Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
Vom Netzwerk:
noch alle beisammen?«
    »Was ist?« Die Tülle der Flasche verharrte über dem noch leeren Glas.
    »Sie trinken nichts mehr von dem Zeug da«, sagte Adrian. »Sie glauben doch nicht im Ernst, ich fahre noch mit Ihnen, wenn Sie sich einen angesoffen haben.«
    Talbot hielt ertappt inne. Dann schraubte er den Verschluss wieder auf die Flasche und stellte sie auf das Tablett zurück. »Du hast natürlich recht, Junge«, sagte er, ohne Adrian anzusehen, und kehrte zum Sofa zurück. »Das war dumm und verantwortungslos. Tut mir leid.«
    Im selben Augenblick klingelte das Zimmertelefon. Sarah war dran. Und was sie zu sagen hatte, klang nicht sehr beruhigend.
     
    Es war 22:16 Uhr, als vier Personen in Polizeiuniform das Hotel Zum wilden Eber betraten. Zwei von ihnen, ein Mann und eine Frau, marschierten zielstrebig auf die Rezeption und Sarah Mertens zu, während die beiden anderen zum Treppenhaus gingen und dort Position bezogen.
    »Sie haben einen Gast hier, der Talbot heißt«, sagte der eine Polizist, noch ehe Sarah ein Wort der Begrüßung äußern konnte. Er hatte etwas zu langes blondes Haar und sprach, wie Sarah erschrocken bemerkte, mit deutlich britischem Akzent.
    Die Beamtin neben ihm sagte: »Wir wissen, dass er hier ist, Frau Mertens. Also bitte leugnen Sie es nicht.«
    Atemlos vor Schreck fragte Sarah: »Ja, aber … was … was um Himmels willen hat er denn getan?«
    »Eine Frau auf abscheuliche Art und Weise ermordet«, sagte die Polizistin mit eisiger Stimme, um dann, etwas milder, hinzuzufügen: »Glauben Sie mir, Lawrence Talbot ist nicht der nette Kerl, der er vorgibt, zu sein. Also, welches Zimmer?«
    Sarah dachte daran, wie Talbot ihr Handgelenk gepackt hatte, als es ihr nicht gelungen war, dieses Konsulat in London zu erreichen. Aggressiv und brutal. Vielleicht hatte sie sich wirklich in ihm getäuscht. Sie begann zu zittern. Eine Frau hatte er ermordet? Und jetzt war dieser Junge bei ihm. Sarah spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten. »13«, flüsterte sie und fing an zu schluchzen. »Zimmer 13 im ersten Stock.« Und wie durch einen Nebelschleier hindurch sah sie die vier Polizisten mit gezogenen Waffen die Treppe hochstürmen.



Eine ereignisreiche Nacht

    Eine Landstraße, irgendwo südwestlich von Augsburg
     
    Der Motor des altersschwachen Citroën röhrte in der Nacht. Es war zwei Uhr durch. Auf dem Beifahrersitz schlief Adrian schon seit mehr als einer Stunde, und Talbot merkte, wie auch er immer schläfriger wurde. Seine Augen brannten. Über kurz oder lang würden sie eine Pause einlegen müssen, auch wenn ihm nicht ganz wohl bei dem Gedanken war.
    In Augsburg hatte er den Eindruck gehabt, ein Lieferwagen würde ihnen folgen, also war er einige Manöver gefahren, um ihn abzuschütteln. Als er eine halbe Stunde später wieder auf die B 17 Richtung Landsberg einbog, war der Wagen nicht mehr zu sehen …
    Noch war ihm nicht klar, wo sie die Nacht verbringen sollten. So wie es aussah, würden sie wohl unter freiem Himmel schlafen müssen. Warm genug war es ja. Vielleicht fuhr er in den Wald oder zu einer anderen abgelegenen Stelle und sie schliefen einfach in ihren Klamotten.
    Talbot warf einen Blick in den Rückspiegel. Die Straße hinter ihnen war leer. Nirgends waren Scheinwerfer zu sehen. Trotzdem ging er auf Nummer sicher und bog, wann immer es sich anbot, mal nach links, mal nach rechts in irgendwelche Seitenstraßen und fuhr eine Weile über kleinere Landstraßen weiter, ehe er wieder auf die Autobahn zurückkehrte und der Hauptroute folgte.
    Er schaltete das Radio ein.
    Es war irgendein Lokalsender und Amy Macdonald sang gerade davon, dass man nie wüsste, wen man auf dem Weg nach oben traf und wie vergänglich Ruhm doch sei. Ein Ausspruch Byrons kam ihm in den Sinn. »›Ich erwachte eines Morgens und fand mich berühmt.‹« Er hatte nicht die geringste Ahnung, woher er ihn kannte.
    Auf dem Weg Richtung Schweiz war er nicht über München, sondern über Augsburg gefahren, um dem größeren Verkehrsaufkommen zu entgehen und weil er im Fall einer Fahndung nach Adrian am ehesten dort Straßensperren vermutet hatte. Bislang war noch nichts über den Mord in Ingolstadt in den Nachrichten gekommen, doch das war nur eine Frage der Zeit. Lediglich die Festnahme einer Bande von Taschendieben, die wochenlang München unsicher gemacht hatte, war eine kurze Meldung wert gewesen. Sobald man die Leiche von Adrians Tante fand, würde sich das ändern, weil man nach dem Verbleib ihres

Weitere Kostenlose Bücher