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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Augen.» Die Menschen, deren Leben doch so grausam kurz ist, eilen dessen ungeachtet in ihrer Jugend in den Tod, als gehe es in die Arme eines Mädchens. Vor wenigen Jahren habe ich dich gewiegt, Skafloc, vor wenigen Monaten habe ich in den hellen Sommernächten bei dir gelegen, und für mich, die Unsterbliche, ist das eine kaum länger her als das andere. Und mit gleicher Schnelligkeit rückt der Tag näher, an dem dein zerfleischter Körper auf die Raben warten wird. Ich werde dich niemals vergessen, Skafloc, aber ich fürchte, ich habe dich zum letztenmal geküßt. «
    Und sie sang:
     
    Seewärts bläst der Wind heut nacht,
    Singt ums Haus ein Lied ganz leise,
    Und der Krieger ist erwacht,
    Denkt an nichts mehr als die Reise,
    Frau und Kind und Heim und Herd wollen ihn zum Bleiben zwingen,
    Doch aufs Meer hinaus er fährt,
    Weil ihn lockt des Windes Singen.
    Und die See wird ihn verschlingen.
    Wind, du kommst von weit, weit her,
    Deine Stimme spricht vom Sterben.
    Dich verflucht die Frau, von der du den Mann rufst ins Verderben.
    Wellen küssen seinen Mund,
    Tun, als ob sie Liebe meinen.
    Bald schon auf dem Meeresgrund spielen sie mit den Gebeinen.
    Seine Frau wird um ihn weinen.
     
    Dies Lied gefiel Skafloc gar nicht, denn es kündete von Unglück. Er wandte sich ab und rief seinen Männern zu, sie sollten die Schiffe ins Wasser bringen und an Bord gehen. Und sobald er selbst an Deck war, verlor er jedes Gefühl von nahendem Unheil in neu aufflammender Kampfeslust.
    » Dieser Sturm bläst jetzt schon seit drei Tagen «, sagte Goltan, einer seiner Kameraden.» Und er riecht nach Zauberei. Vielleicht segelt irgendein Hexenmeister ostwärts. «
    » Es war freundlich von ihm, daß er uns die Mühe erspart hat, unseren eigenen Wind zu beschwören «, lachte Skafloc.» Wenn er jedoch einen drei Tage dauernden Wind brauchte, wurde sein Schiff von Sterblichen gebaut. Wir haben etwas Besseres! «
    Die Maste wurden aufgestellt, die Segel gesetzt, und das schlanke Fahrzeug mit dem Drachenkopf am Bug sprang vorwärts. Wie der Sturm selbst flog es dahin. Zu Fuß oder im Sattel oder mit einem Schiff waren die Elfen immer die schnellsten von allen Bewohnern des Feenreichs, und noch ehe es Mitternacht war, kamen die Klippen Finnmarks in Sicht.
    Skafloc lachte und sang:
     
    Elfen ziehn ostwärts zum Ufer Trollheims,
    Das Spiel mit Speer und Schwert zu spielen.
    Wo ist der Waghals,
    Der den Weg uns verstellt?
    Wir durchbohren die Brust ihm,
    Schlitzen den Bauch auf.
    Tod den Trollen!
    Sie werden taumeln,
    Angst vor den Elfen öffnet Gedärme.
    Hört, Freunde, helft den heulenden Trollen:
    Ist Kopfweh ihr Kummer,
    Köpft sie schnell.
     
    Die Elfen grinsten dazu. Sie ließen Segel und Masten herab, griffen zu den Rudern und ruderten die Flotte in den Fjord. Sie waren bereit zum Kampf, aber ihre Augen konnten keine Spur von den feindlichen Wachen entdecken. Statt dessen sahen sie andere Fahrzeuge auf dem Strand – drei von Sterblichen erbaute Langschiffe, und die Besatzung lag in Stücke gehauen zwischen den Steinen.
    Skafloc sprang mit gezogenem Schwert und flatterndem Mantel an Land.» Das ist merkwürdig «, meinte er voller Unbehagen.
    » Vielleicht haben sie hier vor dem Sturm Schutz gesucht und wurden von den Trollen überfallen «, erwiderte Goltan.» Das kann nur ganz kurze Zeit her sein – das Blut ist noch naß, die Körper noch warm – und die, die sie getötet haben, mögen gerade in Illredes Halle sein und darüber Bericht erstatten. «
    » Das wäre für uns ja ein wunderbares Glück! «rief Skafloc, der nicht damit gerechnet hatte, einen Überraschungsangriff durchführen zu können. Statt ins Horn zu stoßen, winkte er mit seiner Klinge. Weder er noch die Elfen verschwendeten einen weiteren Gedanken auf die Toten, die ja nur Menschen waren.
    Die Krieger sprangen ins seichte Wasser und zogen ihre Schiffe ans Ufer. Einige blieben als Wache da, und den Haupttrupp führte Skafloc den Pfad ins Landesinnere entlang.
    Sie marschierten durch eine Schlucht, in der Sterbliche nicht die Hand vor Augen hätten sehen können, und kamen hinaus auf eine Bergkette, wo der Schnee blendend glitzerte und steile Felsen sich in den Himmel bohrten. Der Wind zauste sie mit kalten Händen. Zerfetzte Wolken rasten über das Gesicht des Monds, so daß es aussah, als zwinkere er. Mit katzenhafter Geschmeidigkeit sprangen die Elfen über die Klippen, den Berg hinauf bis dahin, wo in seiner Flanke die Höhlenöffnung gähnte.
    Als sie

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