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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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Jedenfalls drängte es ihn plötzlich zu den Kameraden hin, und er löste sich aus seiner bedrückenden Betrachtung.
      Aber als er sich den beiden zuwandte, saßen sie in schamlos dick aufgeblasenen Skaphandern in ausgeklügelter Stellung genau auf der Grenze einer Schattenlinie, wohltemperiert, bequem. Ihr eifriges Saugen an den Proviantflaschen offenbarte das Maß der Bedrängnis ihrer Seelen, und sie hatten genüßlich schon das zweite Gefäß bereitgestellt. Dogromzik vergaß einen Atemzug.
      »Genug geträumt?« fragte der erfahrene Wyman mit dem Röhrchen zwischen den Zähnen. Dann schaute er zu dem langen Piloten auf, der inzwischen breit grinste.
      »Ich möchte jetzt nicht Sutomeinen heißen«, fuhr er nach einer Weile nachdenklich fort und gab Rwow endlich Antwort. »Hier ist wahrlich alles tot. Wer diese Öde persönlich erlebt, wird sich über den Ausgang der Biotests kaum wundern. Ihn jedoch wird der Fehlschlag härter treffen als uns, weil letzten Endes er es ist, der ja oder nein sagen muß. Darum verstehe ich auch seine Pedanterie. Sie ist sein Bollwerk.«
      »Und der Spiegel?« fragte Dogromzik nicht ganz folgerichtig, während er sich endlich setzte.
      »Den werden wir finden, und zwar bald«, erwiderte Wyman. Als hätte er dieses Anstoßes bedurft, wurde der Planetologe geschäftig. Nach einem Blick auf die Uhr führte er ein kurzes Gespräch mit Sutomeinen. Er berichtete und erhielt die Erlaubnis, die kleine TV-Sonde zu starten, da sie sich in unmittelbarer Nähe der reflektierenden Fläche befinden mußten.
      Wenige Minuten später schoß die winzige Sonde nach oben, und auf dem Schirm des Empfängers sahen sie den Boden, der sie trug, in die Tiefe sinken. Einen Moment verwischte milchige Helle das Bild des scheinbaren Absturzes.
      »Ob das der Spiegel war?« rief Dogromzik, »zweiundsechzig Meter zu hundertneunzig Grad!« Er fühlte sich endlich einmal zuständig.
      Wyman stellte die Marken am Rechensphäroiden.
      »Er muß schon weit hinter uns liegen, eine Spur rechts der Leitstrahlseele«, sagte er, »daß wir da nichts gesehen haben?«
      »Alles fertig? Also los dann!« Rwow legte noch einen Leitstrahlsender aus, maß das Maximum, korrigierte und übernahm mit einem mächtigen Satz die Spitze des Trupps in Richtung hundertneunzig Grad.
      Dogromzik sah ungläubig auf das bohnengroße Ding, das verloren auf der kleinen Fläche lag, von der sie die Sonde gestartet hatten.
      »So nackig legst du den Sender hier hin?«
      »Warum nicht?« antwortete Rwow. Als der Pilot nachdenkend schwieg, fügte er trocken hinzu: »Er ist rostfrei und wird seine zwei Jahre senden. Wenn die herum sind, kannst du nachsehen.« Aber man konnte den Spott kaum hören.
      Das Gelände fiel ab. Daher stieg das Risiko, die Bahn ins Rutschen geratener Massen zu kreuzen. Dennoch bewältigten sie die Strecke rasch, denn ihr Ende verhieß Außergewöhnliches. Jeder der drei pflegte davon seit langem eigene Vorstellungen. Die waren vage, aber jedenfalls würden die Männer bald Neues wissen. Sie waren zu jung, um in diesem Gefühl ruhig zu bleiben. Um so mehr fiel es Dogromzik auf, daß Rwow mit abnehmender Distanz auf seine Sprünge verzichtete und sich immer zögernder bewegte, als sie dem Ziel nahe sein mußten. Dogromzik hatte Mühe, hinter ihm zu bleiben, denn so langsam zu gehen war noch schwieriger, als das vorige Tempo zu halten. Wollte Rwow sich nichts entgehen lassen? Oder schob er eine Enttäuschung hinaus, deren Nähe soeben erst zu spüren war und die der Pilot nun schon groß und zupackend neben sich fühlte?
      Rwow stand jetzt wirklich still. Er blickte lange auf seinen Orter am Gürtel, und der Pilot sah ihn ratlos die Schultern heben, eine beredte Gebärde, die wohl ihm, Dogromzik, gelten mochte.
      »Hast du den Spiegel gefunden?« wandte sich Rwow an Wyman, aber er schien keine Antwort zu erwarten.
      Wyman schaute auf. »Ja«, sagte er, »wir stehen darauf.«
      Wyman hatte recht. Als sie mit dem Handschuh auf einem kleinen Fleck Staub und lose Steinchen zur Seite fegten, blinkte ihnen darunter eine Fläche entgegen, spiegelglatt, als sei sie poliert. Ein Netz aus Rissen und Brüchen teilte sie in zahllose kleine und kleinste Felder auf, die unterschiedlich hoch lagen. Aber alle diese Flächen waren untereinander genau parallel und mußten in ihrer Gesamtheit sehr wohl als riesiger Spiegel wirken. Das Ganze verbarg sich unter Staub, gratigem Geröll und

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