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Das Frauenkomplott

Das Frauenkomplott

Titel: Das Frauenkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Kroneck
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Anfängerschnupperkurs. Vielleicht entwickle ich ja doch noch eine Leidenschaft für Golf und Golfer!«
    Sie lachte und ich wusste wieder einmal nicht, ob sie mich auf den Arm nahm.
    »Ich nehme dich nicht auf den Arm!«, meinte Mari und ich fürchtete schon, dass auch sie Gedanken lesen konnte oder aber ich ein solch sprechendes Gesicht habe, dass jeder, der es mit mir zu tun hat, meine Gedanken lesen kann. »Ich freue mich sogar ein bisschen auf die kommende Zeit.«
    Mari war und blieb ein Geheimnis, schön und undurchschaubar. Mit einem Schlag bei Männern, dass mir ganz mulmig wurde.
    »Ich dachte, Friedbert ist nicht dein Typ!«, wiederholte ich, als wir die Autobahn erreichten. »Ich verstehe dich nicht!«
    Mari fuhr sicher und überholte den LKW, der zuvor einigen sich auf die Autobahn einfädelnden Wagen Platz gemacht hatte, mit so einer energischen Beschleunigung, dass ich mich in den Sitz zurückgepresst fühlte und mein Magen Guten Tag sagte.
    »Es macht mir Spaß. Vielleicht ist es ein bisschen wie Sport. Ich bin ja in gewisser Weise gefordert und das reizt mich!«
    Sie fuhr nun etwas gesitteter und wie es meinen Nerven entsprach, damit wollte sie mich wohl beruhigen.
    »Und insofern reizt mich auch Friedbert Hansen!«
    Diese komplizierte erotische Komponente war mir fremd, ich war mit meiner kopflosen Variante beschäftigt. Seit wir gestern Nachmittag bei Ruth angekommen waren, hatte ich nicht mehr daran gedacht. Und die Zuversicht, zu der mich Mari gebracht hatte, als wir bei Ruth ankamen, war auf dieser Fahrt in Richtung Berlin, in meinen alten und neuen Alltag, auch nicht mehr so greifbar wie noch vor einem Tag.
    Den Rest des Weges döste ich vor mich hin und fütterte Mari, die für ihre Verhältnisse immer gesprächiger wurde, je näher wir nach Hannover kamen, ab und an mit Haribos. Ich versagte mir die zwei weißen, die noch übrig geblieben waren von der Hinfahrt, weil ich nun doch anfangen wollte, die ewigen drei Kilos abzunehmen.
    »Da ist noch ein weißes«, meinte Mari mit Blick in die Tüte, als ich ihr das dritte rosafarbene gab, und ich nahm es mit grimmigem Blick. Also doch nicht. Daraufhin aß ich das zweite auch noch.
    »Eigentlich wollte ich ganz mager werden, ab heute.« Ich knüllte die Plastiktüte zusammen und stopfte sie in die Seitentür. »Aber der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, sagt Tante Hedwig immer!«
    »Ist Tante Hedwig eigentlich auch eine Tante von Ruth?«, fragte Mari.
    »Nein, Tante Hedwig ist meine höchsteigene Tante! Und sie kennt nur abgedroschene Volksweisheiten, Plattitüden und Trivialitäten.«
    Mari sagte nichts, sah aber endlich einmal aus, als hätte sie nicht verstanden, was ich gemeint hatte, und ich wollte sie auch nicht aufklären.
    »Verstehe ich nicht!«, gab Mari nach einiger Zeit zu und ich frohlockte.
    »Ich bemühe Tante Hedwig immer, wenn es zu banal wird, was ich vorbringe. Sie ist sozusagen mein Alibi für Trivialitäten. Ich mag Tante Hedwig gern – sie ist ein liebenswerter Teil von mir.«
    Wir fuhren ins Zentrum von Hannover und Mari setzte mich am Nordeingang des Bahnhofs ab. Den Wagen wollte sie beim Autoverleih zurückgeben und sich im Anschluss ein Taxi nehmen. Friedbert wartete in seiner Wohnung mit einer Kleinigkeit zum Mittagessen. Er musste völlig verliebt sein, denn so lange ich Friedbert kannte, hatte er noch nie einen Kochlöffel in der Hand gehabt. Aber Menschen ändern sich, mahnte die entlarvte Tante Hedwig, und ich winkte Mari vom Bahnhofsvorplatz noch einmal zu, als sie sich davonmachte.
    *
    Der kleine Platz lag friedlich da. Die Kirche in der Mitte hat auf mich immer eine beruhigende Wirkung. Der Lärm, der in Berlin herrscht, scheint nicht bis hier vorzudringen, obwohl mein Platz zwischen zwei großen Verkehrsstraßen liegt, die nur knapp 100 Meter entfernt sind. Jedes Mal, wenn ich – von welcher Seite auch immer – meine Luisenkirche sehe, habe ich das Gefühl von Zuhause und Sicherheit. Dabei wohne ich hier erst seit acht Jahren.
    Die Ruhe nahm ich mit in meine Wohnung. Es gab nichts, was mich heute noch hetzen könnte, morgen wollte ich mich für diese Woche zum letzten Mal im Museum sehen lassen. Aber heute hatte ich nichts vor. Während ich meine Tasche auspackte, dachte ich darüber nach, ob ich es würde aushalten können, völlig selbstorganisiert zu arbeiten, ohne äußeren Rahmen, allein mit mir und dazu noch direkt in meiner persönlichen Umgebung. Ich musste unbedingt mein Arbeitszimmer

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