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Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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laut – das Klirren und Scheppern von Gläsern und Besteck, lautes Gelächter, Musik, die Rufe nach Bediensteten, durcheinanderschwirrende Gespräche. Pippa hielt sich die Ohren zu und verdrehte entsetzt die Augen. Ihr Vater runzelte ärgerlich die Stirn, und Pippa sah, dass sich seine Lippen bewegten. Mit einem Schlag nahm die Lautstärke ab und wurde erträglich. »Danke«, sagte Pippa erleichtert und nahm die Hände herunter.
    »Komm, wir holen uns einen Teller mit Lachsschnittchen und verschwinden wieder«, schlug ihr Vater vor.
    »Wo werden die Komödianten auftreten?«, fragte Pippa, als sie später mit ihren Tellern auf den Knien draußen auf einem sonnenwarmen Mäuerchen hockten.
    »M-Mmmff«, erwiderte ihr Vater. Er schluckte einen ordentlichen Mundvoll Lachs herunter und wiederholte: »Im Innenhof.«
    Philippa sah, wie ein großer, in eine schneeweiße Livree gekleideter Mann aus dem Festzelt trat, mit einem Tüchlein über sein gerötetes Gesicht wischte und sich umblickte. Sie hob die Hand und winkte ihm zu. »Da ist Onkel Alfons«, sagte sie. »Er sieht völlig erledigt aus.«
    »Kein Wunder«, erwiderte Laurentio kauend. »Er hatdas Fest organisiert und jetzt muss er aufpassen, dass alles nach Plan läuft.« Er nickte seinem Schwager zu, der sich ihnen näherte. »Setz dich, nimm ein Lachsschnittchen.«
    »Danke«, schnaufte der Haushofmeister, blickte auf das Mäuerchen und seine weiße Hose und blieb lieber stehen. »Oh, die junge Dame an deiner Seite ist ja unsere Philippa. Ich hätte sie beinahe nicht erkannt.« Er zwinkerte Laurentio zu. »Und, stehen die jungen Männer schon Schlange, um sie nachher zum Tanz führen zu dürfen?«
    Philippa schüttelte abfällig den Kopf, aber insgeheim fühlte sie sich ein wenig geschmeichelt – auch wenn es nur ihr Onkel und der beste Freund ihres Vaters war, der ihr Komplimente machte.
    Ein junger Lakai kam angelaufen und blieb vor Laurentio stehen. »Herr Hofzauberer«, keuchte er, »Seine Majestät bittet Euch um Eure Anwesenheit.«
    Laurentio stellte seinen Teller auf die Mauer und winkte Pippa. »Auf, Lehrling. Es gibt Arbeit.«
    Das Königspaar thronte auf einer Empore am Kopfende des Pavillons und beide sahen müde aus. König Ferdinand erglänzte in den Farben seines Hauses, während Königin Joséphine sich in ein dunkelgrünes Taftkleid mit großer Tournure gewandet hatte. Die aufgebauschte Rückseite ihres Rockes zwang sie dazu, sehr unbequem auf der Kante ihres Stuhles eher zu lehnen, als zu sitzen.
    Das Gesicht des Königs erhellte sich, als der Zauberer auf ihn zukam.
    »Laurentio«, rief er, »ich brauche deine Kunst. Bitte verstärke meine Stimme, damit mich alle gut hören können.«
    Der Haushofmeister, der hinter Laurentio durch die Menge gepflügt war, hob die Hand und sagte: »Um Vergebung, Eure Majestät. Erneut bittet ein Bote um Audienz.«
    Der König nickte ergeben und hieß seinen Zauberer warten. »Noch ein Glückwunsch«, murmelte er seiner Gemahlin zu, die seufzend die Rüschen ihres Ärmels ordnete. Er winkte Augustin, der an einem der Tische saß und sich mit entfernteren Verwandten unterhielt, damit er sich zu ihnen gesellte.
    Ein Mann in einem langen, weinroten Kittel und engen Seidenhosen darunter näherte sich nun unter Verbeugungen. Er trug ein Käppchen aus rotem Samt mit einer daran baumelnden Troddel auf dem dunklen Haar, das im Nacken zu einem Zopf gebunden war, und sein Gesicht war rund und honigfarben. Ein leises Ticken wie von einer Uhr begleitete seine Bewegungen.
    »Mein Herr«, begann er, nachdem er untertänig gegrüßt hatte, »der große und mächtige König und Magier Ostwind, schickt Eurer Majestät seine brüderlichen Grüße und die allerbesten Wünsche zum Geburtstag Seiner Königlichen Hoheit, des Prinzen Augustin.«
    Pippa sah, wie König Ferdinand und die Königin einen erstaunten Blick wechselten.
    »König Ostwind«, begann der König dann mit einem fragenden Unterton. »Nun, also – Wir danken deinem Herrn für seine herzlichen Grüße. Leider müssen Wirgestehen, dass Wir nicht recht wissen …« Wieder sah er seine Gemahlin an, die unmerklich mit den Schultern zuckte.
    »Mein Herr ist überaus betrübt darüber, dass er nicht zu Eurer Feier geladen wurde«, fuhr der Bote fort. Sein rundes Gesicht mit den mandelförmigen Augen zeigte keinerlei Regung. »Er ist jedoch überzeugt davon, dass dies nicht aus Böswilligkeit unterlassen wurde und auch keinerlei beleidigende Absicht damit verbunden ist,

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