Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
Vom Netzwerk:
seinen Worten. Waren seine Erinnerungen wahr? Hatte er nicht alles nur geträumt? Dann fuhr er fort: »Aber die City ist durch die Epidemie schwer getroffen worden. Ich weiß nicht, wie es heute dort aussieht. Auch deshalb möchte ich wieder nach Hause, um es herauszufinden.«
    »Ich habe nicht angenommen, daß du wieder zurück in die Southlands willst«, sagte Hijohn sarkastisch, »aber jemanden wie dich könnten wir gut gebrauchen. Wir haben Geschichten gehört, von Zauberern und Hexen und Menschen mit übernatürlichen Kräften, die nur durch Handauflegen heilen können. Seit ich dich richtig kennengelernt habe, glaube ich dran.«
    Bird lachte: »Meine Kräfte sind nicht übernatürlich. Und überhaupt, ich bin nicht sehr geübt darin.«
    »Dann bin ich nicht sicher, ob ich jemanden von euch treffen möchte, der in diesen Dingen geübt ist«, gab Hijohn etwas verwundert zurück.
    »Erzähl' mir von den Bergen. Was hast du vorhin gemeint, als du gesagt hast: Wir?«, fragte Bird.
    »Komm zu uns in die Berge und du wirst es sehen. Wir kämpfen für das, was ihr in eurer City schon habt. Gegen die Stewards und die Millennialisten. Ein harter Kampf.«
    »Für unsere City war es auch nicht einfach. Es gab viele Tote. Aber wir haben es geschafft, wir sind frei!«, meinte Bird.
    »Frei, aber für wie lange?«, gab Hijohn düster zu bedenken.
    »Ja, für wie lange? Noch sind wir frei«, sagte Bird, »wir wissen, daß die Stewards eine Bedrohung für uns sind, und wir wissen nicht, was wir tun sollen, wenn sie wirklich kommen.«
    »Das, was wir auch tun«, Hijohn erhob seine Stimme, »kämpfen! Hungern, dürsten, sterben! Ab und zu gewinnen wir einen kleinen Kampf. Ansonsten hätten wir gern jemanden wie dich, der uns in seine geheimnisvollen Kräfte einweiht.«
    »Ich war zehn Jahre nicht mehr zu Hause, Mann. Ich weiß nicht, wer von meinen Verwandten und Freunden überhaupt noch lebt. Vermutlich denken sie alle, ich sei schon lange tot.«
    »Dann sind sie auch schon lange damit fertig, dich zu betrauern. Wozu alte Wunden wieder aufreißen? Komm mit uns in die Southlands und hilf uns bei unserem Kampf. Wenigstens für eine Weile«, sagte Hijohn.
    »Ich werde es mir überlegen«, sagte Bird ablenkend. Und fragte gleich weiter: »Aber warum heißt ihr eigentlich beide John?«
    »Oh, das ist eine alte Tradition. Wenn du in die Berge flüchtest, läßt du alles hinter dir, auch deinen Namen. Du wirst anonym: John. Es ist auch als Ehrung für John, den Eroberer gedacht, den Geist, der mit den Sklaven von Afrika hierher kam. Er gibt den Hoffnungslosen neue Hoffnung. Denn um ehrlich zu sein, wir haben nicht viel Hoffnung, unseren Kampf zu gewinnen. Aber wir geben nicht auf.«
    Bird hörte heraus, was Hijohn nicht sagte: Wir sind verzweifelt! Er spürte wie Hijohns Kampfwille ihn mitriß. Selbst in der Dunkelheit spürte er seinen Blick glühend auf sich gerichtet. Aber er mußte nach Hause. Er mußte wissen, ob es überhaupt noch ein Zuhause gab. Hijohn schwieg jetzt. Bird roch, wie der Salbei-Wind sich vom Land erhob und aufs Meer strich.
    Littlejohn lag neben ihnen und schlief. Jetzt richtete er sich auf und gähnte: »Ich bin eingenickt. Seid ihr immer noch nicht müde genug?«
    »Ja, schlafen wir jetzt ein wenig«, nickte Bird, »morgen können wir entscheiden, wohin wir gehen.«

    ✳✳✳

    Als die Sonne aufging, erwachte Bird. Die Kälte der Nacht hatte sich in seine Knochen und jeden Muskel gefressen. Er fühlte sich steif und zerschlagen. Ein Blick auf Hijohn sagte ihm, daß es diesem nicht anders ging. Der kühle Wind, der vom Wasser hereinwehte, schmeckte nach ungebändigten Fluten. Bird brachte den Geistern Dankbarkeit entgegen für den feuchten Nebel auf seinem Gesicht, für die Abwesenheit von Mauern zwischen sich und den Elementen. Sie aßen Äpfel und die letzten Beeren und Walnüsse.
    »Bist du immer noch entschlossen, nach Norden zu gehen?« fragte Hijohn.
    »Yeah«, gab Bird zu, »und du? Nach Süden?«
    »Yeah.«
    »Aber der Weg nach Süden führt an unserem Gefängnis vorbei. Dort willst du doch sicher nicht wieder hin?«
    »Schau«, sagte Hijohn. Er griff nach einem Stöckchen und kratzte eine grobe Landkarte in das Erdreich, »hier ungefähr sind wir.« Er deutete mit dem Stock auf eine Stelle. »Hier ist das Arbeitslager. Es liegt in einer leicht hügeligen Gegend. Hier sind die Berge, nördlich vom Arbeitslager. Beide liegen auf dieser großen Halbinsel, mehr im Westen. Deshalb muß ich nach Osten in

Weitere Kostenlose Bücher