Das gefrorene Lachen
sprichst du da, Augustiiiin?« Die junge Frau legte das blond gelockte Köpfchen schräg und schaute Pippa abfällig an.
»Ah, Cousine Mirabelle.« Augustin klang erfreut. Er griff nach der Hand und hauchte einen galanten Kuss darauf. »Das ist niemand.«
Pippa blieb die Spucke weg. Sie hob das Kinn und sagte eisig: »Wir sehen uns dann später, Gustl.«
Im Weggehen hörte sie die junge Frau ausrufen: »Sie hat dich ›Gustl‹ genannt, Augustiiiin!«
Pippa stürmte quer über den Rasen, sodass ihre Röcke flogen, und rettete sich unter eine der Buchen am Ostrand. Mirabelle war so unglaublich hübsch. Und sie hatte ... obenherum … Pippas Hände strichen unwillkürlich über ihr Mieder, das viel flacher anlag, als sie es sich gewünscht hätte. »Niemand!«, fauchte sie und trat gegen die unschuldige Buche. Dann fiel sie ins Gras und rupfte wütend darin herum.
»Philippa Saffronia«, hörte sie ihren Vater rufen. Er kam mit weit ausgreifenden Schritten über den Rasen auf sie zu, dass seine Magierrobe wild um seine dünne Gestalt flatterte und sein dunkelrotes Haar vom Wind zerzaust wurde. »Ich habe dich weglaufen sehen. Ist etwas geschehen?«
Pippa sah in seine mitfühlenden Augen und schluckte. »Sehe ich aus wie ein Junge, Papa?«
Der Zauberer lachte und hockte sich neben sie ins Gras. »Das wäre aber ein seltsamer Junge«, erwiderte er. »Du bist übrigens sehr hübsch und das ist ein wirklich schönes Kleid. Habe ich dir das noch nicht gesagt?«
Pippa wandte das Gesicht ab. »Nein. Danke.«
Sie spürte seinen Blick. »Du hättest das lieber von jemand anderem gehört, hm? Was ist dir über die Leber gelaufen?«
Pippa seufzte. »Cousine Mirabelle.«
»Cousine wer? Ach ja, die Tochter des Großherzogs von Blankenberg.« Laurentios Augen begannen zu leuchten. »Hast du seine Motorchaise gesehen? Ist sie nicht großartig?«
Pippa rümpfte die Nase. »Ja, das ist sie, Papa«, sagte sie nachsichtig.
Der Zauberer zog ein Taschentuch aus dem Ärmel und wischte sich übers Gesicht. »Es ist warm und ich habe Durst«, beschwerte er sich. »Komm, meine hübsche Tochter, begleite deinen alten Vater zum Pavillon.« Er reichte ihr die Hand und zog sie hoch. »Ich werde den König bitten, dass er sich für mich beim Großherzog verwendet.«
Pippa warf ihm einen Seitenblick zu. »Damit er dich mit seiner Chaise fahren lässt?«, vermutete sie, denn sie kannte ihren Vater.
»Möchtest du mitkommen?«
Seine Begeisterung vertrieb ein wenig ihre üble Laune und Pippa begann wieder zu lächeln. Sie hakte sich bei ihm ein. »Erst etwas essen«, entschied sie. »Und dann schauen wir uns die Chaise an.«
Sie schlenderten eingehakt über die weite Rasenfläche, über die perlende Musik und fröhlicher Stimmenlärm zu ihnen hinwehten. »Hoffentlich gibt es Lachsschnittchen«, sagte Laurentio sehnsüchtig. »Ich liebe Lachsschnittchen.«
»Wann treten die Komödianten auf?«, fragte Pippa.
»Nach dem Dessert und vor dem Feuerwerk.« Laurentio kramte in seiner Tasche und zog einen Zettel hervor, den er mit gerunzelter Stirn überflog. »Ja, gleich nach dem Essen. Danach gibt es noch Musik und Tanz, dann wird der König die Verlautbarung zu Prinz Augustins offizieller Einsetzung als Thronfolger geben und dann bin ich mit dem Feuerwerk an der Reihe.« Er stopfte den Zettel achtlos wieder in seine Tasche. »Hilfst du mir dabei?«
Pippa nickte lustlos. Eigentlich liebte sie die Feuerwerke ihres Vaters und freute sich, wenn sie ihm dabei zur Hand gehen durfte, aber heute hatte es ihr in den Pudding geregnet. Augustin hatte sich aber auch zu unhöflich benommen!
»Er ist der Prinz«, sagte ihr Vater, der einen seiner hellsichtigen Momente hatte. »Ich weiß, dass du ihn als Freund betrachtest, weil ihr zusammen aufgewachsen seid. Aber er wird ab heute auch offiziell der Thronfolger sein und du bist die Tochter eines Bediensteten.«
Pippa riss sich aus ihrem Trübsinn und drückte den Arm ihres Vaters. »Du bist nicht bloß irgendein Bediensteter, Papa. Du bist der größte Zauberer der Welt. Und Augustin ist bloß ein dummer, ungezogener Junge.«
Laurentio lachte.Rund um den Pavillon flanierten plaudernde Grüppchen von Gästen. Einige von ihnen hielten Teller oder Gläser in den Händen oder kleine Servietten, in denen sich köstliche Bissen verbargen. Der Geruch der Leckereien zog durch die Luft und ließ Pippa das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Im Pavillon waren beinahe alle Tische besetzt und es war schrecklich
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