener Mann mit schütterem, braunem Haar und tiefen Falten auf der Stirn ergriff das Wort. »Herr, wir haben uns beraten und sind einstimmig der Meinung, dass wir das Lager sofort abbrechen und gegen Melwar ziehen sollten.«
    »Und warum seid ihr dieser Meinung?«, fragte der König nur mäßig interessiert. Er hatte schon einen eigenen Plan entworfen. Die Tatsache, dass er den Generälen zuhörte, bedeutete noch lange nicht, dass er großen Wert auf ihre Vorschläge legte.
    »Fürst Ronder ist im Augenblick in der aktiven Position, und wir können nur auf seine Angriffe reagieren. Er scheint gut auf diese Situation vorbereitet zu sein, wie seine flexible Vorgehensweise heute Morgen gezeigt hat. Wir sollten den Spieß umdrehen und ihm unsere Kampfweise aufzwingen, indem wir Melwar belagern.«
    König Canai bedachte Sirius mit einem anerkennenden Lächeln. Der Mann war nicht dumm. Trotzdem hatte er einen entscheidenden Aspekt übersehen.
    »Genau das werden wir nicht tun!«, entschied der König. »Ohne Zweifel erwartet Ronder genau diese Vorgehensweise von uns und lauert uns irgendwo zwischen hier und der Stadt auf! Nein! Ich will nicht, dass er sich hinter seinen Mauern verkriecht wie eine Ratte in ihrem Loch. Er soll uns mit seiner lächerlichen Armee im freien Feld gegenübertreten, wo wir ihn mit unserer Übermacht erdrücken werden. Ronder wird wiederkommen, aber diesmal werden wir ihm eine Überraschung bereiten.«
    »Herr ...«, versuchte Sirius einzuwerfen.
    Die Augen des Königs nagelten ihn fest. »Ihr seid mit meinem Vorschlag nicht einverstanden?«
    »Natürlich, Herr!«
    »Dann trefft die Vorbereitungen. Ich will, dass das ganze Lager von tiefen Gräben umschlossen wird. Lasst die Gräben mit Öl füllen und stellt Wachen im Abstand von zehn Metern auf. Nur die Hälfte aller Männer darf schlafen, der Rest bleibt in voller Rüstung und einsatzbereit. Und sendet Kundschafter aus, die herausfinden sollen, wo sich Ronder und seine Männer verbergen.«
    Die Generäle verbeugten sich tief und verließen das Zelt, um den Anordnungen des Königs Folge zu leisten.
     
     
     
    Gegen Mittag trafen sich der Fürst und seine Generäle zu einer erneuten Besprechung.
    »Sind die Späher zurückgekehrt?«, fragte Ronder ungeduldig, als die Männer die Zeltbahn am Eingang beiseite schoben und eintraten.
    »Alle drei, Herr!«, bestätigte General Sandor lächelnd. Er berichtete von Canais Vorbereitungen.
    »Er lässt also Gräben ausheben und mit Öl füllen?«, fragte Ronder nach.
    »Ja, Herr!«
    »Gut! Dann habe ich folgende Anweisungen für euch; wir greifen heute Nacht zur Stunde des Hundes an. Avetar, die Bogenschützen sollen sich vorbereiten. Ich möchte, dass sie den restlichen Tag nutzen und üben. Was ich von ihnen erwarte, erkläre ich später. Alle Truppenteile werden am Kampf teilnehmen, aber die Reiter, die ich führen werde und die Orks tragen bei unserem Vorhaben den schwersten Teil, deswegen ist es wichtig, dass wir nach einem festen Zeitplan handeln.«

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