Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
Einer der weißen Steinlöwen zerbarst, und das Steinbecken brach entzwei. Das Wasser ergoss sich über den Sockel des Altars und überzog den Boden mit grünlichem, stinkendem Schleim.
Von Panik ergriffen, rappelte sich Ben hoch, doch bevor er den Browning ziehen konnte, starrte er in den Lauf eines schweren Colt Automatik, der sich aus den Schatten näherte.
«Na, überrascht, mich zu sehen, Engländer?», fragte Franco Bozza mit heiserer Flüsterstimme, als er in den flackernden Lichtschein trat. Sein blutüberströmtes Gesicht trug einen wilden Ausdruck – eine Maske aus nacktem Hass. «Lass deine Waffe fallen.»
Bozzas Oberkörper unter der kugelsicheren Weste schmerzte noch immer höllisch vom Einschlag der drei 9-mm-Kugeln. Der lange, taumelnde Sturz über die Klippe war von einem Baum abgemildert worden. Die Zweige hatten ihm das Fleisch von den Knochen gerissen und ihn beinahe aufgespießt. Er blutete aus Hunderten kleiner Schnitte, und seine rechte Wange war vom Mund bis zum Ohr aufgerissen. Doch er hatte den Schmerz kaum gespürt, als er im tosenden Sturm wieder nach oben und über den Kamm des Hügels geklettert war. Sein Verstand war nur noch auf eine einzige Sache gerichtet – auf das, was er mit Ben Hope machen würde, sobald er ihn in seiner Gewalt hatte. Er würde Dinge zu erleiden haben, die selbst Bozzas unglückseligste Opfer noch nicht durchgestanden hatten.
Und jetzt war es so weit. Jetzt hatte er ihn.
Ben starrte ihn an, dann bewegte er die Hand zum Halfter und nahm vorsichtig den Browning heraus. Er ließ ihn zu Boden fallen und trat ihn von sich fort, ohne den Blick von Bozza zu nehmen.
«Die Beretta auch», sagte Bozza, «die du mir abgenommen hast.»
Ben hatte gehofft, dass Bozza die Waffe vergessen hatte. Langsam zog er die kleine .380er aus dem Hosenbund und ließ sie ebenfalls fallen.
Bozzas bleiche, dünne Lippen verzogen sich zu einem blutigen Grinsen. «Gut», flüsterte er. «Und jetzt sind wir endlich allein und unter uns.»
«Ist mir ein Vergnügen», erwiderte Ben.
«Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, glaub mir», krächzte Bozza. «Und wenn du erst tot bist, finde ich deine kleine Freundin Ryder und vergnüge mich mit ihr.»
Ben schüttelte den Kopf. «Du findest sie nie im Leben.»
«Ach nein?», entgegnete Bozza mit einem Geräusch, das fast wie ein Lachen klang. Er griff mit einer schwarz behandschuhten Hand in seine Innentasche und wedelte mit Robertas rotem Adressbuch. «Wenn wir hier fertig sind, mache ich Urlaub.» Er grinste. «In den Vereinigten Staaten.»
Eine Welle der Angst erfasste Ben, als er Robertas Adressbuch sah. Er hatte ihr gesagt, dass sie es vernichten sollte. Es musste in ihrer Tasche gewesen sein, als Bozza sie entführt hatte.
«Sie stirbt erst ganz am Schluss», fuhr Bozza fort und grinste in sich hinein. Ben sah ihm an, dass er jedes Wort genoss. «Zuerst wird sie zusehen, wie ich ihre Familie vor ihren Augen langsam in Stücke schneide. Und dann, bevor ich sie töte, werde ich ihr die kleine Trophäe zeigen, die ich ihr eigens mitgebracht habe. Deinen Kopf, Hope. Erst dann werde ich mich mit Dr. Ryder befassen. Denn stark ist Gott der Herr, der sie richten wird .» Bozza grinste sadistisch und senkte die Pistole. Er zielte auf Bens linkes Knie. Sein Finger legte sich um den Abzug. Zuerst würde er Hope eine Kniescheibe wegschießen, dann die andere. Dann einen Arm, gefolgt vom anderen. Und dann, sobald sein Opfer hilflos am Boden lag und sich wand, war die Zeit für das Messer gekommen.
Ben war vor vielen Jahren in den Techniken ausgebildet worden, einen bewaffneten Gegner im Nahkampf zu überwältigen. Es war alles eine Frage der Entfernung, auch wenn es selbst im günstigsten Fall ein verzweifelter Zug war. Falls der Gegner nah genug stand, war es – relativ gesehen – nicht ganz so wahnwitzig, ihm die Waffe abzunehmen. Doch falls er sich auch nur einen Schritt zu weit weg befand, war es praktisch unmöglich, sich schnell genug zu bewegen. Der andere musste nichts weiter tun, als den Finger zu krümmen, und man war tot.
Während Bozza sprach, hatte Ben die Distanz eingeschätzt. Es war haarscharf an der Grenze zwischen «extrem riskant» und «nacktem Selbstmord». Er wusste, dass er nur einen winzigen Reflexvorteil hatte, eine halbe Sekunde bestenfalls. Es war verrückt, doch er hatte nur ein Leben – und jetzt war der Zeitpunkt gekommen, darum zu kämpfen.
Er benötigte nur eine Zehntelsekunde, um seine Entscheidung
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