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Das fremde Gesicht

Titel: Das fremde Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Mordfall Helen Petrovic.‹«

    30
    Um knapp fünf Uhr erhielt Victor Orsini den Anruf, den er schon befürchtet hatte. Larry Downes, der Chef von Downes and Rosen, gab ihm zu verstehen, es sei wohl in jeder Hinsicht besser, wenn er vorerst bei Collins and Carter noch nicht kündige.
    »Für wie lange, Larry?« fragte Victor ruhig.
    »Ich weiß nicht«, sagte Downes ausweichend. »Dieses Theater wegen der Petrovic wird sich irgendwann wieder legen, aber an Ihnen bleibt zu viel von der schlechten Presse hängen, als daß Sie jetzt zu uns kommen sollten.
    Und falls sich herausstellt, daß Petrovic irgendwelche von diesen Embryos in der Klinik durcheinandergebracht hat, so wird das einen Rattenschwanz von
    Schadensersatzforderungen nach sich ziehen, und Sie wissen das. Ihr Burschen habt sie dort untergebracht, und man wird euch zur Verantwortung ziehen.«
    Victor protestierte. »Ich hatte gerade erst angefangen, als Helene Petrovics Bewerbung bei der Manning Clinic eingereicht wurde. Larry, Sie haben mich schon letzten Winter versetzt.«
    »Tut mir leid, Victor. Aber wie die Dinge liegen, waren Sie sechs Wochen dort, bevor die Petrovic ihre Arbeit in der Klinik aufnahm. Was heißt, daß Sie da waren, als die Überprüfung ihrer Papiere hätte stattfinden sollen. Collins and Carter ist ein kleines Unternehmen. Wer wird schon glauben, daß Sie nichts von dem mitbekommen haben, was da lief?«
    Orsini schluckte. Als er mit den Reportern sprach, hatte er geäußert, er habe nie etwas von Petrovic gehört, sondern gerade erst die Stellung dort bekommen, als sie für die Manning Clinic abgesegnet wurde. Sie hatten keine Lunte gerochen, daß er offensichtlich schon dort war, als ihr Fall bearbeitet wurde. Er versuchte es mit einem weiteren Argument.
    »Larry, ich hab’ eurer Firma dieses Jahr eine Menge geholfen.«
    »Ach wirklich, Victor?«
    »Ihr habt bei drei unserer besten Kunden Kandidaten untergebracht.«
    »Vielleicht waren unsere Kandidaten für die Positionen besser geeignet.«
    »Wer hat Ihnen gesagt, daß diese Konzerne Führungspersonal suchten?«
    »Tut mir leid, Victor.«
    Orsini starrte auf den Hörer, als die Leitung unterbrochen wurde. Rufen Sie uns nicht an – wir rufen Sie an, dachte er. Ihm war klar, daß man ihm die Stellung bei Downes and Rosen vermutlich nie geben würde.
    Milly steckte ihren Kopf in sein Büro. »Ich bin weg.
    War das nicht ein schrecklicher Tag heute, Mr. Orsini?
    Ständig diese Reporter hier und dann all diese Anrufe.«
    Ihre Augen funkelten vor Aufregung.
    Victor sah schon vor sich, wie sie zu Hause beim Abendessen voller Wonne jede Einzelheit des Tages wiederkäuen würde. »Ist Mr. Carter wieder da?«
    »Nein. Er hat angerufen, daß er noch bei Mrs. Collins im Krankenhaus bleibt und dann direkt nach Hause geht.
    Wissen Sie was? Ich glaube, er hat ein Auge auf sie geworfen.«
    Orsini antwortete nicht.
    »Also dann, Wiedersehen, Mr. Orsini.«

    »Auf Wiedersehen, Milly.«

    Während sich ihre Mutter ankleidete, huschte Meghan in den Arbeitsraum und nahm die Briefe und die Todesnachricht aus der Schublade im Schreibtisch ihres Vaters. Sie verbarg sie in ihrer Geschäftsmappe und hoffte inständig, daß ihre Mutter nicht die leichten Kratzer an dem Schreibtisch bemerken würde, wo sie mit der Feile beim Aufbrechen der Schublade abgerutscht war.
    Irgendwann würde Meghan ihr von den Briefen und dem kurzen Nachruf erzählen müssen, aber jetzt noch nicht.
    Vielleicht wußte sie ja nach ihrem Besuch in Philadelphia Genaueres.
    Sie ging nach oben in ihr eigenes Bad, um sich Gesicht und Hände zu waschen und ihr Make-up aufzufrischen.
    Nach kurzem Zögern beschloß sie, Mac anzurufen. Er hatte gesagt, er werde sich melden, und sie wollte nicht, daß er auf den Gedanken kam, es gebe Probleme. Noch mehr Probleme als sowieso schon, verbesserte sie sich.
    Kyle war am Apparat. »Meg!« Das war der altvertraute Kyle, voller Freude, ihre Stimme zu hören.
    »Hallo, Kumpel. Wie geht’s denn?«
    »Sehr gut. Aber heute war’s wirklich schlimm.«
    »Wieso?«
    »Jake wär’ beinahe umgekommen. Ich hab’ ihm einen Ball zugeworfen. Er kann ihn schon richtig gut fangen, aber ich hab’ zu hart geworfen, und er ist auf die Straße gerollt, und Jake ist hinterher, und so ein Kerl hat ihn fast überfahren. Also ehrlich, du hättest sehen sollen, wie der sein Auto zum Stehen gebracht hat. Ich meine, zum Stehen. Das Auto hat gewackelt. «
    »Ich bin froh, daß Jake okay ist, Kyle. Wirf ihm das nächstemal

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