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Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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Krachengegen Lorenzos Stirn. Ein grelles Licht löste sich aus den Handflächen des Magiers und traf Alonso. Der schrie und taumelte rückwärts, die Hände in sein Gesicht gekrallt. »Du Schweinehund«, ächzte er. »Du miserabler Jahrmarktsgaukler!« Er stolperte über den Korb, in dem die Schwerter verwahrt wurden. Seine Hand tastete blindlings über die Griffe der Waffen, er zog eine davon aus dem Korb und stürmte auf den Magier los, der auf dem Boden hockte und benommen den Kopf schüttelte.
    »Sie sind nicht echt.« Pippa klammerte sich an August, der an ihre Seite geeilt war und seinen Arm schützend um sie legte. »Du lieber Himmel, was für ein Glück, sie sind nicht …«
    Im gleichen Moment hatte der Clown den Magier erreicht. Lorenzo kam taumelnd auf die Beine, er hielt den Hocker in der Hand und riss ihn instinktiv empor, als das Schwert auf ihn herabsauste. Die Klinge fuhr zischend an seiner Hand vorbei und blieb mit einem singenden Ton im Holz des Hockers stecken. Lorenzo stolperte rückwärts über eine große Seilrolle und blieb bewusstlos liegen. Der Weißclown riss das Schwert aus dem Holz und holte erneut aus.
    »O nein!« Pippas Knie gaben nach. »Er hat das scharfe Schwert erwischt. August, du musst etwas unternehmen, er bringt ihn um!«
    Der junge Mann war schon vorwärts gehechtet und warf sich todesmutig auf den Weißclown. Alonso grunzte und ging zu Boden, überrumpelt von dem unvermuteten Angriff. Das Schwert glitt aus seiner Hand undklirrte auf den Boden. August landete schwer auf dem Weißclown und hielt seine Arme gegen den Boden gepresst. Alonso strampelte, fluchte, wand sich wie ein Aal, und August hatte alle Mühe, ihn festzuhalten. »Hilfe«, rief er verzweifelt. »Pippa, tu irgendwas!«
    Inzwischen war Lorenzo wieder bei Sinnen und kämpfte sich aus der Umschlingung der Seile heraus. Er bleckte die Zähne und hob das Schwert auf, das vor seinen Füßen lag. Mit einem unartikulierten Schrei schwang er es über den Kopf, als wollte er August und den Clown gleichzeitig damit aufspießen. Pippa rannte auf ihn zu, um sich dazwischenzuwerfen, aber sie kam zu spät.
    Ein scharfer, lauter Knall ließ sie erstarren. Durch das nachhallende Singen in ihren Ohren hörte sie Lorenzo vor Schmerz schreien und eine tiefe Stimme brüllen: »Auseinander! Geht sofort alle auseinander!«
    Der Prinzipal stand auf der Bühne, schwer atmend, und aus seiner Hand schlängelte sich die lange Peitsche über den Bühnenboden. Lorenzo war in die Knie gesunken und presste stöhnend die Hand gegen seine Wange. Zwischen seinen Fingern glänzte es rot.
    Pippa lief zu ihm und zog ein Tüchlein aus ihrer Rocktasche, um seine blutende Wange abzutupfen.
    Lorenzo, der vor Schmerz die Zähne bleckte, stieß ihre Hand weg. »Das ist nur ein Kratzer«, sagte er rau. Pippa fuhr zurück, als hätte er sie gebissen, und rettete sich an Augusts Seite.
    »Was ist hier los?«, brüllte der Prinzipal und hob seine Peitsche, um sie mit einer geschmeidigen Bewegung seines Handgelenks aufzurollen. Pippa sah seinem hochrotenGesicht an, dass er sie am liebsten erneut benutzt hätte.
    »Er hat mich angegriffen!« Alonso hob den Finger, um anklagend auf Lorenzo zu zeigen. »Er hat es gewagt, seine miesen, dreckigen Tricks gegen mich anzuwenden. Hier, Herr Prinzipal, mein Gesicht!« Er drehte es ins Rampenlicht, und Pippa konnte erkennen, dass die weiße Schminke auf der linken Gesichtshälfte verwischt und die Haut darunter so flammend rot war, als hätte er sie in heißem Wasser verbrüht. »Und er hat versucht mich zu erwürgen!« Die dunkelroten Fingerspuren waren in der Schminke an seinem Hals deutlich zu erkennen.
    »Lorenzo?«, grollte der Bass des Prinzipals.
    Der Magier hob das Kinn, er hielt sich immer noch die blutende Wange. »Der Clown ist mit dem Schwert auf mich losgegangen«, sagte er knapp.
    Die Waffe lag neben dem zersplitterten Hocker auf dem Boden. Flecken von Schminke klebten auf dem Griff.
    Der Prinzipal stöhnte laut, seine buschigen dunklen Brauen sträubten sich zornig. Er machte einen Schritt auf Pippa und August zu. »Ihr beide. Macht den Mund auf. Ich will wissen, was hier geschehen ist.«
    August schrumpfte unter dem Blick seines Vaters zusammen. »Sie haben sich gestritten«, stammelte er.
    Der Prinzipal hob die Hand, als wollte er August ohrfeigen. »Das habe ich gesehen«, brüllte er. »Du Schwachkopf!«
    August wurde noch etwas blasser und verstummte völlig. Seine Hände verhedderten sich in seinen

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