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Das Geburtstagsgeschenk

Das Geburtstagsgeschenk

Titel: Das Geburtstagsgeschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Vine
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viel besser gewesen als jetzt. Die Berichterstattung im Fernsehen wäre anders gewesen, und es hätte durchaus eine Chance bestanden, dass sein Name nicht ins Spiel gekommen wäre. Ohne den Aspekt der Entführung wäre es ein ganz normaler Verkehrsunfall gewesen, etwas, was nur zu oft vorkam – auch damals schon.
    »Und du glaubst nicht, ein Journalist hätte herausbekommen, dass er dahintersteckt?«, fragte ich.
    »Doch, vielleicht, aber vorwerfen kann man ihm doch höchstens, dass er eine Affäre mit einer verheirateten Frau hatte. Er hätte ein Interview geben und erklären müssen, er bereue sein Verhalten zutiefst, der Tod eines der Männer sei eine Tragödie und so weiter und so fort, Hebe Furnals Tod habe ihm das Herz gebrochen – wovon natürlich nicht die Rede sein kann –, und die ganze Sache tue ihm unendlich leid. Vor allem hätte er klar und deutlich sagen müssen, dass es keine Entführung war, sondern ein Spiel, in das sie eingewilligt hatte, eine Privatangelegenheit. Glaubst du nicht, dass der ganze Wirbel sich dann in ein paar Tagen gelegt hätte?«
    »Es hätte seine politische Karriere angekratzt.«
    »Nicht sehr. Und nicht lange. Seine unmittelbaren Vorgesetzten wären sauer gewesen – oder vielleicht auch nicht. Männer lachen über so was. Jetzt ist es natürlich nicht mehr zum Lachen, schließlich sind zwei Menschen tot, aber alles in allem wäre es für Ivor glimpflich ausgegangen, denke ich. Gerry Furnal scheint ein weicher Typ zu sein, er war ja fix und fertig, der Ärmste. Furchtbar, diese Tränen, nicht? Er würde sich nie mit Ivor schlagen, schlimmstenfalls würde er sich mit ihm treffen und ihm eine Szene machen. Hätte Ivor das nicht durchstehen können?«
    »Offenbar hat er sich das nicht zugetraut. Ich habe ihn noch nie so verunsichert erlebt. Er war nicht wiederzuerkennen.«
     
    Niemand hat jemals versucht, Ivor zu erpressen, obwohl sich das durchaus angeboten hätte. Von den wenigen Menschen, die in die Sache mit dem Geburtstagsgeschenk eingeweiht waren, wusste keiner alles. Jeder wusste einen Teil aus dem einen oder anderen Blickwinkel, und alle hätten sie Geld von ihm verlangen können, viel Geld oder ein garantiertes regelmäßiges Einkommen, aber keiner hat es getan. Was sie zurückhielt, dürfte nicht Loyalität gewesen sein oder freundschaftliche Verbundenheit mit Ivor, eher schon Angst. Oder so etwas wie Scheu. Ich frage mich, wie viele Menschen versuchen würden, sich »durch Drohung mit einem empfindlichen Übel«, wie die Juristen sagen, zu Lasten eines anderen zu bereichern, wenn sie nicht Hemmungen hätten, in den Augen ihres Opfers als niederträchtig und gemein dazustehen. Vielleicht bin ich naiv. Tatsache ist, dass der Parlamentarier Ivor Tesham, ein angesehener Mann, ein reicher Mann auf dem Weg zu noch mehr Reichtum, eine Folge verwerflicher Ereignisse ausgelöst hatte, was er um jeden Preis vertuschen wollte. Ein unvoreingenommener Beobachter hätte vielleicht trotzdem betont, dass es eigentlich nicht seine Schuld war. Zumindest nicht damals, als alles anfing.

6
    Wir denken immer zuerst an unsere eigene Haut. So ging es auch mir, als Gerry anrief. Ich war noch im Bett. Nicht etwa, weil ich am Vorabend zu lange gefeiert hätte. Meist bin ich am Ende der Woche fix und fertig und liege am Freitag um zehn in der Falle. Wie ein altes Weib, sagte Mummy immer, als es noch keinen Callum gab, als sie mich noch ständig damit nervte, ich solle mir doch endlich einen Mann oder wenigstens einen Freund zulegen. Aber mir ist das egal, ich genieße es eben, am Samstag nicht schon um sieben aufstehen zu müssen. Um halb neun läutete das Telefon, und ich dachte, es wäre Mummy, weil sie mich am Vorabend nicht erreicht hatte. Ich nahm ab und hörte einen Mann sagen: »Jane? Hier Gerry.« An der Stimme hätte ich ihn nicht erkannt, sie klang, als wenn jemand versucht hätte, ihn zu erwürgen. »Du wirst schon auf meinen Anruf gewartet haben. Entschuldige, dass ich mich erst jetzt melde.«
    Wachsamkeit, Selbstschutz oder wie immer man es nennen mag, warnte mich sofort, dass etwas schiefgelaufen war.
    »Du hast doch bestimmt stundenlang auf sie gewartet.«
    Ich staunte selber, dass ich so schnell schalten konnte.
    »Na ja, es ging.« Was mochte jetzt kommen? »Sie ist tot«, sagte er. »Ich wünschte, ich könnte es dir schonender beibringen, bei mir war die Polizei sehr rücksichtsvoll, aber dass plötzlich zwei Beamte vor meiner Tür standen, war schon genug, sie hätten gar

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