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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Sie vorsichtig«, mahnte ich sanft. »Tun Sie nur, was Sie wirklich für sich wollen.«
    Er antwortete nicht.
    »Hängen Sie Ihre Zukunft nicht an einer Hoffnung auf, die sich vielleicht nicht erfüllt.«
    »Was ich mache, kann auf keinen Fall schaden«, meinte er nach einer langen Pause. »Auch wenn sie nicht zurückkommt - es kann kein Fehler sein, wenn alles hübsch aussieht.«
    »Sie müssen mir Ihr Haus einmal vorführen«, sagte ich. »Stimmt - Sie kennen es ja gar nicht: Immer hänge ich bloß bei Ihnen rum.«
    Wir waren am Ziel. Er parkte, und wir stiegen aus. Die FBI National Academy war noch weiter über die Grenzen des US Marine Corps hinausgewuchert, seit ich das letzte Mal hiergewesen war. Das Hauptgebäude mit dem Springbrunnen und den Flaggen davor war in ein Verwaltungsgebäude umfunktioniert und das Zentrum der Aktivität in einen neuen Ziegelbau nebenan verlegt worden. Daneben war ein Klotz entstanden, der wie ein weiteres Wohnheim aussah. In der Ferne krachte Artilleriefeuer. Es klang wie Silvesterraketen.
    Marino gab seine Achtunddreißiger am Empfang ab. Wir trugen uns in die Liste ein und klipsten uns die Besucherausweise an. Auf dem Weg stellte ich fest, wie gut er sich auf dem Gelände auskannte: Die Abkürzungen, die er benutzte, waren mir sämtlich unbekannt und führten unter anderem über eine Laderampe und durch eine Küche. Als wir schließlich aus der Hintertür eines Geschenkeshops traten, den Marino durchquert hatte, ohne nach rechts und links zu schauen oder Notiz von der jungen Angestellten zu nehmen, die mit einem Armvoll T-Shirts und entgeistertem Gesicht in der Mitte des Ladens stehengeblieben war und den Mund zum Protest geöffnet hatte, bogen wir um eine Ecke und betraten den Boardroom, wo Wesley an einem Fenstertisch auf uns wartete.
    Er kam sofort zur Sache.
    Der Besitzer des »Austeiler« hieß Steven Spurrier. Benton beschrieb ihn als »vierunddreißig, Weißer, schwarze Haare, braune Augen, einsachtzig groß, zweiundsiebzig Kilo schwer.« Der Mann war bisher weder festgenommen noch verhört worden, stand jedoch unter Überwachung - und was seitdem beobachtet worden war, konnte man nicht gerade als alltäglich bezeichnen. Mehrmals hatte er sein einstöckiges Haus zu später Stunde verlassen und war zu zwei Bars und einem Rastplatz gefahren. Er war nie lange an dem jeweiligen Ort geblieben. Er war immer allein gewesen. In der vorangegangenen Woche hatte er ein junges Pärchen angesprochen, das aus einer Bar namens Tom-Toms kam. Allem Anschein nach hatte er auch sie nach dem Weg gefragt.
    Das war alles - die beiden waren in ihren Wagen gestiegen und weggefahren. Spurrier war zu seinem Lincoln gegangen und gemächlich nach Hause gefahren. Seine Nummernschilder waren unangetastet geblieben.
    »Das Problem besteht darin, ihm etwas nachzuweisen. Wir müssen jetzt eng zusammenarbeiten.« Wesley sah mich durch seine randlose Brille streng an.« Wir haben eine Patronenhülse in unserem Labor - Sie haben die Kugel aus Deborah Harveys Wirbelsäule in Richmond...
    »Ich habe die Kugel nicht«, unterbrach ich ihn. »Das Forensic Science Bureau hat sie. Ich nehme an, sie haben dort bereits mit der DNS-Analyse des Blutes aus Elizabeth Motts Wagen begonnen.«
    »Es wird noch ein, zwei Wochen dauern, bis das Ergebnis vollständig vorliegt.«
    Ich nickte. Das DNS-Labor wandte fünf polymorphe Methoden an, von denen jede etwa eine Woche in Anspruch nahm. Deshalb hatte ich Wesley schon vor einiger Zeit schriftlich den Vorschlag gemacht, sich das blutige Gewebe bei Montana zu besorgen und sofort mit der Analyse zu beginnen.
    »Ohne eine Blutprobe des Verdächtigen sind die DNS-Tests keinen Pfifferling wen«, erinnerte Marino uns.
    »Die kriegen wir schon«, antwortete Wesley ruhig.
    »Wir könnten Spurrier doch hoppnehmen und uns erklären lassen, wieso er seinerzeit mit Aranoffs Nummernschildern durch die Gegend fuhr.«
    »Schön wär's - aber wir können nicht beweisen, daß er das getan hat: Da stünde Wort gegen Wort.«
    »Wir brauchen nur einen Richter, der einen Haftbefehl unter schreibt - und dann fangen wir an zu graben. Vielleicht finden wir zwölf Paar Schuhe«, sagte Marino. »Vielleicht auch eine Uzi, Hydra-Shoks - wer weiß?«
    »Immer mit der Ruhe - eins nach dem anderen«, beruhigte ihn Wesley.
    Er stand auf, um sich noch einen Kaffee zu holen, und Marino nahm unsere Tassen und folgte ihm. Zu dieser frühen Stunde war der Boardroom fast menschenleer. Ich ließ den Blick durch den

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