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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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altmodisch und staubig daher. Aber das ist nur ein Trick. In Wahrheit ist er ein ganz gewiefter, ausgebuffter Fuchs.«
    »Ich werde Ihnen gleich einen Flug buchen, Monsieur.« Während er sprach, fixierte Renfield mit starrem Blick eine Fliege, die auf dem Buchstaben E der Tastatur seines Laptops hockte und sich die dünnen Fliegenbeine rieb, so als freue sie sich schon auf einen leckeren Happen. »Das …« Seine rechte Hand schnellte peitschengleich über die Tastatur, erwischte die Fliege von hinten und schloss sie in seiner Faust ein. »… das ist nur eine Sache von Minuten.« Er warf die Fliege mit aller Kraft auf den Tisch, wo das Insekt eine Weile benommen auf dem Rücken liegend, wie ein winziger Brummkreisel rotierte, bis Renfield es beherzt mit Daumen und Zeigefinger packte und hastig in den Mund steckte. »Der nächste Flug geht in sechs Stunden. Sie könnten also schon zum Frühstück in München sein.«
    »Herr im Himmel, sind Sie ekelhaft!« Rains starrte auf Renfields mahlende Zähne und schauderte angewidert.
    Gott sei Dank kam in diesem Augenblick der Kellner mit dem Absinth an den Tisch.

Städtisches Gymnasium, Ingolstadt
     
    Da konnte er noch so kräftig in die Pedale treten, zum Unterricht würde er es sowieso nicht mehr pünktlich schaffen. Er war wieder mal viel zu spät dran. Die Schulglocke schrillte schon, als er am folgenden Morgen mit dem Fahrrad auf das Schulgelände einbog. Das klapprige alte Ding ächzte und stöhnte, als er aus voller Fahrt vor dem Fahrradschuppen auf die Bremse stieg und absprang.
    Tante Margret hatte ihn schon wieder nicht geweckt. Und das, wie er annahm, mit voller Absicht! Obwohl sie sich nachher bei ihm entschuldigt hatte. Adrian vermutete trotzdem, dass das wieder eine ihrer pädagogisch wertvollen Maßnahmen war, von denen sie in letzter Zeit immer häufiger sprach, und irgendein tieferer Sinn dahintersteckte, der sich ihm dummerweise nicht erschloss. Warum sonst weckte sie ihn nicht, wenn er den Wecker nicht gehört hatte? Warum sonst unterschrieb sie seine missratenen Diktate und Mathearbeiten nicht? Warum sonst gab es zwar Ärger für Fünfen und Sechsen, jedoch kaum mal Lob für bessere Noten? Tante Margret war schon im Normalfall nicht der Typ Mensch, der leichtfertig mit Lob um sich warf, aber wenn es um seine schulischen Leistungen ging, schien sie der besonders festen Überzeugung zu sein, Lob verderbe den Charakter.
    Ärgerlich schob Adrian sein Fahrrad in den unbeleuchteten Schuppen. Er war so in Gedanken, dass er Herrn Waldmann, der mit seinem grauen Kittel in der Dunkelheit des Fahrradschuppens kaum auffiel, gar nicht bemerkte. Er ging glatt an ihm vorbei. Und als Waldmann ihm von hinten die Hand auf die Schulter legte und »Na, junger Mann, ein bisschen spät dran heute« sagte, zuckte Adrian mit einem Schrei zusammen und ließ vor Schreck sein Fahrrad los. Herr Waldmann fing es auf.
    »Mensch, haben Sie mich erschreckt!« Adrian musste erst mal durchatmen. Sein Herz raste, als habe er einen Sprint hingelegt. »Ich hab mir fast in die Hose gemacht.«
    Herr Waldmann lachte. »Tut mir leid« sagte er. »Hast wohl gedacht, der Major hätte dich wieder am Schlafittchen, was?«
    Adrian blies die Wangen auf und nickte. »Wenn der mich noch mal erwischt, kann ich gleich auswandern.«
    Der »Major« war Herr Kröger, der Schulleiter. Er gehörte noch zur alten Garde, wie man so schön sagte, und er war wirklich angsteinflößend. Wenn man sich gut mit ihm stellte – und dazu gehörten leider auch gute Noten in Mathe –, konnte man alles von ihm haben. Doch wehe, er erwischte einen beim Träumen oder man beging das Verbrechen, eine dieser verdammten binomischen Formeln nicht auswendig hersagen zu können, wenn man dazu aufgefordert wurde – dann gnade einem Gott.
    Herr Waldmann streckte die Hand aus. »Na, gib schon die Schlüssel her. Ich schließ dein Rad für dich ab.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache. Dann kommst du nachher also noch vorbei?«
    »Ja klar. Tante Margret hat mir den PC weggeschlossen, sodass ich nicht ins Netz kann. Und ich muss doch sehen, ob ich den alten Koffer bekommen habe, den ich ersteigern wollte.«
    »Einen alten Koffer?« Herr Waldmann schüttelte den Kopf. »Auf was für Zeug du immer bietest. Soll ich dir vielleicht meine Angel leihen? Dann kannst du dir die ollen Sachen auch aus dem Bach fischen. Ist jedenfalls billiger.«
    Adrian nahm den Rucksack, in dem sich seine Schulsachen befanden, vom Gepäckträger und warf ihn

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