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Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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wirkt. Auf seinem Dach knattert eine fröhlich bunte Fahne im scharfen Ostwind.
    Beim Näherkommen hätte der neugierige Dorfbewohner Rufe vernommen, eifriges und geschäftiges Gelaufe, Hämmern und Klopfen, Singen und Lachen und lautes Schimpfen – wie überall dort, wo viele Hände zügig undmit gut eingespielter Routine ein Werk verrichten. Vor dem Gebäude ist kein Mensch zu sehen, die Arbeiten finden wohl im Inneren des Holzbaus statt.
    Jammerndes, quiekendes, klapperndes, blechern trötendes Durcheinander legt sich, immer wieder unterbrochen und erneut einsetzend, über den Baulärm – der Anfang eines schmissigen Musikstückes, anscheinend ein Marsch oder eine clowneske Einzugsmusik. Eine Frauenstimme, weiter entfernt, in einem der Wagen, übt trillernde Koloraturen, und ein Vogel antwortet mit einem misstönenden Krächzen, als wollte er sich über den Gesang beschweren.
    Unbeeindruckt von all dem Lärm sitzt ein Riese unter einem Holunderbusch am Rand des Angers und schält Kartoffeln.
    Es ist natürlich nicht wirklich ein Riese, der da sitzt, sondern nur ein erstaunlich großer und massiger Mann. Er hält einen Waschzuber zwischen die dicken Knie geklemmt, hat einen Eimer mit Kartoffeln neben sich gestellt und schält geschickt und schnell mit einem scharfen Messer die Schale von den braunen Knollen.
    Dieser Anblick alleine wäre schon erstaunlich genug, auch ohne dass der Koloss zudem noch die allerseltsamste Kleidung zu dieser alltäglichen Verrichtung trüge: halbhohe, weiche Schnürstiefelchen über den kräftigen Waden, einen kurzen einteiligen Anzug, der die muskelbepackten Arme und Beine nackt lässt, und breite metallbeschlagene Lederbänder um seine Handgelenke und den ausladenden Bauch. Über all dies hat er einegroße, weiße Schürze gebunden, und während er Kartoffel um Kartoffel in den Zuber plumpsen lässt, rinnen ebenso unablässig Tränen über sein rundes, erstaunt dreinblickendes Gesicht.
    Wir nehmen diskret ein wenig Abstand, damit der weinende Riese sich nicht beobachtet fühlt …

6
    Da ich zu Hause war, war ich an einem bessern Ort,
aber Reisende müssen sich schon begnügen.
    Wie es euch gefällt
    »Zarter Blütenzauber«, schallte eine Stimme über den Anger. »Zarter!«
    Der Riese wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und stand auf. Er hob die Hand, um einem Mädchen zuzuwinken, das mit schnellen Schritten auf ihn zueilte, wobei ihr dicker, safrangelber Zopf auf ihren Schultern tanzte. »Zarter, wir brauchen dich bei … Oh!« Sie legte den Kopf auf die Seite und sah den Riesen mitleidig an. »Oh, Zarter Blütenzauber. Du hast wieder deine Kopfschmerzen.«
    Der große Mann seufzte und hob in einer ergebenen Geste die massigen Schultern. Dann deutete er auf den Waschzuber mit geschälten Kartoffeln und auf den nur noch viertelvollen Eimer zu seinen Füßen. Er sah das Mädchen fragend an.
    Sie biss sich unschlüssig auf die Lippe, dann sagte sie: »Der Prinzipal hat schon zweimal nach dir gerufen. Er wird schrecklich böse, wenn er noch länger warten muss. Sie schaffen es ohne dich nicht, das Podest aufzurichten.« Sie ging zu ihm und nahm ihm das Messer ab. »Lauf schon«, sagte sie geduldig. »Ich mache das hier für dich fertig.«
    Der Riese nickte und band die Schürze ab, dann setzte er sich in einen schaukelnden Zuckeltrab und verschwand hinter der Umzäunung.
    Im Rund der Wagenburg ging das Hämmern, Rufen und Schimpfen weiter. Das Mädchen schälte gedankenversunken Kartoffeln und pfiff dabei vor sich hin.
    »Mädchen, die pfeifen, und Hühnern, die krähen …«, sagte eine fröhliche Stimme.
    »Hu«, machte das Mädchen und ließ vor Schreck das Messer in den Zuber fallen. Es platschte laut und spritzte den Jungen nass, der wie aus dem Erdboden geschossen vor ihr stand. »Hu, Gustl, du hast mich erschreckt!« Ein vorwurfsvoller Blick traf ihn, den er aber nicht bemerkte, weil er zu den Wagen zurückblickte.
    »Schau mal, Pippa, der Mast steht schon. Und Zarter hat ganz allein das riesige Podest ausgerichtet.« Bewunderung und Neid klangen in seiner Stimme mit. »Ich wollte, ich wäre so stark wie er, dann könnte ich bei ihm in die Lehre gehen statt bei dem alten Weißgesicht.« Er schnitt eine Grimasse.
    »Du bist in Ordnung, wie du bist«, sagte Pippa energisch. Sie musterte den Jungen. »Du hast da schon wieder einen blauen Fleck.«
    Der Junge hockte sich neben sie und rieb sich verlegen über die Wange, wandte den Kopf ab und ließ die dunklen Locken

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