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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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Geräteblock durchblätterte, und er war nachträglich froh darüber.
      Die ersten Meldungen waren von Wymans Gruppe zu erwarten, da sie den kürzeren Weg zu bewältigen hatte. Deren Eigenverständigung lief per Extravox auf anderer Welle unter Rotluffs Aufsicht. So hatte Dogromzik die Ohren mehr dort als bei seinen Leuten. Zwischen Pflicht und Neugier riß es ihn hin und her, und das schärfte die Spannung, die ihn wie alle ergriffen hatte. Rotluff fokussierte zum zehntenmal die Frequenz, obgleich er seine drei an den bloßen Atemzügen erkannte. Dogromzik versah die Ränder seiner Druckschrift mit Illustrationen: Vielgliedrige bleiche Wesen spähten mit übergroßen Augen erwartungsvoll aus Schächten hervor. Der gedruckte Inhalt der Broschüre schien sie nicht zu beeindrucken.
      Sutomeinen putzte seine Brille, nachdem an Schreibblock und Stiften nichts mehr zu rücken war. So nivellierte Erwartung die Persönlichkeiten, denn dies – so meinten sie – war der Augenblick vor dem dramatischen Höhepunkt ihrer Reise. Bald, gleich, sofort würden sie wissen, ob sich der Traum aller Raumfahrer für sie erfüllte. Wahrscheinlich, vielleicht würden sie es wissen. Und die Untätigkeit des Wartens, zu der sie sich selber verdammten, verkürzte ihnen die Zeit nicht.
      Draußen, wenige hundert Meter weiter, schien Kreik von einem erhöhten Standort aus etwas entdeckt zu haben. Er streckte einen Arm aus, um Wyman und Michalsen die Marschrichtung anzugeben.
      »Dort – ein Schacht!« hörten sie ihn sagen, »achtzig Meter!« seine Stimme klang ihnen der Sachlage unangemessen ruhig.
      Es war ein Schacht!
      Sie sahen es ohne Zweifel, als sie Augenblicke später am Ort anlang
    ten.
      »Öffnung kreisrund, sechzig Zentimeter Durchmesser, scharfkantig, senkrecht abfallend«, meldete Wyman zur MAKROVAL, während alle drei bäuchlings nach unten spähten. Dort aber lagerte undurchdringliche Schwärze.
      Die ersten Schritte der Erkundung waren vereinbart. Sie absolvierten das Programm, und jetzt schon verwischten sich die Grenzen zwischen den offiziellen Meldungen Wymans und den Zurufen und Worten, mit denen sie sich untereinander verständigten oder ihre Mutmaßungen äußerten. Sutomeinen hatte gewünscht, daß alle drei auf gleicher Frequenz sprachen, aus Gründen der Sicherheit, wie er angegeben hatte; um auch zwischen den Zeilen Informationen zu erwischen, wie sich alle dachten. So war es binnen kurzem ein bunter Wortsalat, den die Antennen der MAKROVAL auffingen und die Speicherdrähte Schwingung für Schwingung getreu fixierten. Aber die in der Funkzelle waren damit zufrieden, sie beherrschten sich, wenigstens was Sutomeinen betraf. Die Aufmerksamkeit vertiefte die Falten seines Gesichts, und viele Male schöpfte er Luft zu scharfen Zwischenfragen, äußerte sie aber nie, weil er keinen Laut überhören wollte.
      So viel verstanden sie: Das Echolot wies bedeutende Tiefe aus ohne definierten Endwert, »wegen Streuung der akustischen Wellen aller Längen«, begründete Wyman die Unscharfe nachdrücklich. Grau oder Null die übrigen Dosimeterwerte, so daß bisher nach wie vor nichts entschieden war. Wie in all den Tagen bisher.
      »Ja, es ist kein Hinderungsgrund erkennbar, jedenfalls von hier aus«, sagte Sutomeinen deshalb kurz, als Wyman anfragte, ob sie einsteigen sollten, denn für dieses Vorhaben waren sie gerüstet.
      Michalsen übernahm als Techniker die Sicherung oben am Gerätebesteck und an den Akkumulatoren. Wyman und Kreik hakten die Karabiner der dünnen Leinen in die Ösen der Skaphandergurte und zwängten sich vorsichtig durch die Öffnung. In der dicken Vermummung und mit den Atemgasregeneratoren auf dem Rücken Maßarbeit!
      So durchbrachen sie den Bannkreis eines Reiches, das bedrängend eng ist, wohin auch immer sie sich in ihm abwärts wühlen werden, und das sich in unvorstellbaren Zeiträumen zu tausend Geheimnissen verdichtete. Sie greifen seine Rätsel mit Sinnen auf, die sie durch elektroni sche Sonden listig bis ins fast Unmeßbare verfeinerten. Aus allen Fragen, die sie hier unten finden, werden nur immer neue Fragen entwachsen. Lange wird das Denken ihrer Hirne aus lebendigen Ganglien und der kybernetischen Hirne bis zur Grenze des Vermögens verbissen gegen diese greise Materie ankämpfen, die in altersstarrer, widerspenstiger Schläue ihr Geheimnis hütet und vorerst triumphiert. Aber selbst im Mißlingen wird sich die Mannschaft ihren jugendlichen Siegeswillen

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