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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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Mögliche kaufen – das machen Leute manchmal, wenn sie sonst nichts haben, worüber sie sich freuen können. Habe ich neulich gelesen.«
    Adrians Blick fiel auf die BILD-Zeitung, die aus Herrn Waldmanns Arbeitstasche hervorlugte. »Na, wenn Sie es gelesen haben, muss es ja stimmen«, meinte er dann.
    Der Hausmeister boxte Adrian in gespielter Entrüstung gegen die Schulter. »Du bist ganz schön frech für dein Alter, weißt du das?«
    »Echt? Ist mir noch gar nicht aufgefallen.« Adrian loggte sich aus und wandte sich zu Herrn Waldmann um. »Ich habe Expressversand angeklickt. Wahrscheinlich kommt der Koffer schon in zwei, drei Tagen an«, sagte er. »Geben Sie mir Bescheid, wenn er da ist?«
    Waldmann runzelte die Stirn. »Ich sollte das nicht tun, Adrian – und das weißt du.«
    »Hey, Mann, ist ja nicht so, als ob ich Tante Margret beklauen würde«, sagte Adrian. »Die Kohle kriegt sie schließlich jedes Mal wieder. Ich nehme was von meinem Taschengeld und lege es ihr ins Portemonnaie zurück. Ich leih mir doch nur diese blöde Karte ab und zu aus.«
    Der Hausmeister stieß einen tiefen Seufzer aus und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Ich muss verrückt sein, so was zu unterstützen.«
    Adrian lächelte. »Danke.« Er stand auf, schnappte sich seinen Rucksack und ging zur Tür. »Sie sind echt der Beste. Ich werde es irgendwie wiedergutmachen.«
    »Schon okay.«
    In der Tür stehend, drehte er sich noch einmal um. »Wie sieht’s aus, soll ich Ihnen ein Date mit meiner Tante besorgen?«
    »Treib es ja nicht zu weit, junger Mann.« Herr Waldmann hob drohend den Zeigefinger. Er versuchte, sehr ernst auszusehen, vermasselte es aber, denn seine Augen verrieten deutlich das Lachen, das er zu unterdrücken versuchte. »Nun hau schon endlich ab.«
    »Okay. Dann bis morgen.«
    Damit war Adrian verschwunden.

Abflug

    Paris, Frankreich
     
    Als Monsieur J.-C. Rains um Viertel vor acht Uhr in Begleitung seines Dieners Renfield in Paris vor dem Flughafen Charles de Gaulle aus einem Taxi stieg, kam er nicht umhin, festzustellen, dass er von Glück sagen konnte, trotz seines Alters noch so gut in Schuss zu sein. Mit einem künstlichen Hüftgelenk oder Stiftzähnen wäre das, was er nun vorhatte, nämlich vollkommen unmöglich gewesen.
    Rains betrat die Abfertigungshalle, orientierte sich kurz und steuerte dann zielstrebig auf die nächste Herrentoilette zu. Renfield folgte ihm wie ein Schatten. In weniger als 15 Minuten würde es umgekehrt sein.
    Rains reiste gern mit dem Flugzeug und hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, dies nackt und somit unsichtbar zu tun. Denn sicherlich wäre er mit Schweißerbrille, Bandagen und Handschuhen bekleidet in jeder Flughafenkontrolle durchgefallen – spätestens, wenn er einiges davon hätte ablegen müssen. So aber hatte es einfach den Anschein, Monsieur Renfield aus Paris wolle eben ungestört reisen und habe deshalb auch gleich die Plätze rechts und links neben sich gebucht.
    Früher hatten sie eingecheckt und einfach vorgegeben, Monsieur Rains habe es sich kurzfristig anders überlegt und sei nicht zum Abflug erschienen. Das hatte meist für verwunderte Gesichter bei den Flugbegleitern gesorgt, aber sonst keinerlei Probleme verursacht. Aber diese Zeiten waren vorbei. Spätestens seit dem 11. September 2001 kam man in Teufels Küche, wenn man einen herrenlosen Koffer mitführte. Damit hatte Renfield seine Erfahrung auf die harte Tour gemacht. Er selbst war damals mehr als vier Stunden lang verhört worden, während Monsieur Rains’ Koffer von einem neunköpfigen Sondereinsatzkommando aus der Maschine entfernt und mithilfe eines ferngesteuerten Roboters noch auf der Rollbahn gesprengt worden war.
    Bis auf einen rothaarigen Mann im grauen Anzug, der mit ebenso roten Ohren am Handtrockner stand und versuchte, einen Wasserfleck aus seinem Hosenbein zu föhnen, war der Raum leer. Renfield wartete im Vorraum der Herrentoilette und vertrieb sich die Zeit mit ein paar Silberfischen, während Rains in einer der saubersten Kabinen verschwand, sich auszog und seine Kleider in einem mitgebrachten Attaché-Koffer verstaute, wobei er sich, auf Zehenspitzen herumtänzelnd, vergeblich bemühte, nicht in die Urinpfützen zu treten.
    »Haben Sie auch die Tickets, Renfield?« Rains’ Stimme klang gedämpft und angestrengt hinter der Toilettentür. Ein Poltern war zu hören. Wahrscheinlich war er wie immer beim Ausziehen der Strümpfe gegen die Kabinenwand gekippt.

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