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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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aufhören, zu behaupten, daß ich keine Angst habe. Ich werde hier noch gebraucht.
    »Alle diese Fragen sollten wir vor der Vollversammlung des Council diskutieren«, sagte Maya und stand auf.
    »Natürlich«, stimmte Lily zu.
    »Aber wir möchten zuerst mit dir sprechen«, sagte Bird.
    »Natürlich«, lächelte Lily wieder. »Dafür ist der Verteidigungs-Ausschuß ja da. Und wenn du klug bist, sprichst du zuerst einmal ganz privat mit dem Wasser-Council alles durch. Cress ist ein prima Kerl, er wird das gut finden. Aber sag ihm nicht, daß ich dir dazu geraten habe.«
    »Vielen Dank, Lily«, sagte Bird bewegt, »bitte übermittele den anderen Weisen Frauen unseren Respekt und unsere Verehrung.«
    »Vielen Dank«, sagte Lily.

Kapitel  11
    Ende Oktober, im Monat der Ehrwürdigen Ahnen, wie viele der Älteren diesen Monat auch nannten, wurde das Black Dragon House zu einem Totenhaus. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte war Halloween, der heutige Name des keltischen Samhain-Festes, zusammengelegt worden mit dem mexikanischen Tag der Toten, El Dia de los Muertos, am 2. November. Die Feiertage hatten sich so nach und nach zur Tradition einer »Heiligen Zeit« ausgewachsen, die sich über Wochen erstreckte. Familien errichteten Altäre in Erinnerung an ihre Lieben. Kinder lutschten an Totenköpfen aus Zucker und vergnügten sich mit Spielzeug-Skeletten. Tänzer, Musiker und andere Künstler bereiteten sich auf das größte Heilige Ritual des Jahres vor, während die Schwestern von nebenan Messen abhielten für die Seelen der Verstorbenen. Das Fest schloß traditionell mit einem großen, nächtlichen Umzug. Die halbe Stadt trug Skelett- und Totenkopfmasken und paradierte durch die Straßen der City.
    Bird lehnte es rundheraus ab, an irgendeiner öffentlichen Versammlung teilzunehmen. »Geht ihr nur los«, sagte er, »ich bin noch nicht soweit. Es wird mir zu Hause gut gehen.«
    »Sei nicht dumm«, sagte Madrone. »Wir können doch zu Hause feiern.«
    »Meinetwegen braucht ihr das nicht zu tun.«
    »Vielleicht wollen wir es«, sagte Holybear. »Vielleicht sind wir dankbar, daß du wieder zu den Lebenden gehörst und dich nicht in die Reihe der Toten eingegliedert hast.«
    Und so geschah es. Alle bereiteten das Haus für ihre private Zeremonie vor. Oben im Ritual-Raum brannten ständig geweihte Kerzen vor alten Fotos. Sage und Nita schnitten kleine Wimpel aus dünnem, farbigem Papier und befestigten sie entlang der Balken an der Decke und an den Ecken des Tisches. Holybear durchstreifte den Garten auf der Suche nach Ringelblumen; der Blume, die nach alter Tradition als Opfergabe für die Ahnen benutzt wurde.
    Maya bereitete einen Altar für Johanna und Rio, der eine Ecke des Wohnzimmers in Beschlag nahm. In Johannas Lieblingsstuhl legte sie einen Stapel Patch-Work-Kissen und einen gestrickten Teppich in Regenbogenfarben. Auf Rios Stuhl faltete sie den zerschlissenen, befleckten Schlafsack, den er auf so viele Ausflüge mitgenommen hatte. Auf den Tisch zwischen ihnen legte sie Bücher, zusammen mit den bunten Skeletten, welche sie vor vielen Jahren aus Mexiko mitgebracht hatte – ein weibliches Skelett, das sich an eine Gruppe Kinder wandte. Das war für Johanna. Und ein männliches Skelett, das einen Korb mit Nahrungsmitteln trug, für Rio.
    Und natürlich überall Kerzen, geweihte Kerzen, in Glasbehältern mit Inschriften: An High John, den Eroberer oder die Sieben Afrikanischen Mächte, die Orishas. Und Muscheln, kleine Kauri-Muscheln auf einem geflochtenen Teller, um Orakel zu lesen, große Kauri-Muscheln für Wohlstand, Schneckenmuscheln, die zu Blasinstrumenten umgearbeitet waren, Strandmuscheln und Steine von der Küste. Entlang des Tischrandes umgaben Zweige der Rotzeder und Kiefernzapfen die riesengroßen Tassen. Aus ihnen war früher Kaffee getrunken worden. Jetzt gab es längst keinen mehr, sondern nur noch ein Gebräu aus gerösteten Getreidekörnern.
    »Noch eine weitere Epidemie«, seufzte Maya, »und die Lebenden werden aus den Häusern verdrängt sein zwischen Samhain und Yule.«
    Madrone bereitete neben der Tür des Raumes, in dem Bird jetzt lebte, einen kleinen Altar für Sandy vor. Sie bedeckte einen kleinen Tisch mit einem roten Tuch, und hinter Sandys Bild stellte sie eine kleine Sammlung von Kräutern und Tinkturen, seine Flöte, eine Schale Reis, seine Gedichtbände und seine schmutzigen Gartenhandschuhe. Sie plazierte eine Vase mit Chrysanthemen zwischen die geschnitzte Statue der Irischen Göttin

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