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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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ein schlechtes Gewissen machen, oder was? Können Sie sich überhaupt vorstellen, wie das ist, ständig mit der Hand in anderer Leute Taschen zu leben?« Ein Spruch, den sie, so nahm Talbot an, immer und immer wieder von ihren Eltern gehört hatte. Er schien nicht so recht zu einem 15-jährigen Mädchen zu passen.
    »Ich habe keine Kohle, die ich dir geben könnte«, sagte Talbot und breitete entwaffnend die Arme aus. »Ich bin fast pleite. Von mir kannst du nicht viel erwarten.«
    »Kann mich nicht erinnern, von Kohle gesprochen zu haben«, sagte sie. »Also verraten Sie mir nun, was Sie da in der Villa suchen?«
    »Nein. Aber wenn du wirklich mal eine hilfreiche Idee hast, dann raus damit.«
    Isabella zog einen Schmollmund. »Weiß nicht, was daran so schwierig sein soll. Bis jetzt bin ich noch in jedes Haus reingekommen, in das ich rein wollte.«
    »Ach, tatsächlich? Na, dann erzähl doch mal.«
    »Erst mal brauchen wir einen kleinen Metallhaken zum Einschrauben. Und mindestens 20 Meter feste Schnur. Und zwei Steine«, erklärte sie – und dann begann sie tatsächlich, ihren Plan zu umreißen.
    Als sie geendet hatte, sagte Talbot: »Das hört sich gar nicht schlecht an. Bevor wir anfangen können, bräuchte ich allerdings einen Grundriss der Villa.« Er hatte das Bier ausgetrunken und nippte an seinem mittlerweile kalten Kaffee. »Dummerweise spreche ich kaum Französisch.«
    Isabella setzte sich kerzengerade auf ihren Stuhl. »Aber ich«, sagte sie.
    »Echt?« Adrian war baff. Er selbst war nicht gerade eine Leuchte, wenn es um Fremdsprachen ging. Auf dem Gymnasium hatte er Englisch, Französisch und Spanisch, aber in keinem der Kurse war er je über eine Vier hinausgekommen. Menschliche Sprachen waren einfach nicht sein Ding, mit Computersprachen kam er wesentlich besser zurecht. »Du kannst Französisch?«
    »Was denkst du denn? Immerhin heiße ich Bonaparte«, sagte Isabella.
    Adrian stieß einen Lacher aus. »Ha! Wer’s glaubt.«
    »Du wirst schon sehen«, sagte sie, trank ihre Cola in einem Zug aus und rutschte von ihrem Stuhl. »Ich werd das Zeug schon besorgen. In spätestens einer Stunde bin ich wieder hier. On y va! «
    Adrian sah ihr staunend nach, als sie im Gewimmel der Straße verschwand. Talbot zuckte die Achseln, knuffte ihn in die Seite und schenkte ihm ein Lächeln. Manchmal muss man eben einfach ein bisschen Vertrauen haben, besagte es.
     
    Isabella hatte nicht übertrieben. An die nötigen Informationen zu kommen, stellte sie tatsächlich vor keine allzu großen Schwierigkeiten. Als sie schon nach einer Dreiviertelstunde zu ihnen zurückkehrte, hatte sie nicht nur einen maßstabsgetreuen Faltplan der Villa Diodati unter dem Arm, sondern auch eine CD bei sich, mit deren Hilfe man einen virtuellen Rundgang durch das alte Gemäuer machen konnte. Außerdem hatte sie in Erfahrung gebracht, dass sich die Villa seit einigen Jahren in Privatbesitz befand und nicht mehr für Besucher zugänglich war. Talbot hatte das bereits vermutet. Im Grunde machte es das wesentlich einfacher. In ein Museum wäre er ohne Schwierigkeiten eingestiegen, hätte es sich bei dem Anwesen jedoch um einen Hotelkomplex gehandelt, wären um diese Zeit im Jahr vermutlich alle Zimmer belegt gewesen. So aber gab es eine reelle Chance, das ehemalige Zimmer Mary Shelleys zu finden, ohne gleich einen Riesentumult loszutreten.
    Es dunkelte bereits, als sie wieder in den Citroën stiegen und sich abermals auf den Weg hinauf zur Villa Diodati machten.

Chemin Byron, Cologny
     
    Auch zwei Straßen unterhalb von Lord George Gordon Noel Byrons ehemaliger Sommerresidenz waren sämtliche Vorbereitungen getroffen worden. Renfield hatte den Wagen im Schatten einiger Bäume geparkt, sodass sie zwar das Gebäude und die am Hang liegenden Gärten im Auge behalten, von dort jedoch nicht selbst gesehen werden konnten. Es war der perfekte Platz. Von nun an hieß es abwarten.
    Rains war erleichtert. Was immer während der nächsten Stunden geschehen würde, er war gerüstet. Sollte hier eine geheime Übergabe stattfinden, er wäre dabei. Noch einmal würde ihm der Koffer nicht durch die Lappen gehen. »Nun kann es losgehen«, sagte er und rieb sich voller Vorfreude die Hände. »Der Koffer ist nur noch einen Fingerbreit von uns entfernt. Heute Nacht, Renfield, heute Nacht, da schnappen wir ihn uns.«
    »Hab ich dich!«, sagte Renfield und schnappte sich die saftige grüne Grille, die eben am geöffneten Seitenfenster vorüberhüpfte.
    Langsam

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