Das Frauen-Hormone-Buch
Funktionsstörung ihres Serotoninsystems. Serotonin ist ein Botenstoff des zentralen Nervensystems, der im Wesentlichen für die Stimmung und auch für den Appetit verantwortlich ist. Niedrige Serotoninspiegel sind die Hauptursache für Depressionen. Neuere Forschungen legen nun nahe, dass bei PMS-Patientinnen das Gehirn in der zweiten Zyklushälfte nur unzureichend Serotonin produziert. Das alles ist reichlich kompliziert und auch noch nicht bis ins Letzte geklärt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt scheint allerdings so viel festzustehen: Das PMS ist eine Erkrankung, bei der auslösende Faktoren im Gehirn und im hormonellen System Hand in Hand spielen. Im Vordergrund steht dabei eine Fehlregulation von Botenstoffen des zentralen Nervensystems auf die normalen zyklischen hormonellen Schwankungen des Eierstocks.
Welche Konsequenz hat dies nun für die Therapie des PMS? Die lang praktizierte Gabe von Gelbkörperhormonen in der zweiten Zyklushälfte ist unwirksam. Es ist nicht das Progesteron, das zu niedrig ist, sondern das Serotonin. Das lässt sich durch zwei Maßnahmen korrigieren: Ein Weg ist die Einnahme von Medikamenten, die als Serotonin-Wiederaufnahmehemmer bezeichnet werden, abgekürzt SSRI (Selektive-Serotonin-Reuptake-Inhibitoren). Diese Substanzen greifen direkt in die Informationsübertragung des Gehirns ein. Das macht sie zu hoch wirksamen Präparaten in der Behandlung von Depressionen, die ja hauptsächlich durch einen Serotoninmangel im Gehirn bedingt sind. Und es macht sie ebenso zu wirksamen Mitteln in der Behandlung des PMS, bei dem der gleiche Mangel besteht. Neuere klinische Studien zeigen, dass SSRIs inder Tat diejenigen Mittel sind, die bei PMS am besten wirken.
WISSEN
Psychopharmaka – eine spezielle Problematik
Aus meiner Praxis kann ich Ihnen berichten: Als Frauenarzt macht man sich bei seinen Patientinnen nicht unbedingt beliebt, wenn man derartige Medikamente empfiehlt – egal, was die Wissenschaft dazu sagt. Viele Frauen fühlen sich geradezu persönlich angegriffen, wenn für ihre doch so offensichtlich hormonell bedingten Probleme kein Hormonpräparat, sondern ein Antidepressivum verordnet wird. Sie glauben sich dadurch in eine »psychiatrische Ecke« abgeschoben, in die sie keinesfalls gerückt werden wollen. Denn Psychopharmaka stehen hierzulande in schlechtem Ruf. Natürlich sind SSRIs verschreibungspflichtige Medikamente mit Risiken und Nebenwirkungen, die nicht ohne eine entsprechende Indikation eingenommen werden sollten. In Deutschland allerdings bleiben viele Menschen unterbehandelt, weil sie diese sehr wirksamen Medikamente gegen Depressionen nicht einnehmen wollen. Ähnliches gilt für das PMS. Wenn sich prämenstruelle Beschwerden auf schwaches Brustspannen und leichte Stimmungsschwankungen beschränken, dann brauchen Sie sicherlich nicht zu SSRIs zu greifen. Man muss nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen. Wenn aber alle vier Wochen die Tage vor den Tagen für Sie zur Hölle werden – und statistisch gesehen betrifft das etwa fünf Prozent aller Frauen – dann sollten Sie nicht auf eine Therapie verzichten, die nach neuesten Erkenntnissen tatsächlich die einzig hilfreiche ist, weil sie mit der Wirkung auf das Serotonin genau jene Substanz beeinflusst, welche für das PMS verantwortlich ist.
Hormonelle Helfer
Wenn das PMS eine Krankheit wird, dann muss es auch als Krankheit behandelt werden. Für die überwiegende Mehrzahl der Betroffenen sind prämenstruelle Beschwerden jedoch eher Befindlichkeitsstörungen. Die Gabe von Psychopharmaka wäre in so einem Fall sicher eine Übertherapie. Gleichwohl können auch Befindlichkeitsstörungen die Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigen. Der Ratschlag »da muss man durch« ist schon seit Jahrzehnten bei Wechseljahrbeschwerden überholt. Das Gleiche gilt für das PMS.
Was lässt sich also sonst noch tun gegen prämenstruelle Beschwerden? Eine weitere Möglichkeit, das PMS zu therapieren, besteht darin, die zyklischen Hormonschwankungen auszuschalten. Mit der Pille ist dies inzwischen leicht möglich: Sie können versuchen, durch Langzyklen die Menstruation zu unterdrücken und damitdie prämenstruelle Problematik auszuschalten.
Bei Wassereinlagerungen und Brustspannen kann auch eine Therapie mit Spironolacton versucht werden. Spironolacton ist eine Substanz, die sich vom Gelbkörperhormon ableitet und eine entwässernde Wirkung besitzt. In einer Dosierung von 25 mg, zwei- bis viermal täglich eingenommen, schwemmt
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