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Das Fremde Mädchen

Das Fremde Mädchen

Titel: Das Fremde Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ist es von Anfang an so. Die Schwestern von Polesworth müssen weise und kluge Frauen sein, wenn dies ihr Werk ist.«
    Schwester Ursula war ein große, schmale Frau von etwa fünfzig Jahren mit einem faltigen, erfahrenen Gesicht, das zugleich heiter, resigniert und sogar milde amüsiert blicken konnte, als hätte sie alle Willkür menschlichen Verhaltens bereits gesehen und sich mit ihr abgefunden, als gäbe es nichts mehr, das sie überraschen oder aus der Fassung bringen könnte. Wenn die zweite Lehrerin dieser hier das Wasser reichen konnte, dachte Cadfael, dann hatten die unerfahrenen Mädchen in Farewell wahrlich Glück gehabt.
    »Herzlich willkommen«, grüßte Schwester Ursula, die rasch mit der jungen Pförtnerin im Gefolge in das Häuschen stürmte.
    »Die Äbtissin wird Euch gleich morgen früh empfangen, aber jetzt braucht Ihr vor allem etwas zu essen und ein Bett für die Nacht, zumal Ihr noch eine weite Reise vor Euch habt. Kommt mit, wir halten immer eine Kammer für Gäste bereit, und unsere eigenen Brüder sind uns die liebsten.«
    Sie führte sie aus dem Häuschen über einen kleinen Innenhof. Vor ihnen lag die Kirche, ein bescheidener Steinbau, an dem offenbar noch gearbeitet wurde. Quadersteine und Holz, Seile und Schalbretter waren ordentlich an der Außenwand gestapelt und zeigten, daß das Gebäude noch nicht fertiggestellt war. Doch innerhalb von nur drei Jahren hatten sie die Kirche und das ganze Kloster aufgebaut, mit Ausnahme nur des Südflügels, wo erst das untere Stockwerk mit dem Refektorium fertiggestellt war.
    »Der Bischof hat uns Arbeitskräfte und eine großzügige Zuwendung zukommen lassen«, erklärte Schwester Ursula, »aber wir werden noch einige Jahre mit dem Bau zu tun haben.
    In der Zwischenzeit müssen wir uns einschränken. Wir haben alles, was wir brauchen, und wir sehnen uns nach nichts, was über unsere Bedürfnisse hinausgeht. Ich glaube, wenn all die Holzhäuser durch Steinbauten ersetzt sind, dürfte meine Arbeit hier getan sein, und dann werde ich nach Polesworth zurückkehren, wo ich vor Jahren meine Gelübde ablegte. Ich weiß nur nicht, ob ich nicht doch lieber hier bleibe, wenn man mir die Wahl läßt. Es ist schon etwas Besonderes, ein neues Kloster aufzubauen, es ist fast wie ein Kind des eigenen Leibes.«
    Der Zaun der Enklave würde mit der Zeit sicherlich einer Steinmauer weichen, die Holzgebäude am Zaun, die Krankenstation, die Schreibstuben, das Gästehaus und die Vorratskammer würden nach und nach ebenfalls durch Steingebäude ersetzt werden. Im Garten hatte man Gras gesät, und im Zentrum stand ein flaches, mit Wasser gefülltes Steinbassin für die Vögel.
    »Im nächsten Jahr«, erklärte Schwester Ursula, »werden wir sogar Blumen ziehen. Schwester Benedicta, unsere beste Gärtnerin in Polesworth, kam mit mir her, und der Garten ist ihr Reich. Bei ihr gedeiht alles, und die Vögel kommen auf ihre Hand. Diese Gabe hatte ich nie.«
    »Kommt auch Eure Äbtissin aus Polesworth?« fragte Cadfael.
    »Nein. Bischof de Clinton schickte Mutter Patrice aus Coventry. Wir zwei müssen zu unserem Haus zurückkehren, wenn wir nicht mehr gebraucht werden, es sei denn, man läßt uns, wie gesagt, die Wahl. Wir brauchen dazu die Erlaubnis des Bischofs, und wer weiß, vielleicht gewährt er sie.«
    Hinter dem Kreuzgang öffnete sich ein kleiner, abgeschiedener Hof. Das Gästehaus stand auf der anderen Seite, dicht am Zaun. Die kleine Kammer, schon für Reisende bereit, war dunkel und warm und duftete nach Holz. Möbliert war sie mit zwei Betten und einem kleinen Tisch, einem Kruzifix an der Wand und einem Altar darunter.
    »Fühlt Euch wie zu Hause«, meinte Schwester Ursula fröhlich, »ich lasse Euch gleich das Abendessen bringen. Zur Vesper kommt Ihr zu spät, aber wenn Ihr uns später bei der Komplet Gesellschaft leisten wollt, dann achtet nur auf die Glocke. Unsere Kirche steht Euch nach Belieben zum Gebet offen. Das Kloster ist noch neu, und je mehr Seelen unter seinem Dach sind, desto besser. Wenn Ihr alles habt, was Ihr braucht, dann will ich Euch jetzt ruhen lassen.«
    In der gesegneten, jungfräulichen Ruhe der neuen Abtei von Farewell fiel Haluin sofort nach der Komplet in den tiefen Schlaf der Erschöpfung. Wie ein Kind schlief er die ganze Nacht durch und bis weit in den milden, klaren Morgen hinein, der keine Spur von Frost mehr brachte. Als er erwachte, war Cadfael bereits aufgestanden und bereitete sich auf den morgendlichen Gottesdienst und seine

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