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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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anlangten, lag Morrison neben seinem Sessel am Boden. Er blutete aus einer Platzwunde am Kopf und stöhnte. »Lauft dem Mistkerl hinterher!«, rief er. »Beeilt euch, sonst ist er weg!«
    Vom Fenster der Schaltzentrale aus sah Purdy, wie Laurie über die Absperrung zum Kapselport sprang, den Gang hinunterlief und um die Ecke verschwand.
    Verdammt! Wie konnte jemand so fett und dabei so schnell sein? »Den kaufe ich mir!«, rief Purdy den anderen grimmig zu und spurtete los. Er nahm Anlauf, sprang ebenfalls über die Absperrung hinweg und setzte ihm nach. Wenn er sich ein wenig beeilte, schaffte er es womöglich, Laurie einzuholen und zu überwältigen. Hauptsache, der erreichte die Schleuse nicht vor ihm!
    Nur wenige Sekunden später kam Purdy zu einer Stelle, wo der Gang nach rechts und links abzweigte. Laurie war nach links gelaufen. Purdy war so sehr damit beschäftigt, sich auf den bevorstehenden Sprint gefasst zu machen, um Laurie vor der rettenden Schleuse zu erwischen, dass er ohne jede Vorsicht um die Ecke bog.
    Das Letzte, was Purdy sah, bevor ihn der Schmerz zunächst in weißes Licht und dann in erlösende Dunkelheit hüllte, war die runde Unterseite des Wandfeuerlöschers, den Laurie ihm wie einen Rammbock mitten ins Gesicht stieß.
     
    Keuchend rannte Laurie den Korridor entlang. Sie würden ihn nicht erwischen! Er mochte fett sein, er mochte langsam sein, aber er war einfach viel zu gut vorbereitet. Mit einem Knopfdruck schloss er gleichzeitig die Stahlschotte der letzten drei Sicherheitsschleusen hinter sich. Das Know-how stammte aus dem Schiffsbau. Und genauso funktionierten die Schotte auch. Einmal geschlossen, konnten sie nur durch einen äußerst komplizierten und zeitraubenden Prozess wieder geöffnet werden.
    Laurie erreichte die Gangway, die zum Einstieg von Elevator 5 führte, und stolperte sie mit dem Koffer unter dem rechten Arm hinunter. Die Stahlroste schepperten unter seinen schweren Schritten. Keine 50 Meter weiter lag die Andockstation. Die Tür der Elevator-Kapsel stand offen, das konnte er schon von Weitem sehen. Es lief alles nach Plan.
    Schnaufend und nach Luft ringend, erreichte er die Kapsel, warf den Koffer mit den Papieren hinein, kletterte selbst hinterher und drückte den roten Knopf neben der Tür. Der Verriegelungsmechanismus klickte und surrte. Vollautomatisch verschloss sich die Kapsel hermetisch. Laurie verspürte einen dumpfen Schmerz in den Ohren, als sich die Druckverhältnisse änderten, weil sich draußen das Vakuum aufbaute. Er hielt sich die Nase zu und blies hinein, bis es in seinen Ohren knackte und der Schmerz nachließ. Erleichtert ließ er sich in den weichen Ledersitz fallen.
     
    In der Schaltzentrale der Elevator-Einheit war es Scott Morrison gelungen, wenigstens die manipulierten Kameras wieder flottzumachen. Statt der Videoaufnahme mit menschenleeren Gängen, die Laurie als Endlosschleife in das System eingespeist hatte, sahen sie jetzt, was der abtrünnige Agent da draußen in Elevator 5 trieb.
    »Können Sie denn gar nichts tun, Scotty?«, fragte Millycent, die unverwandt den Bildschirm anstarrte. »Er muss doch irgendwie aufzuhalten sein.«
    »Leider sind mir die Hände gebunden.« Morrison hob die Arme und sah die unzähligen blinkenden Knöpfe auf der Schaltfläche vor sich so erstaunt an, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. »Er hat die Administratorrechte. Der Mistkerl hat sich ins System eingehackt und sämtliche Passwörter geändert. Ich kann gar nichts tun. Ich könnte nicht mal die Klospülung betätigen, wenn er es nicht will.«
    Purdy hielt ein großes Taschentuch an seine blutige Nase und stieß einen Laut aus, der an ein leises Wimmern erinnerte.
    Auch Darwin Night wimmerte, wenngleich aus anderen Gründen. Irgendwer würde das alles Ihrer Majestät der Königin erklären müssen. Irgendwer würde für all das die Verantwortung tragen. Und irgendwie wurde Night das Gefühl nicht los, dass dieser Jemand er selbst sein würde.
    »Können Sie nicht einfach das System herunterfahren und neu starten?«, schlug Adrian vor.
    »Ich kann gar nichts mehr tun«, wiederholte Morrison noch einmal. Man sah ihm an, wie sehr er in seiner Ingenieursehre verletzt war; die Beule an seinem Hinterkopf schmerzte nicht halb so sehr. »Das Einzige, was wir jetzt noch tun können, ist dazusitzen und zuzusehen, wie Laurie mit den Unterlagen abhaut. Tut mir leid, Leute.«
     
    Die Kapsel hielt an. Laurie schnallte sich ab und stemmte sich aus dem Ledersitz

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