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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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es den Anschein, als seien so gut wie alle im Feenreich vorhandenen Söldner schon von Illrede angeworben worden. Imric schickte zu den Sidhe von Irland und versprach reiche Beute bei der Eroberung von Trollheim. In der kalten Antwort hieß es, die Straßen von Tir-nan-Og und die Höhlen der Leprechaune schimmerten schon von genug Reichtümern. Der Elfengraf mußte einsehen, daß er allein stand.
    Nichtsdestotrotz war seine Streitmacht groß, und jede Nacht trafen weitere kampfeslustige Elfenkrieger ein. Sie konnten sich nicht erinnern, daß schon einmal ein so großes Heer in Alfheim zusammengekommen war. Auch wenn der Feind zweifellos in der Überzahl anrückte, war doch jeder Mann und jedes Schiff der Elfen unendlich viel besser, und sie würden nahe der Heimat, in Gewässern und auf Stränden, die sie kannten, kämpfen. Einige der jüngeren Krieger waren überzeugt, Englands Elfen könnten nicht nur die Trollflotte Zurückschlagen, sondern auch ohne jede Hilfe den Krieg nach Trollheim tragen und es unterwerfen.
    Von Orkney und Shetland kam Flam, der Sohn jenes Flam, der bei Skaflocs Überfall in Trollheim gefallen war, und er brannte darauf, seinen Vater zu rächen. Er und seine Brüder waren die berühmtesten Seefahrer im Feenreich, und als ihre Drachenflotte nach Süden segelte, verdunkelte sie das Wasser. Schilde blinkten entlang den Bordleisten, der Wind sang in den Tauen, und das Zischen der gespaltenen Wogen an den Bügen klang wie das von Schlangen.
    Aus den Hügeln und Mooren des Piktenlandes rückten die wilden Häuptlinge mit ihren Feuersteinwaffen und ledernen Brustpanzern an. Sie waren kleiner und schwerer als die echten Elfen, dunkelhäutig, mit langen schwarzen Locken und Bärten, die ihnen um die tätowierten Gesichter flatterten, denn in ihren Adern rann auch das Blut von Trollen und Kobolden und noch älteren Rassen sowie von Piktenfrauen, die ihre Ahnen in grauer Vorzeit gestohlen hatten. Mit ihnen zogen einige der geringeren Sidhe, die mit den Scoten vor Jahrhunderten ins Land gekommen waren, starke, knorrige Leprechaune, die wie Ziegen sprangen, und große schöne Krieger in schimmernden Rüstungen. Einige fuhren auf ratternden Streitwagen, die zum Niedermähen der Feinde Schwertklingen an den Naben trugen.
    Aus dem Süden, von den Hügeln und den von Höhlen durchzogenen Küsten Cornwalls und Wales’ kam eine Schar der ältesten Elfen auf der Insel: Reiter in Rüstungen und Streitwagenfahrer, deren Banner von vergessenen Ruhmestaten kündeten, grünhaariges, weißhäutiges Seevolk, das einen nach Salz schmeckenden grauen Nebel mit sich führte, um auch an Land mit der notwendigen Feuchtigkeit versorgt zu werden, dazu ein paar heruntergekommene Halbgötter, die die Römer mitgebracht und nachher im Stich gelassen hatten, scheue, verstohlene Waldelfen, Clan für Clan.
    Aus den Ländern der Angeln und Sachsen kamen nicht viele, denn die meisten ihrer Bewohner waren geflohen oder durch Exorzismen vertrieben worden, aber wer noch dort war, folgte Imrics Ruf. Diese Elfen waren, mochten sie auch arm und zurückgeblieben sein, in einem Krieg durchaus nicht zu verachten, denn nicht wenige von ihnen konnten ihre Abstammung bis auf Wieland den Schmied oder bis auf Odin selbst zurückführen. Sie waren die Meisterschmiede der Grafschaft, da sie auch etwas Zwergenblut hatten, und viele von ihnen kämpften am liebsten mit ihren großen Hämmern.
    Aber die mächtigsten und stolzesten Krieger waren die von Burg Elfenhöhe und Umgebung. Nicht nur wegen ihrer Herkunft, sondern auch durch ihre Schönheit, ihre Weisheit und ihren Reichtum übertrafen die Herren, die Imric um sich versammelt hatte, alle anderen. Kampfesmutig waren sie, zogen in die Schlacht wie zu einer Hochzeit gekleidet, und sie küßten ihre Speere, als seien es Bräute. Ihre Zauberkünste waren groß; sie konnten dem Feind die Kraft nehmen und ihre Freunde beschützen. Die neu angekommenen Elfen empfanden scheue Bewunderung. Allerdings hinderte sie das nicht daran, Speisen und Getränke, die ihnen in ihre Lager geschickt wurden, oder die Frauen, die zum Vergnügen mitkamen, von ganzem Herzen zu genießen.
    Frida kam aus dem Staunen nicht heraus. Der Anblick der nichtmenschlichen Krieger, die geräuschlos durch Dämmerung und Nacht glitten und deren Gesichter – was recht unheimlich war – ihren Augen nur halb sichtbar wurden, erfüllte sie mit Schreck und Entzücken, mit Furcht und Stolz. Und Skafloc, ihr Mann, hielt in der hohen

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