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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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den Seifenspendern«, sagte er und räusperte sich. Die Fußabdrücke endeten indes vor einem gerahmten Werbeplakat für Bräunungscreme.
    Renfield leckte seine Handflächen an und fuhr sich damit glättend übers Haar. Als er fertig war, nahm er den Koffer wieder an sich, verließ die Toilette und gab ihn am Schalter auf.
    Dann gingen Rains und er gemeinsam zum Flugsteig.
    Nur das leise, schluppende Geräusch feuchter nackter Fußsohlen auf poliertem Granit verriet, dass die merkwürdige Gestalt im viel zu kurzen Anzug, die unter dem Namen Renfield für den Flug nach München eingecheckt hatte, nicht allein unterwegs war.

Night’s Agency, Elevator 2, London, 23. Juli 2011
     
    Warum das Ding Fahrstuhl hieß, war Maxwell Purdy selbst nach all den langen Jahren noch immer ein Rätsel. Der landläufigen Vorstellung von einem Fahrstuhl entsprachen die Elevators der Agency jedenfalls nicht. Von einem herkömmlichen Aufzug erwartete man, dass er einen nach oben oder unten beförderte. Diese Kapseln jedoch arbeiteten auf der horizontalen Ebene. Im Grunde waren sie eine Art superschnelle U-Bahn, die nach dem Prinzip der Rohrpost funktionierte. Eine hermetisch abgeschlossene Edelstahlkapsel mit einem einzelnen Bullauge, die, von einem Vakuum angesaugt, mit knapp 500 Meilen pro Stunde durch ein Netz von Röhren schoss, wobei derselbe vermaledeite Computer, der auch die Störsender steuerte, verhindern sollte, dass man an den Tunnelwänden zerschellte.
    Das System basierte auf einer genialen Erfindung von Alfred Ely Beach, der für seine pneumatische U-Bahn 1870 eine unterirdische Teststrecke in New York zwischen Broadway und Warren Street konstruiert hatte. Als die Erfindung sich jedoch nicht durchsetzte und letztlich in Vergessenheit geriet, erwarb die Familie Night die Patentrechte und trieb die Entwicklung im Geheimen voran.
    Purdy hatte schon einige Fahrten hinter sich, aber sein Respekt vor dieser Art des Reisens (das Wort »Angst« versuchte er, so gut es eben ging, zu vermeiden) war mit jedem Mal größer geworden.
    Die Agency nutzte die Elevators , um möglichst schnell von London aus zum Kontinent zu gelangen. Es gab Verbindungen zu den meisten zentraleuropäischen Ländern, in denen die Agency über wenigstens eine, in Ländern wie Frankreich, Deutschland oder Italien beispielsweise aber auch über mehrere Außenstellen verfügte. Eine Röhre nach Übersee gab es allerdings nicht. Bei Amerikareisen war man noch immer entweder auf den Luftverkehr oder auf das gute alte Kreuzfahrtschiff angewiesen. Purdy arbeitete am liebsten in den Staaten. Jetzt ging es allerdings nach Deutschland.
     
    Drei volle Tage hatte es gedauert, den Gewinner der eBay-Auktion ausfindig zu machen. Laurie hatte sein Bestes gegeben, aber die Schäden an den Kabelsträngen waren wohl einfach zu groß gewesen.
    Sah man von der Fahrt mit dem Elevator ab, hätte Purdy durchaus Gefallen an der Reise finden können. Deutschland war so schön sauber, und Purdy schätzte Ordnung und Sauberkeit. Sein eigenes Land, wo überall Müll herumlag, war eine Schande dagegen. Das britische Empire hatte im Laufe der Jahrhunderte deutlich mehr als nur ein bisschen Patina angesetzt. Einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Anreiz bot natürlich seine Kollegin, Agent Millycent Miller. Einer der Gründe, weshalb Mr Night darauf bestanden hatte, dass sie ihn begleitete.
    Purdy, der schon einige Einsätze mit ihr bestritten hatte, war sich der Tatsache bewusst, dass man leicht den Fehler beging, sie als Gegnerin zu unterschätzen – und das war durchaus eine ihrer Stärken. Auf den ersten Blick schien Millycent nämlich dem gängigen Klischee vom hübschen, aber dummen Supermodel zu entsprechen: langes blondes Haar, sinnliche rote Lippen und ein makelloser Körper. Allerdings besaß sie einen IQ, der irgendwo jenseits von 130 lag. Soviel Purdy wusste, hatte sie über irgendeinen für ihn völlig unverständlichen Teilbereich von Einsteins Relativitätstheorie promoviert, was erstaunlich war, denn sie legte nicht den geringsten Wert darauf, mit ihrem Doktortitel angesprochen zu werden. Im Gegenteil, er schien ihr eher peinlich zu sein. Darüber hinaus war sie, wie alle Agenten der Agency, in den gängigen Nahkampftechniken ausgebildet. Etwas, das Purdy bei seiner ersten Begegnung mit ihr am eigenen Leib erfahren musste. Das war eine der Episoden, die er am liebsten aus seiner Erinnerung gelöscht hätte. Ihre beste Freundin brachte es vermutlich exakt auf den

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