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Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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kaum weiß, was ich denken soll. Der Lehrer und seine Frau – sie scheinen jemanden zu kennen, der ich sein könnte, wennich nicht ganz genau wüsste, dass ich es nicht bin.« Sie lächelte August zu und spürte dabei die Müdigkeit, die ihre Glieder schwer und den Kopf leicht machte.
    »Sie hat gesagt, deine Mutter sei gestorben«, sagte August nachdenklich. »Das stimmt aber nicht, oder?«
    Pippa schüttelte zwar den Kopf, aber in ihr war eine große Unsicherheit.
    »Was ich nicht verstehe«, fuhr August mit gerunzelter Stirn fort, »selbst wenn sie dich mit einer anderen Philippa verwechseln …«
    »... die zufällig auch die Tochter eines Zauberers ist«, warf Pippa ein.
    August nickte ungeduldig. »... selbst wenn das der Fall wäre – wie kann es dann sein, dass sie auch mich zu kennen meinen?«
    »Zauberei«, sagte Pippa. »Sie sind verzaubert, August. Sie glauben wirklich, was sie erzählen, aber es ist nicht die Wahrheit. Sie wissen es bloß nicht. Wahrscheinlich sind alle Menschen dort in der Residenz verzaubert worden und ahnen es gar nicht.«
    »Du bist so klug, Pippa«, rief August. »Darauf wäre ich nie im Leben gekommen.« Er lachte breit und erleichtert.
    Pippa drückte seine Hand, aber jetzt runzelte sie die Stirn. Das war eine sehr komplizierte Erklärung, dachte sie bei sich. Es war nie gut, wenn man eine zu komplizierte Erklärung für etwas bemühen musste, das wusste sie von der Zauberei. Meistens waren die Erklärungen ganz einfach, und nur der Anschein war es, der einen Trick kompliziert wirken ließ.
    »Morgen«, sagte sie. »Wir gehen wieder in die Stadt und wir werden versuchen herauszufinden, was hinter alldem steckt.«
    August gähnte. »Entschuldige«, murmelte er. »Ich bin schrecklich müde.«
    »Ich auch«, stimmte Pippa ihm zu. »Schlaf schön, mein Prinz.« Sie hob die Hand und berührte besänftigend seine Wange, denn er wollte ärgerlich auffahren. »Du bist mein Prinz, August, auch wenn dein Vater kein König ist. Also hat der alte Lehrer doch recht.« Sie beugte sich vor und küsste ihn schnell und fest auf den Mund. »Träum süß!«
    Ehe er etwas sagen oder reagieren konnte, hatte sie ihn stehen lassen und lief zur anderen Seite des Platzes, wo Lorenzos Wohnwagen stand.
    Sie zögerte mit der Hand am Türknopf und sah sich noch einmal nach August um, aber er war fort. Der Platz war dunkel und still. Aus dem Wohnwagen drang kein Laut. Pippa stellte sich vor, wie ihr Vater dort drinnen am Tisch saß – reglos, schweigend, ins Leere starrend –, und schauderte. Kurz entschlossen ließ sie den Türknopf los und wandte sich vom Wagen ab. Sie hatte jetzt Sehnsucht nach jemanden, der ihr zuhörte oder sie zumindest anlächelte und sich einfach nur freute, dass sie da war.
    Im Küchenwagen brannte noch ein schwaches Licht. Pippa schlang die Arme um den Leib, denn sie fror vor Müdigkeit, und stieg die Stufen zu der grün gestrichenen Tür hinauf. Sie klopfte an, rief leise: »Zarter? Darf ich dich stören?«, drückte die Tür auf und trat ein.
    Der riesige Koch lag wie ein Berg in seinem himmelblauen Seidenmantel auf dem Sofa. Er hatte sich auf die Seite gedreht, den Kopf auf seine Hand gestützt und sah ihr mit einem Ausdruck in den Augen entgegen, den sie bei jedem anderen Menschen als »Angst« bezeichnet hätte.
    »Ich muss mit jemandem reden«, sagte sie. »Darf ich mich noch ein bisschen zu dir setzen?«
    Der Koch wuchtete sich in eine sitzende Position. Er winkte ihr mit seiner großen Hand, neben ihn zu kommen.
    »Ich hole mir noch eine Tasse Tee«, sagte sie. »Möchtest du auch?« Sie wartete sein Nicken ab und ging ins Küchenabteil. Auf dem großen Ofen stand wie immer ein Kessel mit heißem Wasser, und die Teekanne wartete gleich daneben.
    Mit zwei Bechern, aus denen es fein nach Jasmin duftete, kehrte sie in den Wohnwagen zurück und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen neben den Koch. Es war kaum Platz auf dem großen Sofa, wenn Zarter Blütenzauber darauf saß, aber Pippa lehnte sich mit einem wohligen Seufzer gegen seinen mächtigen Leib und genoss die Wärme, die von ihm ausging. Die letzten Reste der Sturmkälte verschwanden aus ihren Knochen und sie trank mit kleinen, genüsslichen Schlucken den heißen Tee, um sie ganz und gar zu vertreiben.
    »Ich war mit August in der Residenz«, begann sie zu erzählen, und während der Koch ihr mit geneigtem Kopf lauschte, lieferte sie einen Bericht all der Seltsamkeiten, die ihr und August auf ihrem Ausflug begegnet

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