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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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weg, und in der Wendung sah ich hinter der Scheibe des Helms die schreckliche Leere. – Ich werde draußen suchen, was da grün wie Coy umgeht. Vielleicht werde ich es finden.«
      »Ich gehe mit«, hörte ich mich sagen. Die Worte eilten dem Entschluß voran, denn mir grauste. Ryvin war als Leiter an die Station gefesselt. Wer hat so starke Nerven, Luth allein gehen zu lassen? Ryvin ließ sich seine Zustimmung etwas kosten. Aber er gab sie. Als taktische Fragen erörtert wurden, weigerte sich Luth, eine Waffe mitzunehmen.
      »Für so ein Ding bin ich zu ängstlich«, sagte er, bar aller Ironie. »Habe ich es erst in der Hand, ballert es schon los, wenn es heikel wird, und nicht erst, wenn es nötig ist. Und ich möchte ein moralischer Mensch bleiben.«
      Ryvin belohnte die edle Unschuld schlecht. Mit steiler Unmutsfalte zwischen den Brauen erweiterte er die Zahl seiner Ermahnungen und Wenn-Dann-Konventionen, daß ich mich beinahe nach einem Merkzettel umsah.
      Dann machten wir uns fertig zum Ausstieg, Luth voller Tatendrang und ich beklommen.
      Draußen verschluckte uns der warme, milchige Dampf. Lag es an überspannter Erwartung, lag es an Coys Worten über die Natur dieses Nebels – ich fühlte mich körperlich berührt, angetastet von diesem Kondensat, als durchdringe es meinen Skaphander. Ich spürte den Widerstand der Wäsche, als sich von den Beinen her in einer Welle aufwärts meine Körperhaare aufrichteten, und schämte mich. Deshalb nahm ich Ryvin aus der Verbindung, als ich zu Luth darüber sprach.
      Luth tappte bei straffem Seil in bewährter Weise voraus. Da fiel das Seil vor mir schlaff auf den Boden herab. Auch ich blieb sofort stehen. Luth sagte nur: »Paß gut auf, auch nach hinten!« Er sagte es ruhig und setzte seinen Weg fort.
      Wir hatten uns die Aufgaben geteilt. Vor Luth lag freies Feld. Er sondierte mit Radar, in Intervallen, da wir mit transportabler Energie haushalten mußten. Ich trug das Infrarotgerät, auf dem sich Luths mächtige Gestalt trotz der Distanz von kaum zehn Metern nur vage abzeichnete. Dennoch hatte ich das Empfinden, als werde der Dunst transparenter. Aber ich mißtraute meinen Sinnen mehr als sonst. Ryvin fragte jede Minute nach Anzeichen für Stickstoffstürme. Als ob die sich ankündigten! Noch war alles ruhig. Je mehr ich versuchte, den Blick auf den Bildwandler zu konzentrieren, um so häufiger entglitten Sinne und Gedanken dem Willen. Wieviel von dieser feuchten Mikroweit am Boden mochten wir jetzt wieder unter unseren Sohlen zerstampfen? Ich dachte auch an die kleinen Kugeln. Ob sie in großer Menge auf engem Raum das Leuchten hervorbringen könnten, das uns hierher lockte?
      Dann ging alles sehr rasch, ohne mein Zutun – wie ein zu schnell herunterrasselndes Marionettenspiel. Bis zu einem leeren, ernüchternden Ende.
      Auf dem IR-Bildwandler erschien Luths Bild wie verdoppelt. Coys Phantom!
      Noch während ich Luth warnte, zeichnete sich auf dem Bild eine von jenem fremden Wesen ausgehende horizontale Linie ab. Ich fuhr mit dem Strahler an ihr entlang. Sie endete in einer zweiten Figur. Ein Paar also wie wir selbst. Luth, ich und dazwischen die Leine. Indessen zeichnete sich dort schon ein zweites Paar ab, kleiner. Wahrscheinlich weiter entfernt.
      »Es sind sechs«, sagte Luth. Wir waren augenblicklich stehengeblieben. In meinen Ohren rauschte das Blut. »Abstand sechzehn, fünfundzwanzig und vierzig Meter«, fuhr Luth mit unglaublicher Gelassenheit fort. »Geh halblinks vorwärts und halte das Seil straff.« Ich verstand. Luth wollte, daß wir jene vor uns hatten und die Station im Rücken. Er informierte Ryvin, der nichts zu fragen wagte, und gab laufend die Distanz an, denn nur er konnte messen.
      Dann standen wir nahe beieinander. Das uns nächste Paar verharrte still, die entfernteren rückten näher. In wenigen Augenblicken waren sie da und verhielten alle in etwa fünfzehn Metern Entfernung vor uns. Für die Augen blieb der Nebel bis dorthin undurchdringlich. Das IR-Gerät wies nur Schatten aus, die menschlichen Silhouetten glichen. Die Radarsignale ließen sich nicht entziffern.
      Wer mochten sie sein? – Ich leckte meine Lippen, freute mich, daß die Zunge nicht mehr trocken war. »Ich gehe hin«, sagte Luth lakonisch. »Gib Leine nach, sonst wie vereinbart.«
      Lautlos tauchte er in den Dunst. Aber seinem mutigen Vorgehen war kein Erfolg beschieden. In mein atemloses Lauschen drangen nur wenige unverständliche

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