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Das Geburtstagsgeschenk

Das Geburtstagsgeschenk

Titel: Das Geburtstagsgeschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Vine
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auf Schrammen und Prellungen ist er unverletzt. Diese Trucks sind ja riesig, dagegen war der Wagen relativ klein. Gesagt haben sie es nicht, natürlich nicht, aber sie sehen es wohl so, dass der Unfallverursacher dieser Dermot Lynch war, er saß am Steuer.« Er versuchte offenbar, das Thema zu wechseln, vielleicht wollte er mir gruselige Einzelheiten ersparen. »Wie lange hast du vor dem Theater auf sie gewartet?«
    »Ungefähr eine Viertelstunde – aber da war es zu spät reinzugehen.«
    »Du hast mich nicht angerufen?«
    Ohne Lüge kam ich hier nicht durch. »Ich hab’s versucht, aber niemand hat sich gemeldet.«
    »Eigenartig. Um welche Zeit war das?«
    »Zwanzig vor acht ungefähr. Ich musste erst eine Telefonzelle suchen. Das Telefon hat geläutet, vielleicht habe ich mich verwählt. Manchmal hat man einen Zahlendreher, du kennst das bestimmt auch.«
    »Ja, so wird’s gewesen sein. Hast du dir Sorgen gemacht?«
    »Eigentlich nicht«, improvisierte ich. »Ich hab mir gedacht, dass es vielleicht unerwartet Probleme zu Hause gegeben hat, da wollte ich euch nicht stören. Heute Vormittag hätte ich mich sowieso gemeldet.«
    »Ja«, sagte er. »Ja, natürlich.«
    Und dann fing er an zu weinen. Er legte die Hände auf die Sessellehne, den Kopf auf die Hände und schluchzte. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also machte ich gar nichts. Wahrscheinlich wäre es am besten gewesen, wenn ich auch geweint hätte, aber das schaffte ich nicht. Nur Schauspielerinnen können sich zum Weinen zwingen. Ich hab das mal bei Nicola Ross erlebt, die hat auf der Bühne echte Tränen vergossen. Aber ich bin keine Schauspielerin. Ich saß nur da, hörte auf den Schlachtenlärm vor dem Haus und die quälenden Schluchzer hier drin, und nachdem das eine Weile gegangen war, machte ich noch mal Tee. Als ich zurückkam, war es vorbei. Er saß sehr gerade da, hohlwangig und mit roten Augen.
    »Ich begreife nicht, warum jemand sie hätte entführen sollen.« Seine Stimme war ganz heiser vom Weinen. »Wozu denn? Doch nicht gegen Lösegeld. Ich bin kein reicher Mann. Würde ich sonst hier wohnen?«
    »Keine Ahnung …“
    »Ich habe die Polizei gefragt, ob es eine Verwechslung sein könnte, aber das haben sie bestritten.«
    Noch am selben Abend sah die Sache dann schon ganz anders aus.
     
    Ich habe seine Waschmaschine angeworfen, für ihn und Justin einen Auflauf gemacht und in den Ofen geschoben. Die Küche war keine Reklame für Hebes hausfrauliche Fähigkeiten, aber dass ich hier putzen sollte, sah ich auch nicht ein. Gerry hätte es sowieso nicht gemerkt. Gegen Mittag kämpfte ich mich wieder durch die Reporter und Fotografen – es fiel mir mächtig schwer, nicht mit ihnen zu reden –, fuhr ins Einkaufszentrum Brent Cross und kaufte für Gerry, Justin und mich ein. Um fünf brachte Mrs. Furnal, eine muntere, redselige Frau, die ihrem Sohn überhaupt nicht ähnlich war, Justin zurück. Sie blaffte die Journalisten an, sie sollten abhauen, ihren Sohn in Ruhe lassen, ein wenig Mitleid haben und an die Gefühle des Kindes denken. Ich hätte mich geschämt, so einen Blödsinn zu verzapfen. Als ich die Haustür aufmachte, fiel sie fast in die Diele.
    Justin lief voraus und schrie: »Justin will Mummy!«
    Mrs. Furnal erholte sich schnell wieder, schnupperte an meinem Auflauf, fand, er sei köstlich gelungen, und erklärte fast im gleichen Atemzug, ich könne jetzt gehen, sie würde den Abend über bei ihrem Sohn bleiben.
    »Bitte sag mir Bescheid, wenn du mich wieder brauchst«, sagte ich zu Gerry.
    In der Küche hatten wir nicht gemerkt, dass das Chaos da draußen sich gelegt hatte. Es war halb sieben. Als ich hinausspähte, waren alle Reporter weg, ein einsamer Fotograf packte gerade seine Ausrüstung in den Kofferraum. Ich war ziemlich enttäuscht, denn ich hatte beinah erwartet, einer würde sich schließlich mit Gewalt Zugang zum Haus verschaffen oder zu dem halb offenen Schlafzimmerfenster hochklettern. Na ja, es hat nicht sollen sein, wie Mummy immer sagt. Das Telefon läutete, und Gerry ging hin. Es war die Polizei, aber das hat er mir erst später erzählt. Es habe sich eine neue Entwicklung ergeben, und sie würden ihn »in Kürze« aufsuchen. Ich bat seine Mutter, ihn von mir zu grüßen, und versuchte, Justin einen Kuss zu geben, aber er drehte mit einem Ruck den Kopf weg. Dann fuhr ich los. Als ich schon fast in Kilburn war, wo ich wohne, beschloss ich, mir Ivor Teshams Nummer zu besorgen und ihn anzurufen. Was ich mir

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