Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
Vom Netzwerk:
Gesichtszüge anders, die Nase dünner und die Lippen viel schmaler. Sie trug eine weiße Uniform.
    »Zieh sofort diese Sachen an.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf einige Uniformstücke an einem Haken. »Binde dir das Kopftuch so um, daß deine nassen Haare nicht zu sehen sind. Dann kommst du in die Küche und hilfst mir bei der Arbeit, aber halt's Maul!«
    Madrone tat, wie ihr geheißen. Sie zog einen weißen, gestärkten Dress an, schlüpfte in schwarze Slipper. Das Kopftuch band sie sich so tief in die Stirn, daß niemand ihre kleine Blütennarbe bemerken konnte. Dann ging sie hinüber. Die Küche war ein großer, heller Raum, blitzensauber in weißem Marmor mit weißen Möbeln. Es roch angenehm nach frischem Gemüse, und, weniger angenehm, nach ihrem Angstschweiß.
    Neben der Spüle lag ein großes Tablett voller Gemüse. Die Frau schob sie dorthin, deutete auf ein Messer und sagte: »Los!«
    Madrone begann, Karotten zu putzen und zu zerkleinern. Ihre Bewegungen waren automatisch, langsam, methodisch. Der frische Duft von Gemüse überwältigte sie immer mehr. Und jeder Schnitt mit dem Messer setzte noch mehr Duftwellen frei.
    Ich muß aufpassen, daß ich nicht in die Bienenwelt abgleite, warnte sie sich. Verstohlen berührte sie ihre Narbe an der Stirn und murmelte ihren Namen, dabei atmete sie tief. Hinter sich hörte sie die Schritte der Frau, die hinausging. Sie hörte sie draußen sprechen. Weiter entfernt ertönten böse Rufe, ein lauter Knall und dann die tiefe Stimme eines Mannes.
    »Aufmachen! Polizei!«
    Noch mehr Lärm, ein Rennen vom Haus zum Hof, zum Pool und zurück, noch mehr böse Rufe, Lärm. Madrone konzentrierte sich auf das Gemüse. Wenn sie diese Arbeit sorgfältig verrichtete, so redete sie sich ein, würde sie die ganze Sache heil überstehen. Sie würde das sein, was sie zu sein schien, eine Küchenhilfe. Los, Gemüse putzen!
    Ohne jede Hast ging die fremde Frau zur Tür. Madrone bewegte sich langsam. Madrone befahl sich: Gemüse putzen! Jede Karotte kam ihr vor wie ein Mandala. Dunkelorange Haut über hellerem orangefarbenem Fleisch, eingebettet in ein Muster aus dunkelorangefarbener Mitte. Sie hätte gern davon gekostet. Wie gern würde sie diese saftigen Wurzeln auf ihrer Zunge spüren, spüren wie das Gemüse unter ihren Zähnen zermahlen würde, den köstlich- frischen Gemüsegeschmack auf dem Gaumen zergehen lassen. Die Nährstoffe ihrem ausgehungerten Körper zugute kommen lassen. Begierde packt sie, sie begehrte die rot glänzenden prallen Tomaten und die süße Feuchtigkeit der Melonen. Sie preßte die Kiefer zusammen und schluckte schmerzhaft. Nein, sie konnte all diese Köstlichkeiten nicht einfach aufessen, sie nicht stehlen. Sie konnte dieser Frau keinen Ärger machen, dieser Frau, die sie aus ihr völlig unbekannten Gründen gerettet hatte.
    Sie hörte, wie sich die Küchentür öffnete, Menschen hereindrängten. Vorsichtig warf sie einen Blick zur Seite. Es war die fremde Frau, umringt von fünf jungen, dunkelgelockten Männern in Khaki. Sie trugen dunkle Sonnenbrillen.
    »Wir überprüfen die Häuser hier in der Gegend. Haben Sie irgendwelche verdächtigen Personen am Swimmingpool gesehen?«
    »Ich bin den ganzen Vormittag dabei gewesen, Lunch für Miss Sara vorzubereiten. Ich habe niemanden bemerkt. Becky, schäle die Gurken, bevor du sie in Scheiben schneidest, hörst du?«
    Madrone fand ein Schälmesser in der Schublade und ging wieder zum Ausguß.
    »Mädchen, hast du irgend jemanden gesehen?« fragte einer der Uniformierten sie. Sie blickte auf und schüttelte dann langsam den Kopf. Je langsamer sie sich bewegte und sprach, umso weniger würde ihr Nord-Akzent auffallen, dachte sie. Die Männer durchsuchten die Küche und die übrigen Räume des Hauses. Madrone hielt ihre Augen auf die Gurke gesenkt, die sie schälte. Das Fleisch glänzte sanft und hellgrün unter der dunklen, festen Schale. Wie lange war es eigentlich her, daß sie frisches Gemüse gegessen hatte? Diosa, zu Hause war sie einfach in den Garten gegangen und hatte etwas davon geholt. Sie erinnerte sich, wie Johanna in der Küche ihres ländlichen Hauses Gemüse für das Essen geputzt hatte, Berge von Gemüse. Sie erinnerte sich, wie Maya Gemüsesuppe gekocht hatte. Sie erinnerte sich an Massen von Tomaten, aus denen sie gemeinsam Salsa gemacht hatten. Und die vielen Zucchini erst! Oh Göttin, sie waren so reich gewesen.
    Die Gurken waren nun geschält, sie begann, sie zu schneiden. Wurde sie

Weitere Kostenlose Bücher