Das fünfte Paar
zu konzentrieren. »Aber wie kommt der CIA überhaupt auf die Idee, daß die Verbrechen von einem seiner Leute begangen wurden? Welche Beweise gibt es denn?«
»Die Tatumstände sprechen dafür«, erklärte Mark. »Die zurückgelassene Spielkarte. Die Ähnlichkeit des Modus operandi mit den Aktionen, die auf der "Farm" und in den Straßen der umliegenden Ortschaften und Städte geprobt werden. Zum Beispiel erinnern die Waldstücke, in denen die Pärchen gefunden wurden, an die "Mordzonen" auf dem Camp-Gelände, wo Agenten die Handhabung von Granaten und automatischen Waffen üben, wobei sie auch mit Nachtsichtgeräten arbeiten, die es ihnen gestatten, sich bei Dunkelheit im Wald zurechtzufinden. Sie lernen auch, wie man jemanden entwaffnet, verstümmelt und mit bloßen Händen umbringt.«
»Als bei all den Paaren keine Todesursache zu erkennen war«, sagte Wesley, »mußte man sich fragen, ob sie vielleicht ohne Waffenanwendung getötet wurden - etwa durch Strangulieren. Wenn man jedoch davon ausgeht, daß ihnen die Kehle durchschnitten wurde, entspricht das wiederum dem Vorgehen von Guerillakämpfern, bei denen es darauf ankommt, einen Feind schnell und lautlos unschädlich zu machen.«
»Aber auf Deborah Harvey wurde geschossen«, wandte ich ein.
»Mit einer automatischen oder halbautomatischen Waffe«, nickte Wesley. »Entweder mit einer Pistole oder etwas ähnlichem wie einer Uzi. Die ungewöhnliche Munition assoziiert man mit Polizeibeamten, Söldnern - mit Leuten, deren Ziele Menschen sind. Explosionsgeschosse oder Hydra-Shoks bringt man nicht mit der Jagd auf Tiere in Verbindung.« Und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: »Ich denke, jetzt verstehen Sie, weshalb wir nicht wollen, daß Mrs. Harvey erfährt, mit welcher Art Waffe und Munition auf ihre Tochter geschossen wurde.«
»Was ist mit den Drohbriefen, die sie bei der Pressekonferenz erwähnte?«
»Die gab es tatsächlich«, antwortete Wesley. »Kurz nachdem sie zum National Drug Policy Director ernannt worden war, schickte ihr jemand Briefe, in denen sie und ihre Familie bedroht wurden. Das ist allerdings früher auch schon vorgekommen. Wir haben keine Ahnung, wer hinter den neuen Drohungen stecken könnte - aber wir glauben nicht, daß sie mit Deborahs Ermordung in Zusammenhang stehen.«
»Und wen meinte sie, als sie eine Bundesbehörde bezichtigte, "ihre Interessen zu schützen"?« fragte ich. »Bezog sie sich damit auf den CIA? Weiß sie, was ich heute hier erfahren habe?«
»Dieser Punkt erfüllt mich mit Besorgnis«, gab Wesley zu. »Ihre Äußerung machte nicht den Eindruck, als sei sie ein Schuß ins Blaue. Vielleicht hat sie wirklich den CIA gemeint - vielleicht auch nicht. Tatsache ist, daß sie über ein phantastisches Informationsnetz verfügt. Sie hat Zugang zu CIA-Material - vorausgesetzt, es hängt mit Drogenhandel zusammen. Noch beunruhigender ist, daß sie mit einem ehemaligen UN-Botschafter befreundet ist, der dem President's Foreign Intelligence Advisory Board angehört. Die Mitglieder können jederzeit Top-secret-Material aus jedem beliebigen Gebiet anfordern. Wenn dem Board bekannt ist, was vorgeht, besteht durchaus die Möglichkeit, daß Mrs. Harvey es auch weiß.«
»Also wird sie im Martha-Mitchell-Stil erledigt«, konstatierte ich. »Man stellt sie als unzurechnungsfähig hin, damit niemand sie ernst nimmt, wenn sie ihre angekündigte Enthüllung startet.« Wesley fuhr mit dem Daumen am Rand seines Glases entlang.
»Es ist ein Jammer - aber sie war nicht unter Kontrolle zu halten. Unkooperativ. Und die Ironie ist, daß wir aus gutem Grund ebenso daran interessiert sind wie sie, den Mörder ihrer Tochter zu finden - ja vielleicht sogar noch mehr. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, haben alles Erdenkliche mobilisiert, um den Täter zu entlarven.«
»Was Sie mir heute abend erzählen, steht aber in krassem Gegensatz zu Ihrer früher geäußerten Vermutung, Deborah Harvey und Fred Cheney seien die Opfer eines bezahlten Killers geworden, Benton«, sagte ich ärgerlich. »Oder haben Sie mich da in die Irre geführt, um die wahren Befürchtungen des "Büros" zu vernebeln?«
»Davon kann keine Rede sein. Ich weiß nicht, ob der Mörder ein bezahlter Killer war«, erwiderte er frostig. »Es ist nach wie vor alles offen. Die Morde können einen politischen Hintergrund haben, wie ich schon sagte - sie können aber auch das Werk eines CIA-Agenten sein, der durchgedreht hat, das heißt, sie könnten miteinander
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