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Das Fremde Mädchen

Das Fremde Mädchen

Titel: Das Fremde Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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drohte kein weiterer Schneefall. Nur ein paar weiße Säume und Flecken hatten sich dicht an Mauern, unter Bäumen und Büschen gehalten. Es war kein schlechter Tag, eine Reise zu beginnen.
    Die Menschen im Haus standen früh auf und waren voller Unruhe. Cenreds Diener erhoben sich mit Ringen unter den Augen und grimmig, weil sie genau wußten, daß es an diesem Tag für sie keine Ruhe geben würde. Was immer während der nächtlichen Konferenz in der Kemenate besprochen worden war, welchen Zufluchtsort man als Hafen betrachtete, den Helisende angesteuert haben mochte, Audemar würde auf allen Straßen im Bezirk Patrouillen ausschicken und in jeder Hütte nachfragen lassen, ob jemand Edgytha gesehen und gesprochen habe oder ob man eine einsame, verstohlene Gestalt auf dem Weg gesehen habe, den sie nahm. Die Männer versammelten sich bereits im Hof, sattelten ihre Pferde, zogen ihr Zaumzeug nach und warteten stoisch auf Befehle, als Cadfael und Haluin, gestiefelt und gegürtet für den Weg, sich zu Cenred gesellten.
    Er war gerade inmitten des Getriebes in der Halle in ein Gespräch mit seinem Verwalter vertieft, als sie sich ihm näherten. Einen Moment erschrocken, als habe er die beiden wegen seiner ernsteren Aufgaben völlig vergessen, drehte er sich zu ihnen um. Dann erinnerte er sich, aber die Erinnerung brachte ihm keine Freude. Etwas schuldbewußt wandte er sich an die scheidenden Gäste.
    »Brüder, ich bitte Euch um Verzeihung, Ihr wurdet vernachlässigt. Auch wenn wir große Sorgen haben, es sollen nicht die Euren sein. Mein Haus ist das Eure.«
    »Mylord«, erwiderte Haluin, »wir sind Euch für Eure Gastfreundschaft dankbar, aber wir müssen aufbrechen. Ich kann Euch jetzt nicht mehr nützlich sein. Eile ist nicht mehr nötig, da es nichts mehr geheimzuhalten gibt. Zudem warten daheim unsere Pflichten auf uns. Wir sind gekommen, um uns zu verabschieden.«
    Cenred war zu ehrlich, um vorzugeben, daß er sie nicht gerne ziehen sah. Er erhob keine Einwände. »Ich habe Euch ohnehin schon aufgehalten«, sagte er bedauernd, »und nichts ist dabei herausgekommen. Es tut mir leid, daß ich Euch in eine so schlimme Geschichte hineinzog. Glaubt mir wenigstens, daß meine Absichten die allerbesten waren. Und geht mit meinen besten Wünschen. Ich wünsche Euch eine friedliche Reise.«
    »Und Euch, Sir, wünschen wir, daß Ihr die junge Frau wohlbehalten findet und Gott Euch durch alle Schwierigkeiten leiten möge«, erwiderte Haluin.
    Cenred bot ihnen keine Pferde für die Reise an, wie Adelais es getan hatte. Er brauchte jetzt alle Pferde selbst. Doch er sah den beiden Männern in ihren Kutten nach, dem Gesunden und dem Lahmen, wie sie langsam die Treppe vor der Haustüre hinunterstiegen. Cadfael hatte Haluins Ellbogen gefaßt, um ihn zu stützen, falls es nötig wurde, und Haluins Hände, inzwischen schwielig von den Griffen der Krücken, packten bei jedem Schritt fest zu. Im Hof suchten sie sich einen Weg durch die herumlaufenden Menschen und Tiere und näherten sich langsam dem Tor. Cenred wandte erleichtert den Blick von ihnen ab, denn eine Komplikation war er nun los. Verbissen und müde begann er, sich um die verbliebenen zu kümmern.
    Roscelin, erbost über die Verzögerung, stand mit dem Zügel in der Hand am Tor und trampelte unruhig von einem Fuß auf den anderen. Ungeduldig hielt er nach seinem Vater oder Audemar Ausschau und wartete auf den Befehl zum Aufsitzen.
    Abwesend betrachtete er die beiden Mönche, als sie sich ihm näherten. Dann wurde er freundlicher und wünschte ihnen einen guten Morgen. Trotz seiner Ängste bekam er sogar ein Lächeln zustande.
    »Dann brecht Ihr nach Shrewsbury auf? Das ist ein weiter Weg. Ich hoffe, Ihr habt eine angenehme Reise.«
    »Und Eurer Suche wünschen wir ein gesegnetes Ende«, meinte Cadfael.
    »Gesegnet für mich?« sagte der Junge, dessen Gesicht sich wieder verdüsterte. »Darauf freue ich mich nicht.«
    »Wenn Ihr sie sicher und wohlbehalten findet und dazu ledig, solange sie es wünscht, ist das Segen genug. Ich glaube nicht, daß Ihr um mehr bitten dürft. Noch nicht«, fügte Cadfael vorsichtig hinzu. »Nehmt das Gute, das Euch der Tag bringt, und seid dankbar. Wer weiß? Vielleicht kommt noch mehr Gutes hinterdrein.«
    »Ihr sprecht von Dingen, die unmöglich sind«, sagte Roscelin unerbittlich. »Aber Ihr meint es gut, und ich nehme es, wie Ihr es meint.«
    »Wohin werdet Ihr zuerst reiten, um nach Helisende zu suchen?« fragte Haluin.
    »Einige reiten

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