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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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zweimal den Atemgasregenerator wechselten. Sie hatten es aufgegeben, ihn ablösen zu wollen. Längst sprach niemand mehr. Nicht einmal von oben kamen Fragen. Es gab nichts mehr zu denken. Rwow tastete, stur, mit vor Müdigkeit verkniffenem Mund, um den schwarze Stoppeln sproßten – bis er Kreik fand.
      Es gelang schließlich, die mitgeschleuste Fangleine an Kreiks Skaphander zu verhaken und den Gefährten heraufzuziehen.
      Noch bevor sie ihn sahen, drangen wieder schwache Signale der Atemrelais zu ihnen hindurch, in dem ewigen schrillen Pfeifen kaum wahrzunehmen, aber unverkennbar. Rwow mochte nur darauf noch gewartet haben. Erschöpft an der Leine hängend, hatte er sich gewehrt, nach oben geschafft zu werden. Als er das leise Zirpen hörte, erwachten seine Lebensgeister noch einmal. »Bronchoskopie« nannte er ihr Unternehmen und brachte auf seine Weise zum Ausdruck, wie ihn die schwachen Zeichen erschütterten.
      Aber Kreik war im Koma versunken. Tomar nahm sich seiner an. Drei Stunden später befanden sich alle innerhalb der schützenden Panzerschalen ihres Schiffes.
    Beinahe pünktlich stieß Rwow vor der Messe auf Michalsen. Drinnen fanden sie Rotluff vor. Der saß, wenn auch noch trübe nach innen blickend, so doch äußerlich tipptopp hinter seinem Imbißtablett und kaute. Vor dem Proviantfach, das er zuerst zielstrebig angesteuert hatte, verhielt Michalsen unschlüssig. An sich herabblickend, strich er ein wenig betreten über den strähnig weißblonden Schopf und sein rauhes Kinn, und es war ihm anzusehen, daß der Vergleich seines Äußeren mit dem des Piloten zu einem Urteil gediehen war. Rwow grinste. »Nach vierzig Stunden kratzt er nicht mehr. Aber Hunger geht vor«, stellte er sachlich fest, besichtigte das fällige Menü und machte sich energisch darüber her.
      »Was ist mit Kreik?« fragte Rotluff.
      »Tomar sagt, er schläft«, antwortete Rwow kauend. »Dogromzik ist jetzt bei ihm.«
      »Er war gar nicht unterkühlt?«
      »Tomar sagt, nein. Nur der Sauerstoffmangel hätte ihn umgeworfen. Die Akkus waren leer, seit Stunden. Er meinte, der Schaum dort unten verhinderte den Wärmeaustausch. Das hätte ihn gerettet.«
      »Und der Strahlungsverlust?«
      »Der macht Kopfzerbrechen. Es muß unten wärmer sein, denn sonst ginge die Rechnung nicht auf.«
      »Wer glaubt das? Tomar? Versteht der davon etwas?«
      »Nein. Wyman. Der hat wieder allerhand herumgerechnet.«
      »So. Wyman«, sagte Rotluff und schob sein Tablett von sich. Plötzlich erfüllten laute Stimmen die Messe, offenbar aus der Introvox, die unvermittelt losbrüllte. Es war nur ein Fetzen heftigen Wortwechsels, und es kam ihnen so vor, als hörten sie Wymans Stimme heraus. Mitten im Wort brach die Kontroverse ab. Jemand hatte die Vox ausgeschaltet. Michalsen angelte nach seinem Trinkbecher, der im Bogen über den Tisch rollte, und erwischte ihn im letzten Moment, bevor ihm der Inhalt zähe entfloß.
      »Nicht nervös werden«, mahnte Rwow und legte in parodierter Gelassenheit seine Hand beruhigend auf die Schulter des Technikers. »Das ist zwar Orangensaft als einziger Lichtblick in der synthetischen Trübnis, aber auch reduzierte Gravitation, Kollege.« Dann hielt er selbst im Kauen inne. Das Schott der Messe wurde aufgerissen. Der kleine Tomar erschien in der Öffnung: »Wyman hat Sutomeinen aus der Funkzelle hinausgeworfen!«
      »Was hat er?« riefen Rotluff und Michalsen zugleich. Tomar ließ sich in einen der Sessel fallen.
      »Der Chef hatte Dogromzik an der Welle abgelöst«, berichtete er, beflissen, der Gewalt seiner Stimme Zügel anzulegen, und schielte besorgt zum Schott hin. »Wyman hat zuerst gemerkt, daß Sutomeinen jetzt an die vierzig Stunden Funkwache hinter sich hat. Er ging wohl nicht freiwillig, da schmiß ihn Wyman eben raus.«
      »Und der Chef ist gegangen?« Michalsens Mund blieb offenstehen.
      »Was wollte er machen? Wyman war ausgeschlafen!« Tomar lachte, nun doch wieder dröhnend.
      Rotluff schaute kopfschüttelnd auf die Reste seines Frühstücks. »Ausgerechnet Wyman. – Ob er im Recht ist?« und nach einer Weile nachdenklich: »Mit dem Neurotron.«
      »Wyman?« Rwow wußte gleich, was den Piloten bewegte. Aber eine Antwort hatte er nicht. Umständlicher als nötig hantierte er mit der ewig streikenden Siphonflasche. »Das ist eine philosophische Frage«, rettete er sich dann ins Allgemeine. »Mit Ja und Nein ist da nicht viel zu machen. – Im Detail

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