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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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etlichen derberen Gesteinsbrocken. Sie fanden schnell heraus, daß sich dieser gut getarnte seltsame Spiegel über einen beträchtlichen Umkreis ausdehnte, und an den Stufen erkannten sie seine Natur: Es gab unter ihnen viele, die offensichtlich keine Brüche darstellten. Ihre Re gelmäßigkeit verriet, daß sie gewachsen waren. Die Männer standen auf einem gewaltigen Kristall!
      Als Dogromzik nach der ersten Aufregung Atem schöpfte und verstand, um was es hier ging, empfand er diese Lösung der Frage, um derentwillen sie ausgezogen waren, ein wenig simpel. Das Ergebnis entsprach nicht den stillen Erwartungen. Seine Vorstellungen waren – das sah er jetzt deutlicher als zuvor – verschwommen gewesen, aber die Bilder hatten irisierenden Glanz gehabt, geheimnisvoll irisierenden Glanz. Sie wurzelten in jenem naiven Ruf Michalsens: »Ein Signal!« Zwischen den Hoffnungen, die in diesen beiden Worten lagen, und dem, was nach so vieler Mühe nun hier vorgefunden worden war, gähnte ernüchternde Leere.
      Deshalb wuchs sein Staunen, als er sah, wie ihr Fund auf die Gefährten wirkte. Sie hatten ihn rasch beauftragt, Sutomeinen vorläufig zu berichten, und forschten indessen voll selbstvergessenen Eifers nach der Natur der mineralischen Bildung.
      Nach einer halben Stunde trafen alle drei wieder zusammen, und der Pilot erfuhr von weiteren Kristallen, die das ganze Gelände um sie herum durchsetzten. Wyman begründete seine Ansicht, daß das Wachstum dieser Strukturen nur unter außergewöhnlichen Bedingungen möglich gewesen sein konnte: in unermeßlichen Zeiten, in denen sich das Lösungsmittel verflüchtigte. Es mochten dies die fossilen Spuren eines großen Gewässers sein, denn Rwow hatte mit einigen Tropfen aus seiner Proviantflasche ermittelt, daß sich das Material in Wasser löste, sehr leicht sogar. Chlorid? Nitrat? Sulfat? Aber soweit reichten ihre Möglichkeiten nicht. Sie hatten sich darauf beschränken müssen, wenige Proben zu sammeln.
      Dann traten sie den Rückmarsch an. Dogromzik mußte aufpassen, um das Fiepen des Leitstrahls zu hören, denn seine Gefährten holten alle Gespräche nach, die sie auf dem Anmarsch zurückgehalten hatten. Plötzlich hielt Rwow an.
      »Das ist alles falsch«, sagte er nach einigem Schweigen, während ihn Wyman und der Pilot erwartungsvoll anschauten. »Die Sonde zeigte nur einen diffusen Schimmer als Reflexlicht an.«
      »Das liegt am Staub«, sagte Wyman trocken.
    »Eben!«
      Wyman horchte auf. »Richtig! Beim Anflug war der Lichtblitz scharf. Totalreflexion an idealem Spiegel, sagten wir damals. Da konnte von Staub keine Rede sein. Die Steine hätten nicht gestört. Aber der Staub…?«
      »Inzwischen hat ihn der Wind dorthin geweht«, spottete Rwow.
      Wyman setzte sich mit seinen wohlberechneten Schritten langsam wieder in Bewegung.
      »Du könntest recht haben«, sagte er nach einer langen Pause.
      »Was Besseres fällt dir nicht ein?«
      »Es gibt hier ein Gasgemisch, das Stickstoff enthält«, sagte Wyman unbeirrt, »ich habe es beim ersten Anflug selbst gesehen und danach auch andere.«
      Aber der Widerspruch wirkte wie Wermut. Hinfort verhielten sie sich schweigend.

    Vierundzwanzig Stunden später hatten sich die Analysenwerte bis in die Einzelheiten herumgesprochen. Sie waren geeignet, die Gemüter zu erwärmen.
      Es handelte sich bei allen Proben der kristallinen Substanz um chemisch fast reines Ammoniumnitrat. Fast! Denn neben Stickstoff, Wasserstoff und Sauerstoff gab es nur weniges, was nicht ebenfalls in Spuren nachzuweisen gewesen wäre. Darunter fand sich auch Kohlenstoff in heterozyklisch organischen Verbindungen, deren Herkunft zunächst niemand bezweifelte: Es waren Abbauprodukte der gleichen fünf Grundkörper, die als Stickstoffbasen der Nukleinsäuren das genetische Material in den Zellen der irdischen Organismen aufbauten.
      Unter der ätzenden Diskussionsleitung Sutomeinens entwickelten sich zwei Auffassungen, die sogar die Fachleute innerhalb einzelner Disziplinen zu entgegengesetzten Anschauungen trieben.
      Eine optimistischer gestimmte Gruppe wertete das Nitrat als Endstufe des Mineralisierungsprozesses beim Abbau organismischer Substanz von Lebewesen, die einst jenes Gewässer bevölkert hätten. Die fünf Kohlenstoffheterozyklen sahen sie als schlüssigen Beweis ihrer Mei nung an. Unsicherheit gaben sie nur in der Frage zu, ob es jetzt noch Lebendiges gebe; denn so spitzte Sutomeinen die Frage

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