Das Gastgeschenk der Transsolaren
zu.
Ausgerechnet der Biologe, Kreik, verwies auf den Umstand, daß eben genau diese Heterozyklen auch in Wolken kosmischen Dunkelstaubes gefunden würden und daß es – nach zugegebenerweise unbewiesenen Überlegungen – möglich sei, ihr Entstehen nicht mit Leben zu verbinden. Eilige Nachforschungen zu dieser Frage in den Datenspeichern veranlaßten daraufhin einige der Männer tatsächlich zu Skepsis und Zurückhaltung. Aus ihrer Sicht könne das Nitrat mineralisiertes Eiweiß sein, müsse es aber nicht. Sie jedenfalls sähen sich genötigt, Zweifel anzumelden. Mit Bedauern!
Sutomeinen selbst bezog vorerst keine Stellung und hütete sich zu vermitteln. Aus dem Klirren der gegeneinanderprallenden Argumente hoffte er neue Töne herauszuhören. Aber die Menge der Informationen reichte einfach nicht aus. »Wieder mal remis«, brummte Rwow am Ende einer stundenlangen Diskussion. »Immer noch!« Kreik wußte es besser.
Dennoch wurde die Frage gelöst – jedenfalls die, wie die Arbeiten fortgesetzt werden sollten –, aber der Impuls kam aus einer Richtung, aus der ihn niemand erwartet hätte.
Zu irgendeiner Stunde ihres ewigen Abends oder Morgens alarmierte Tomars dröhnendes Organ die Mannschaft mit der Meldung, der Horizont löse sich auf.
Wer es ermöglichen konnte, stürzte an eines der Geräte, mit denen man voraussichtlich etwas Derartiges sehen konnte. Der Rand ihrer Welt bot einen befremdenden, trübe verdoppelten Anblick. Weil sich niemand unter der Erscheinung etwas vorstellen konnte, hervorgerufen wohl auch durch Tomars drastischen Ausdruck, flüchtete sich ihre Ratlosigkeit zunächst in Witze. Wyman schoß den Vogel ab. »Eine Fata Morgana«, sagte er triefend ernst. Dann erst bemerkten sie, daß der Planetologe am Teleinterferographen hantierte. Wortlos wies er auf die Kurve des Schreibers. Die zeigte reduzierten Stickstoff, Kohlenstoff und Wasserdampf an, und die Dichtekurve knickte nahe der Markierung bei sechzig Metern über Null steil auf erhöhte Werte ab. Genau das waren die Bedingungen, die zu einer Luftspiegelung führen mußten.
»Positionswechsel der MAKROVAL! Tomar, Wyman! Schaffen wir das in fünfzehn Minuten? Benachrichtigen Sie Rotluff und Dogromzik!« rief Sutomeinen und eilte in Richtung Rechenzelle.
Diesmal gab es keine Diskussion.
III.
Sie landeten rund sechs Kilometer vom Rande des Gasschildes entfernt, der langsam und teigig in die Breite lief. Nach kurzer Erörterung hatten sie sich entschlossen, außerhalb des Atmosphärenfragments niederzugehen, um dessen weitere Entwicklung nicht zu stören. Alle gaben sich den Anschein, als sähen sie in der Gaseruption nicht mehr als eine Naturerscheinung, und nur diesen Ausdruck gebrauchten sie in ihren Gesprächen untereinander. Insgeheim dachten sie über deren Charakter und Herkunft manches, was ihren Hoffnungen beträchtlich weiter entgegenkam. Die Gasmassen lagerten genau über dem Terminator. Proben hatten sich als Methylamin erwiesen!
Beim Anflug hatte sich, von oben her deutlich erkennbar, eine Anzahl kreisrunder schwarzer Flecke vom Grund abgehoben, die sie nur allzu rasch als Öffnungen von Schächten oder dergleichen anzusprechen geneigt waren.
Sutomeinen nahm solche Äußerungen mit kühler Reserviertheit zur Kenntnis. Aber auch er beobachtete mit Besorgnis, daß die extremen Temperaturen beiderseits der Terminatorzone die plötzliche Störung der Todesstarre angriffen, die anscheinend doch nicht so unabdingbar und ewig über dem Planeten lastete. Bereits als sie die flache Gasglocke überflogen, sahen sie auch ohne Wymans Interferographen ihren Rand in schlierige Fransen zerfasert, deren Enden sich in raschen Wirbeln krümmten. Was sich eben erst gebildet hatte, würde nicht von langer Dauer sein. Tomars unkender Einwurf, wonach der Schild verflogen sei, ehe sie aus ihrem Gehäuse kämen, erwies sich jedoch als Trugschluß ; schon nach zwei Stunden waren fünf Männer in zwei Gruppen unterwegs.
Wyman, Kreik und Michalsen strebten dem nächstgelegenen »Schacht« zu. Rwow und Tomar sollten das Gebiet der Stickstoffwolke erkunden. Dogromzik, dem von der MAKROVAL aus die Funkaufsicht über diese zwei zugefallen war, mußte trotz seiner benachteiligten Lage doch lächeln, als er Rwow mit Sprüngen davoneilen sah, die diesmal einem Heuhüpfer zur Ehre gereicht hätten. So gewaltig hat ihn der Spiegel nicht gezogen, erinnerte er sich flüchtig, während er die Bedienungsanleitung zum
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