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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sollte ich Pat Harvey noch einmal begegnen, dies nicht in meiner Eigenschaft als Gerichtsmedizinerin geschähe.

3
    Eine Woche verging, bis ich wieder von jemandem hörte, der mit dem Harvey-Cheney-Fall zu tun hatte: Am Montag, als ich gerade bis zu den Ellbogen in Blut steckte, rief Benton Wesley an - er wollte mit Marino und mir sprechen und lud uns zum Abendessen ein.
    »Ich glaube, Pat Harvey macht ihn nervös«, sagte Marino auf der Fahrt zu Wesley. Vereinzelte Regentropfen klatschten auf die Windschutzscheibe. »Mir ist es scheißegal, ob sie sich aus dem Kaffeesatz lesen läßt oder Kontakt mit Billy Graham aufnimmt.«
    »Hilda Ozimek liest nicht aus dem Kaffeesatz«, erwiderte ich.
    »Die Hälfte dieser Etablissements mit der Handfläche als Zunftzeichen sind nichts anderes als Deckmäntel für Puffs.«
    »Das ist mir bekannt«, antwortete ich mißmutig.
    Er öffnete den Aschenbecher. Rauchen war wirklich eine unappetitliche Angewohnheit. Wenn er noch einen einzigen Stummel in den Behälter quetschen könnte, käme er ins Guinnessbuch der Rekorde. »Sie haben also schon von Hilda Ozimek gehört«, sagte er.
    »Eigentlich weiß ich von ihr nur, daß sie irgendwo in Carolina lebt.
    »In South Carolina.«
    »Bleibt sie länger bei den Harveys?«
    »Nein.« Marino stellte die Scheibenwischer ab, als die Sonne sich zwischen zwei Wolken hindurchmogelte. »Ich wünschte, das verdammte Wetter würde sich mal entscheiden. Sie ist gestern abgereist. Wurde per Privatjet nach Richmond und zurückgeflogen - das muß man sich mal vorstellen!
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu sagen, wie das bekannt geworden ist?« Es überraschte mich schon, daß Pat Harvey Hilfe bei einer Hellseherin gesucht hatte - aber noch mehr überraschte mich, daß sie es jemandem erzählt haben sollte.
    »Es würde mir nichts ausmachen - aber ich kann es Ihnen nicht sagen. Als Benton mich anrief, ließ er lediglich durchblicken, daß die gute Hilda etwas in ihrer Kristallkugel gesehen hat, das Mrs. Harvey aufs höchste beunruhigte.«
    »Nämlich?«
    »Keinen Schimmer: Er hat sich nicht näher darüber ausgelassen.«
    Ich gab auf: Entweder wußte er wirklich nichts, oder er wollte nichts sagen - und wenn ich letzteres festgestellt hätte, wäre ich nur gekränkt gewesen.
    Wesley und ich hatten früher gerne zusammengearbeitet und einander Achtung, ja sogar Herzlichkeit entgegengebracht - doch jetzt erlebte ich ihn zugeknöpft und reserviert, und ich konnte mich des Verdachts nicht erwehren, daß sein verändertes Verhalten mit Mark zusammenhing. Als Mark sich von mir getrennt hatte, indem er einem Ruf nach Colorado folgte, hatte er damit auch Quantico verlassen, wo er die Leitung der National Academy's Legal Training Unit des FBI gehabt hatte. Wesley hatte seinen Kollegen und Partner verloren und machte wahrscheinlich mich dafür verantwortlich. Die Bindung zweier Freunde kann stärker sein als die zwischen Eheleuten, und FBI-Partner stehen mit größerer Loyalität zueinander als ein Liebespaar.
    Eine halbe Stunde später verließ Marino den Highway, und kurz darauf verlor ich vor lauter Rechts- und Linksabbiegen die Übersicht auf den Straßen, die uns tiefer ins Land führten. Ich hatte mich in der Vergangenheit oft mit Wesley getroffen - aber stets in seinem oder meinem Büro. Noch nie war ich in sein Haus eingeladen worden, das inmitten der Bilderbuchlandschaft Virginias mit ihren Feldern und Wäldern, von weißen Zäunen umgebenen Weiden und weitverstreuten Scheunen und Farmhäusern lag. Als wir sein Viertel erreichten, kamen wir an langen Zufahrten vorbei, die zu großen Häusern auf weitläufigen Grundstücken führten, wo vor Zweier- und Dreiergaragen europäische Limousinen parkten.
    »Ich wußte nicht, daß es so nah bei Richmond eine Washington Schlafstadt gibt«, sagte ich.
    »Was? Sie leben schon vier, fünf Jahre in dieser Gegend und haben noch nichts von der Invasion der Nordstaatler gehört?«
    »Wenn man aus Miami stammt, hat man nicht ständig den Bürgerkrieg im Kopf«, erwiderte ich.
    »Klar: Miami liegt ja gar nicht in diesem Land! Ein Ort, wo darüber abgestimmt wird, ob Englisch die offizielle Sprache ist, gehört nicht zu den Vereinigten Staaten.«
    Marinos abschätzige Bemerkungen über meine Geburtsstadt waren nichts Neues für mich. Er bremste ab und bog in eine gekieste Zufahrt ein. »Keine üble Bleibe, was?« grinste er.
    »Die Bundesbehörden scheinen ein bißchen besser zu zahlen als die

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