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Das Geburtstagsgeschenk

Das Geburtstagsgeschenk

Titel: Das Geburtstagsgeschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Vine
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gefallen. In diesem Moment musste ich daran denken, wie Hebe mich immer gedemütigt hatte. Vielleicht weil er es eben genauso gemacht hatte. Mir fielen ihre fürsorglichen Vorschläge ein, wie man irgendeinen Langweiler – einen Kollegen von Gerry oder ihren Nachbarn, der bei seiner Mutter wohnte, oder den angejahrten Witwer, der mein Chef in der Bibliothek war – womöglich für mich interessieren könnte. Deshalb hatte ich ja Callum erfunden. Jetzt dämmerte mir, dass sie womöglich nur so gern mit mir weggegangen war, weil ihre Schönheit neben mir umso besser zur Geltung kam. Ich heulte noch ein bisschen und trank noch einen Schluck Wein und legte mich ins Bett, und dann läutete das Telefon, und ich musste wieder raus.
    Natürlich Mummy. War das meine Freundin, die da die ganze Zeit in den Nachrichten war? Die Frau, die in dem schäbigen Haus in diesem gottverlassenen Vorort lebte?
    »Ongar dagegen ist der Nabel der Welt, was?«, sagte ich.
    Da wohnt sie nämlich.
    »Werde bitte nicht unverschämt, Jane. Ich versuche schon den ganzen Tag, dich zu erreichen, da wirst du mir doch jetzt wenigstens verraten können, ob das stimmt, was sie im Fernsehen sagen.«
    Also erzählte ich ihr von meinem Tag und betonte, wie erschüttert ich über den Verlust meiner besten Freundin gewesen sei.
    »Na hör mal, Jane! Ich dachte, deine beste Freundin wäre ich. Mehr als ich kann schließlich niemand für dich tun.«
    Ich tat, als hätte ich das nicht gehört, und erzählte stattdessen ein bisschen von Gerry und dass er am Boden zerstört sei, ein Ausdruck, den sie liebt, und dem armen kleinen Justin. Ich hätte für die beiden eingekauft und gekocht, sagte ich, und jetzt sei ich erschöpft und müsse Schluss machen. Gleich darauf läutete das Telefon wieder, und ich dachte natürlich, sie wolle mir Vorwürfe machen, weil ich sie so kurz abgefertigt hatte, aber nein, es war Gerry.
    Die Polizei war da gewesen und hatte ihm gesagt, es gäbe Grund zu der Annahme, dass Hebe aus Versehen entführt worden sei, statt eines viel wahrscheinlicheren Opfers, der Frau eines Multimillionärs. Deshalb war auch die Presse abgezogen. Morgen früh würde es in der Zeitung und im Fernsehen sein.
    Ob ich, falls ich Zeit hätte, morgen wieder vorbeikommen könnte? Ich zögerte, dann sagte ich zu. So spannend wie heute würde es nicht werden, denn die Journalisten würden jetzt das Haus von dem Multimillionär belagern.
    Ich war, wie gesagt, von meinem Hoch geradewegs in ein Tief geplumpst, aber jetzt fiel ich noch tiefer. Unbewusst hatte ich wohl gedacht und zumindest gehofft, Ivor Tesham würde irgendwie in der Sache mit drinhängen, und jetzt war klar, dass das gar nicht sein konnte. Es war eine echte Entführung gewesen, und sie hatten eine andere Frau schnappen wollen, die nur wie Hebe aussah.
    Warum hatte ich gesagt, ich würde wieder in die Irving Road kommen? Was brachte es mir? Tatsächlich hatte ich – wie meist am Sonntag – nichts Besseres zu tun. Als ich mich wieder ins Bett legte, hatte ich die nächste Vorahnung, eine sehr intensive diesmal. Eine Vorahnung bedeutet ja eigentlich immer etwas Schlimmes, aber diesmal war es nichts Schlimmes, sondern vielleicht sogar eine regelrechte Zukunft für mich. Wie so oft sah ich meine Vorahnung in Bildern – oder vielmehr in einem Bild. Ich saß in dem Haus in der Irving Road im Wohnzimmer, und auf dem zweiten Sessel saß Gerry. Die Fotos von Hebe, die er überall herumstehen hat, waren weg, und an meinem Finger steckte ein Trauring.

7
    Ivors Erleichterung war nicht nachvollziehbar. Er tat, als gingen ihn persönlich der Unfall und die Entführung nichts an, als habe er wie ein ganz normaler Zeitungsleser den Fall nur in der Presse verfolgt. Die konzentrierte sich jetzt auf Kelly Mason, ihren Mann und seine Millionen und auf das Fußballteam, das er gekauft hatte. Die Polizei hatte ihr Interesse von der Irving Road, West Hendon, auf die Bishops Avenue, Hampstead Garden Suburb, verlagert. Ivor wusste natürlich, dass diese Theorie nicht stimmte, er wusste ja, was wirklich geschehen war, aber aus seiner Sicht war diese veränderte Sachlage ein Strafaufschub, den ihm der Himmel gesandt hatte und der in eine Begnadigung münden würde.
    »Alles wieder im grünen Bereich!« Er riss triumphierend die Arme hoch. »Das Schlimmste ist überstanden.«
    »Aber Hebe ist tot«, sagte Iris.
    »Besten Dank für den Hinweis.«
    »Wovor hast du denn solche Angst, Ivor?«
    »Angst ist ein starkes Wort. Ich

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