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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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andern hinge-macht in ihrer Mausefalle, bei Gott!«
    Seine Augen funkelten. »Begreifen Sie, was für ein fabelhaftes Versteck Provins sein kann? Ein Untergrund wie ge-150
    schaffen für heimliche Treffen, und von den Einheimischen macht keiner den Mund auf. Gewiß, die Männer des Königs kommen auch nach Provins, verhaften die Templer, die sich an der Oberfläche zeigen, und bringen sie nach Paris.
    Reynaud de Provins wird gefoltert, aber er schweigt. Nach dem geheimen Plan, das ist klar, mußte er sich fangen lassen, damit man glaubte, Provins sei gesäubert worden, aber zugleich mußte er ein Signal aussenden: Provins hält stand.
    Provins, der Ort der neuen unterirdischen Templer... Höhlen und Gänge, die von Haus zu Haus fuhren, man tritt wie von ungefähr in einen Kornspeicher, und heraus kommt man in einer Kirche. Höhlen, die mit Säulen und Gewölben ausgebaut sind, jedes Haus in der Stadt hat noch heute einen Keller mit Spitzbogengewölben, es werden mehr als hundert sein, jeder Keller, was sage ich, jeder unterirdische Saal war der Eingang zu einem der Höhlengänge.«
    »Vermutungen«, sagte ich.
    »Nein, junger Mann. Beweise. Sie haben die Höhlen von Provins nicht gesehen. Säle und Säle, im Innern der Erde, voller Wandzeichnungen. Die meisten finden sich in den Seitenhöhlen, den Lateralalveolen, wie die Höhlenforscher sie nennen. Es sind hieratische Darstellungen druidischen Ursprungs. Aus der Zeit vor der Ankunft der Römer. Cäsar ist dort vorbeigekommen, und dort unten planten die Galli-er den Widerstand, den Zauber, den Hinterhalt Und dann gibt’s da auch die Symbole der Katharer, jawohl, meine Herren, die Katharer waren nicht nur im Süden, die im Süden wurden vernichtet, die in der Champagne haben insgeheim überlebt und sich hier versammelt, in diesen Katakomben der Ketzerei. Einhundertdreiundachtzig sind oben verbrannt worden, und die anderen haben unten überlebt. In den Chroniken werden sie bougres et manichéens genannt und wie sich’s trifft, die bougres waren die Bogomilen, Katharer bulgarischer Herkunft, sagt Ihnen das Wort bougre im Französischen nichts? Anfangs bedeutete es Sodomit, weil man behauptete, die bulgarischen Katharer hätten dieses kleine Laster...« Der Oberst lachte ein bißchen gezwungen. »Und wer wurde nun desselben kleinen Lasters bezichtigt? Sie, die Templer! Kurios, nicht wahr?«
    »Bis zu einem gewissen Punkt«, sagte ich. »Wer damals einen Ketzer erledigen wollte, beschuldigte ihn der Sodo-151
    mie...«
    »Gewiß, und denken Sie nicht, ich dächte, die Templer hätten... Ich bitte Sie, das waren Kriegsmänner, uns Kriegsmännern gefallen die schönen Frauen. Ob mit oder ohne Gelübde, ein Mann ist ein Mann. Ich habe das hier nur er-wähnt, weil ich nicht glaube, daß es ein Zufall ist, wenn katharische Häretiker in einem Templermilieu Zuflucht fanden, und in jedem Fall hatten die Templer von ihnen gelernt, wie man sich im Untergrund bewegt.«
    »Aber letzten Endes«, sagte Belbo, »sind das alles doch Hypothesen...«
    »Ausgangshypothesen. Ich habe Ihnen nur dargelegt, warum ich darauf verfallen bin, Provins zu erkunden. Kommen wir nun zu der eigentlichen Geschichte. Im Zentrum von Provins gibt es ein großes gotisches Gebäude, die Grange-aux-Dîmes, das ist der Kornspeicher, in dem man den Zehnten einlagerte, und Sie wissen, daß eines der Privilegien der Templer darin bestand, den Zehnten direkt eintreiben zu dürfen, ohne dem Staat etwas dafür zu schulden. Unter diesem Speicher, wie überall, ein Netz von Gängen, heute in sehr schlechtem Zustand. Nun also, während ich in den Archiven von Provins suche, fällt mir eine Lokalzeitung von 1894 in die Hände. Darin wird berichtet, daß zwei Dragoner, die Chevaliers Camille Laforge aus Tours und Edouard Ingolf aus Petersburg (sic, aus Petersburg), einige Tage zuvor die Grange besichtigt hätten, mit einem Wärter, und dabei auch in einen der unterirdischen Säle hinabgestiegen seien, im zweiten Stock unter der Erde, wo dann der Wärter, um ihnen zu zeigen, daß es darunter noch weitere Stockwerke gebe, mit dem Fuß aufgestampft habe, so daß man es dröhnen hörte. Der Chronist lobt die kühnen Dragoner, die sich nun mit Laternen und Seilen versahen, in wer weiß welche Höhlen eindrangen wie Kinder in ein Bergwerk und sich auf allen Vieren durch mysteriöse Gänge zwängten. Schließlich gelangten sie, sagt die Zeitung, in einen großen Saal mit einem schönen Kamin und einen Brunnen in der Mitte. Sie

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