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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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furchtbar…«
      Luttrell trat einen Schritt vor: »Hör auf, Kruyt!« Er straffte sich. »Chena – Betreuung übernehmen und Container herrichten! Tilden – um Atemgeräte und Nachschub kümmern! Thaxter, wir übernehmen den Abtransport. Chodat wird alles absichern und die nächsten Bergungen vorbereiten.«

    Sie schafften an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Mechanisch, mit rapide schwindender Kraft, verrichteten sie ihre Arbeiten. Vakili biß die Zähne zusammen und half, so gut er konnte.
      Kruyt beschwor Luttrell und erzwang eine Ruhepause. Sie fanden sich im Walker zusammen, außer Chena, die bei den Fremden wachte.
      Niemand dachte an Essen, nicht einmal Thaxter, aber auf den starken Kaffee stürzten sie sich wie Verdurstende.
      Das Gespräch tropfte zähe. Sie standen am Rande einer Tragödie, die sich wie ein Abgrund vor ihnen aufgetan hatte. Immer von neuem kreisten die Gedanken um das, was sie aus den leeren Blicken der fünf Geborgenen herauslasen. Seit der Entdeckung des Wracks waren die Rätsel nur größer geworden.
      Alle scheuten sich, den Container zu betreten. Sie bewunderten Chena, die tapfer bei den fünf Opfern aushielt.
      »Vermutlich pränatal programmiert«, stellte Kruyt die Diagnose. »Ihr Kauderwelsch scheint die Funktion einer Programmiersprache zu haben. In exakt wiederkehrenden Intervallen laufen Bewegungsmuster ab. Ihr könntet die Uhr danach stellen.«
      »Aber ihre erschütternde Apathie?«
      »Sie müssen krank sein.«
      »Quarantäne?«
      »Ja«, sagte Kruyt und sah zu Luttrell, »soweit ich urteilen kann, sind sie fehlernährt. Aber das ist nicht das Wesentliche.«
      »Ihre Algenanlage läuft einwandfrei«, erklärte Tilden dazwischen, »Cynthia sollte den Algenstamm übernehmen.«
      »Sie muß!« sagte Kruyt, »wir können die fünf vorläufig nur damit ernähren.«
      »Du bist doch Mediziner. Sag endlich, warum sie so teilnahmslos daliegen. Sie haben Angst. Wovor?« Tildens Einfühlungsvermögen endete oft bei kristallinen Viren.
      »Wir haben sie aus ihrem Programmablauf herausgerissen. Sie sind nicht apathisch, sie sind leer, weiße Fläche, Lochstreifen ohne Löcher. Wenn die spezifische Umwelt fehlt, ist Schluß bei ihnen, rotes Licht – versteht ihr denn nicht?« Kruyt redete sich in Feuer.
      Thaxter hatte bisher geschwiegen. »Gewagte Kombinationen, Kruyt. Sie haben etwas für sich, leuchten sogar mir ein. Aber was geschah wirklich?«
      »Wie alt sind sie? Wann kamen sie?« setzte Chodat hinzu, »woher vor allem? Kein Hinweis auf Typ, Hersteller und so.«
      »Bewußt verwischt! Ich habe euch die Stellen gezeigt«, antwortete Tilden.
      »Zu deiner Frage, Chodat«, Kruyt rührte in seinem Kaffee herum, »zweihundert Jahre oder was weiß ich wieviel, werden sie gewiß nicht alt sein.«
      Die anderen horchten auf: »Und? Weiter!«
      »Ich behaupte«, der Biologe schob seinen Becher von sich und sah von einem zum anderen, als erwarte er heftigen Gegenangriff, »ich behaupte, daß auf diesem Gespensterschiff die dritte Generation vegetiert! Mindestens!«
      »Und die Energie?« Luttrells Frage zerschnitt alle Hypothesen und hinterließ betretenes Schweigen. Er erhob sich. Kruyt stieg als letzter aus. Im Schott drehte er sich zu Vakili um: »Luttrell hat recht. Die Energie! Ist das der Schlüssel?«

    Im Container war es stickig und roch nach Schweiß und Desinfektionsmitteln.
      Kopfschüttelnd richtete sich Luttrell auf. »Zum Verzweifeln! Wie sie uns anstieren! Nehmen sie überhaupt etwas wahr?«
      »Glaubt mir doch. Für sie ist die Welt zusammengebrochen«, antwortete Kruyt mit Nachdruck. Seit Stunden saß er mit Chena hier und beobachtete die Geborgenen.
      »Begreifen sie nicht, daß wir sie da herausgeholt haben, aus diesem, diesem…« Luttrells Wortschatz versiegte. Chena schüttelte verwundert den Kopf.
      »Begreifen?« fragte der Biologe, und es lag viel Skepsis in seinen Worten. »Vorerst sind sie geschockt. Schwer geschockt. Ihre Welt bestand aus dem, was wir vorfanden. Sie endete an der Bordwand, absolut und unüberschreitbar.«
      Chena trat zu den beiden Männern. »Vakili sagte, ihr hättet nicht ein einziges Buch gefunden? Kein Bild? Nichts?«
      »Nichts!« bestätigte Kruyt, »das heißt, doch, sie hatten schon eine ganze Menge: soft ware. Bänder, Lochstreifen, Tabellen, seelenloses Zeug.«
      »Furchtbar!« Luttrell blickte schaudernd auf die fünf lebenden Menschenkörper,

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