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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Mondes verlieh der Landschaft etwas geisterhaft Unwirkliches. Die Straßen waren nur spärlich beschildert, und selbst in den Ortschaften gab es kaum Straßenbeleuchtung. Schließlich hielt ich bei einem Laden, vor dem zwei Tanksäulen standen, schaltete das Licht ein und studierte die Richtungshinweise, die ich mir notiert hatte. Hoffnungslos. Der Laden war geschlossen, aber neben der Tür hing ein öffentlicher Fernsprecher. Ich ließ die Scheinwerfer an und den Motor laufen, stieg aus und wählte Wesleys Nummer. Seine Frau nahm den Hörer ab.
    »Da haben Sie sich aber gründlich verfahren«, sagte Connie, nachdem ich ihr so gut wie möglich beschrieben hatte, wo ich mich befand.
    »Na, großartig«, seufzte ich.
    »Es ist nicht mehr weit zu uns - aber der Weg ist schwierig zu erklären.« Sie überlegte einen Augenblick. »Ich glaube, es wird am besten sein, wenn Sie bleiben, wo Sie sind, Kay. Setzen Sie sich in Ihren Wagen und verriegeln Sie die Türen. Wir kommen Sie holen - dann können Sie hinter uns herfahren. In fünfzehn Minuten, okay?«
    Ich parkte näher an der Straße, drehte das Radio an und wartete. Die Minuten zogen sich wie Stunden. Ich schien allein auf der Welt zu sein. Meine Scheinwerfer beleuchteten einen weißen Zaun, der eine gefrorene Weide umgrenzte. Der Mond hing verschwommen im nächtlichen Dunst. Nervös ließ ich meine Blicke umherwandern.
    Deborah Harvey und Fred Cheney kamen mir in den Sinn. Wie mochten sie und die anderen Pärchen sich gefühlt haben, als sie barfuß und gefesselt in den Wald getrieben wurden? Sie mußten gewußt haben, daß sie sterben würden - und entsetzliche Angst davor gehabt haben, was ihr Entführer ihnen vorher noch antun würde. Ich dachte an meine Nichte Lucy, an meine Mutter, meine Schwester, meine Freunde. Nicht auszudenken, wenn einem von ihnen etwas so Grauenvolles geschähe!
    Scheinwerfer bohrten sich durch die Dunkelheit und kamen rasch näher. Ein Wagen, den ich nicht kannte, hielt vor meinem an. Panik stieg in mir hoch - doch als ich sah, wer ausstieg, schoß Adrenalin durch meine Adern wie ein Stromstoß. Ich kurbelte das Fenster herunter und starrte ihn sprachlos an: Mark James!
    »Hallo, Kay«, begrüßte er mich.
    Wesley hatte mir gesagt, es passe ihm heute abend nicht - jetzt verstand ich, weshalb: Mark war bei ihm. Vielleicht hatte Connie ihn gebeten, mich abzuholen - vielleicht hatte er sich auch selbst erboten. Ich wagte nicht, mir vorzustellen, wie ich reagiert hätte, wenn ich ahnungslos ins Wohnzimmer der Wesleys gekommen wäre und ihn dort vorgefunden hätte.
    »Von hier zu Bentons Haus führt ein wahres Labyrinth«, sagte er. »Ich schlage vor, du läßt deinen Wagen hier stehen, und ich fahre dich später wieder her - sonst verirrst du dich auf der Rückfahrt womöglich noch mal.«
    Ohne ein Wort parkte ich wieder vor dem Laden und stieg zu Mark um.
    »Wie geht es dir?« fragte er.
    »Gut.«
    »Und deiner Familie? Wie geht's Lucy?«
    Sie fragte immer noch nach ihm - und bekam ständig ausweichende Antworten. »Gut«, antwortete ich wieder.
    Als ich sein Profil betrachtete, das mir so vertraut war, und die kräftigen Hände auf dem Steuer, die so berauschend zärtlich sein konnten, zog sich mein Heiz zusammen. Ich liebte und haßte ihn gleichzeitig.
    »Mit deinem Job alles okay?«
    »Bitte laß diese konventionelle Höflichkeit, Mark.«
    »Soll ich lieber so unfreundlich sein wie du?«
    »Ich bin nicht unfreundlich«, erwiderte ich patzig.
    »Was zum Teufel möchtest du denn von mir hören?«
    Ich schwieg. Er drehte das Radio an. »Es ist mir klar, daß du dich überrumpelt fühlen mußt. Es war Wesleys Vorschlag, daß ich dich abholen sollte.«
    »Wie feinfühlig von ihm«, sagte ich sarkastisch.
    »Deine Ironie ist völlig unangebracht: Nachdem es ihm nicht gelungen war, dich von deinem Besuch abzuhalten, fand er, dies sei eine Gelegenheit, daß wir uns wenigstens allein begrüßen könnten.«
    Als er in die Zufahrt zu Wesleys Haus einbog, meinte er: »Ich sollte dich wohl vorwarnen. Benton ist nicht gerade blendender Laune.«
    »Ich ebensowenig«, erwiderte ich frostig.
    Wesley saß im Wohnzimmer am Kamin. Ein offener Aktenkoffer lehnte an einem Bein seines Sessels, auf dem Couchtisch standen Drinks. Er machte sich nicht die Mühe, aufzustehen, als ich hereinkam, sondern beschränkte sich auf ein knappes Begrüßungsnicken. Connie bot mir einen Platz auf dem Sofa an. Ich setzte mich an das eine Ende, Mark ließ sich in der anderen

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