Das Fremde Mädchen
Jahre alt, Bischof de Clinton hat es eingerichtet. Man wird Euch dort willkommen heißen.«
Sie bedankten sich und gingen weiter. Der Mann band sein großes Reisigbündel zusammen und hob es sich auf die Schulter, um in die entgegengesetzte Richtung heimzukehren, während sie ermutigt nach Westen gingen.
»Ich erinnere mich«, meinte Haluin, »daß ich einmal etwas über dieses Haus gehört habe, oder zumindest davon, daß der Bischof hier irgendwo in der Nähe seiner Kathedrale ein Ordenshaus einrichten wollte. Aber den Namen Farewell hörte ich erst – erinnert Ihr Euch? –, als Cenred ihn in Vivers nannte.
Das einzige Benediktinerhaus in dieser Gegend, meinte er, als er uns fragte, woher wir kämen. Ein Glück, daß wir diesen Weg genommen haben.«
Inzwischen, die Dämmerung setzte langsam ein, wurde sein Gang trotz ihres langsamen Tempos unsicher. Sie waren beide froh, als sie eine kleine Wiese erreichten, die von drei oder vier Hütten umgeben war. Jenseits der Wiese waren der lange Pfahlzaun der neuen Abtei und dahinter das Dach der Kirche zu sehen. Der Pfad führte bis vor ein bescheidenes, hölzernes Torhaus. Das massive Tor und die Klappe waren geschlossen, aber es gab eine Glocke, die drinnen weithin hallte, und nach einigen Augenblicken waren leichte, eilige Schritte zu hören, die ihnen von innen entgegenkamen.
Die Klappe wurde geöffnet, und sie sahen durch das Gitter ein rundes, rosiges und jugendlich strahlendes Gesicht. Blaue Augen musterten Kutten und Tonsuren und erkannten verwandte Seelen.
»Guten Abend, Brüder«, sagte eine hohe, mädchenhafte Stimme, die fröhlich und sehr wichtig klang. »Ihr seid noch spät unterwegs. Können wir Euch ein Dach über dem Kopf und ein Bett anbieten?«
»Genau darum wollten wir Euch bitten«, erwiderte Cadfael dankbar. »Könnt Ihr uns über Nacht unterbringen?«
»Sogar noch länger, wenn Ihr wollt«, gab sie fröhlich zurück.
»Männer aus unserem Orden sind immer willkommen. Wir sind hier abseits von der Hauptstraße, und nicht viele kennen unser Haus, und da das Kloster noch im Bau ist, haben wir nicht soviel Bequemlichkeit zu bieten wie ältere Häuser, aber ein Platz für Gäste wie Euch findet sich immer. Wartet, ich will das Tor aufsperren.«
Sie war schon dabei, denn sogleich wurde der Balken zurückgeschoben, der Riegel der Pforte geöffnet und die Tür einladend weit aufgestoßen. Die Pförtnerin winkte sie herein.
Sie war, dachte Cadfael, höchstens siebzehn Jahre alt und hatte ihr Noviziat gerade erst begonnen. Sie war eine jener überzähligen Töchter aus einer niederen und verarmten Adelsfamilie, die kaum mit einer Mitgift und deshalb kaum mit einer vorteilhaften Heirat rechnen konnte. Sie war klein und rundlich, mit einfachem Gesicht, aber kräftig und agil, und sie glühte vor Begeisterung über ihr neues Leben, anscheinend ohne jedes Bedauern für die Welt, die sie zurückgelassen hatte.
Die Befriedigung, eine verantwortungsvolle Aufgabe zu erfüllen, schmückte sie; die weiße Haube und die schwarze Kapuze, die ihr strahlendes, offenes Gesicht einrahmten, standen ihr gut.
»Seid Ihr weit gereist?« fragte sie, indem sie mit großen, besorgten Augen Haluins mühsamen Gang beobachtete.
»Aus Vivers kommen wir«, erwiderte er, sie rasch beruhigend. »Das ist nicht weit, und wir sind gemächlich gegangen.«
»Habt Ihr es noch weit?«
»Wir wollen nach Shrewsbury«, erklärte Cadfael. »Wir gehören zur Abtei von St. Peter und St. Paul.«
»Das ist ein weiter Weg«, meinte sie kopfschüttelnd. »Ihr werdet Ruhe brauchen. Wartet hier im Pförtnerhaus auf mich, ich werde Schwester Ursula sagen, daß Gäste gekommen sind.
Schwester Ursula ist für unsere Gäste verantwortlich. Der Herr Bischof bat zwei erfahrene ältere Schwestern aus Polesworth, ein Jahr zu uns zu kommen, um die Novizinnen zu unterweisen.
Wir sind alle noch nicht lange im Orden, und es gibt so viel zu lernen, ganz abgesehen von der Arbeit am Gebäude und im Garten. Sie haben uns Schwester Ursula und Schwester Benedicta geschickt. Setzt Euch und wärmt Euch ein paar Minuten auf, ich bin gleich zurück.« Und schon war sie mit leichtem, tanzendem Schritt davon, so glücklich mit ihrem klösterlichen Leben wie irgendeine ihrer Schwestern in der Welt bei der Aussicht auf eine gute Heirat.
»Sie ist wirklich glücklich hier«, sagte Bruder Haluin ebenso verwundert wie erfreut. »Nein, für sie ist es nicht das Zweitbeste. So empfinde ich erst jetzt, aber für sie
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