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Das Geburtstagsgeschenk

Das Geburtstagsgeschenk

Titel: Das Geburtstagsgeschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Vine
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der Inhaberin des Copyrights die Genehmigung hatte geben lassen.
    Was ist aus Hebes Sachen geworden – aus diesen Sexklamotten, diesen peinlichen Lapdancer-Requisiten, mit denen die arme Jane womöglich den Fensterputzer zu verführen hoffte? Trug sie die Sachen, als Sean Lynch sich Zugang zu ihrer Wohnung verschaffte? Vielleicht hat Janes Mutter den Koffer im Schrank gefunden und verschwinden lassen, weil sie sich schämte.

29
    Menhellion war clever genug, Sean Lynch nie zu erwähnen, trotzdem klang der Name in jeder Zeile durch. Die Formulierungen des erfahrenen Journalisten sprachen für sich. Wir hofften, Ivor würde von sich aus bei uns anrufen, hörten aber bis Sonntagabend nichts von ihm. Gegen sieben meldete er sich dann, wir trieben in letzter Minute eine Babysitterin auf, der wir das Doppelte zahlen mussten, und fuhren nach Westminster.
    Ivor war allein, so wie er es gewünscht hatte. Er war um zehn Jahre gealtert. Sein Haar war nicht über Nacht weiß geworden, denn entgegen der landläufigen Meinung ist das eine Mär, aber mir schien, dass mehr Grau darin war als bei unserer letzten Begegnung. Er hatte nichts gegessen, seit er früh um neun Ramburgh verlassen hatte, aber reichlich dem Whisky zugesprochen und war jetzt zu Rotwein übergegangen. Iris sah in den Kühlschrank, den Juliet in weiser Voraussicht gut gefüllt hatte, und machte uns Sandwiches.
    »Morgen wird im Unterhaus jemand eine Frage stellen«, sagte Ivor.
    »Und du wirst hingehen?«
    »Aber ja«, sagte er, als sei daran nicht mehr zu rütteln. »Nach dem Motto: ›Salve, Caesar, morituri te salutant. ‹ Keine Ahnung, warum die armen alten Christen auf so was verfallen sind. Das wären nie meine letzten Worte, wenn ich wüsste, dass mich im nächsten Augenblick ein hungriger Löwe fressen würde, ich würde dem Kaiser sagen, dass er mich gernhaben kann.«
    »Glaubst du, dass man dich fressen wird?«
    »Ja, natürlich. Das ist mein Ende, Rob, ich bin zur Story geworden. Kein Ministerposten, kein Sitz im Kabinett, keine Wiederwahl. Den Bürgern von Morningford wird das nicht passen.«
    Ich fragte nach Juliet und erfuhr, dass sie in Ramburgh geblieben war. »Ich habe mit dem Gedanken gespielt, sie freizugeben, ihr zu sagen, dass es nicht funktioniert. Schön, dass wir uns kennengelernt haben, melde dich mal wieder, und behalte den Ring.«
    »Das würdest du doch nicht tun«, sagte Iris entsetzt.
    »Nein. Es war, wie gesagt, nur ein Gedankenspiel.«
    Wir aßen die Sandwiches, das heißt, Iris und ich aßen, Ivor nahm eins, aber rührte es nicht an. Er machte noch eine Flasche Burgunder auf und sagte, wahrscheinlich werde er am nächsten Morgen einen Kater haben.
    »Aber vielleicht ist das gar nicht schlecht, dann bekomme ich das alles nicht so mit.«
    In diesem Moment rief die teure Babysitterin an und meldete, dass Adam weinte und über Bauchschmerzen klagte. Iris, überängstlich wie immer, drängte zum Aufbruch. Mit Adam war alles in Ordnung. Als er uns sah, war er sofort ruhig, wahrscheinlich war es nur ein Trick gewesen, um uns nach Hause zu holen. Ich wäre gern noch bei Ivor geblieben, es fiel mir sehr schwer, ihn allein zu lassen. Zum Abschied hatte er mir die Hand geschüttelt und Iris einen Kuss gegeben, was beides sehr ungewöhnlich für ihn war, ich erklärte es mir damit, dass er schon so viel getrunken hatte.
    Es wurde eine unruhige Nacht. Nachdem ich vergeblich versucht hatte einzuschlafen, ging ich nach unten und holte mir ein Buch, in dem ich den ganzen Tag immer mal wieder ein paar Seiten gelesen hatte, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich habe viel und off über den englischen Gentleman nachgedacht und zu welchen Mitteln manche Autoren ihn greifen lassen. Der Roman Ärger im Bellona-Club von Dorothy L. Sayers ist dafür ein typisches Beispiel. Gegen Ende erwarteten Dr. Penberthy Schmach und Schande, ein Prozess und zu jener Zeit noch der Galgen. Ich will eine Stelle daraus zitieren, weil sie die Situation so gut illustriert, obwohl ich das damals natürlich noch nicht wusste.
     
    »Dr. Penberthy«, sagte der alte Herr, »nachdem dieses Schreiben nun in Lord Peter Wimseys Händen ist, wissen Sie, dass er nicht anders kann, als sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen. Da dies aber viele Unannehmlichkeiten für Sie und andere bedeuten kann, möchten Sie vielleicht einen anderen Ausweg aus dieser Situation wählen. Als Arzt ziehen Sie es vielleicht vor, eigene Maßnahmen zu ergreifen. Wenn nicht …“
    Er nahm aus

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