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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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umgebracht worden sein, damit die Bautätigkeiten gestoppt werden?«, schlug Dóra vor. »Mit Beginn der Bauarbeiten wäre der verborgene Teil des Kellers ausgegraben worden. Vielleicht wollte jemand vor Baubeginn die Falltür finden und die Überreste des Kindes beseitigen, aber es ist ihm nicht gelungen – und deshalb hat er den letzten Ausweg gewählt und Birna getötet.«
    »Dann stellt sich wiederum die Frage, wer die Geschichte hätte verheimlichen wollen«, entgegnete Matthias. »Die Geschwister wären logischerweise am wenigsten daran interessiert, dass die Sache wieder aufgewärmt wird. Niemand möchte die Tatsache, dass der eigene Großvater ein Kindsmörder war, an die Öffentlichkeit zerren. Aber es ist schon sehr ungewöhnlich, dass jemand seinerseits gleich einen Mord begeht, um das zu verhindern.«
    Dóra schloss die Augen. »Ich übersehe irgendwas. Etwas ganz Eindeutiges, aber ich kriege es einfach nicht zu fassen.« Sie reckte sich nach der Mappe mit den polizeilichen Ermittlungsunterlagen und blätterte darin herum. »Ich habe keinen blassen Schimmer, wonach ich suchen soll«, sagte sie und stöhnte.
    Matthias trat neben sie. Er hielt die Liste der Autos, die durch den Hvalfjörður-Tunnel gefahren waren, in der Hand. »Was, wenn der Mörder gar nicht direkt mit der alten Geschichte in Verbindung steht? Wenn es jemand ist, der die Familie schützen will?«
    Dóra schaute von der Mappe auf. »Wer denn?«
    Matthias reichte ihr die Liste und zeigte auf ein Autokennzeichen. »Als du heute Morgen weg warst, habe ich Sóldís gefragt, ob sie wüsste, wie Steini mit vollem Namen heißt. Wenn er schon Auto fahren kann, wollte ich überprüfen, ob er vielleicht auf der Liste steht. Und das tut er.« Er zeigte auf ein Kennzeichen und den Namen þorsteinn Kjartansson. »Du erinnerst dich, er hat gesagt, er könnte Sóldís nicht abholen, weil er nicht nach Reykjavík fahren würde. Trotzdem ist er gefahren und etwa eine Stunde vor dem Mord an Birna durch den Tunnel zurückgekommen.«
    »Glaubst du, er hat Birna ermordet, um zu verhindern, dass Bertha wegen des Skandals einen Schock erleidet?«, fragte Dóra. »Das ist Schwachsinn. Außerdem ist er behindert. Wie hätte er das tun sollen?«
    »Ich habe den Eindruck, dass er gar nicht so schwerbehindert ist, wie wir dachten«, erklärte Matthias. »Wenn du dir den Verkehr von hier nach Reykjavík anschaust, dann siehst du, dass Berthas Wagen ungefähr zur selben Zeit hier losgefahren ist. Vielleicht wollte Steini krampfhaft verhindern, dass Bertha unter Verdacht geraten könnte, und hat den Mord nach ihrer Abfahrt begangen. Es würde schließlich wenig Sinn machen, Birna und Eiríkur umzubringen und Bertha damit am Ende in noch größere Schwierigkeiten zu bringen.«
    Dóra runzelte die Stirn. »Ich kann mir echt nicht vorstellen, wie Steini einen Mann in einen Pferdestall schleppt und ihn in eine Box mit einem wilden Hengst sperrt.«
    »Vielleicht war Eiríkur noch bei Bewusstsein«, sagte Matthias. »Vielleicht haben die Medikamente ihn nur schläfrig gemacht. Schläfrig genug, um ihn zu überwältigen. Vielleicht wollte sich Steini für den Unfall rächen, indem er Eiríkur ausgerechnet in den Pferdestall von Bergur und Rósa gesperrt hat. Sich dafür rächen, dass Rósas Vater ihn in betrunkenem Zustand angefahren hat. Vielleicht glaubte er, der Verdacht würde auf Bergur und Rósa fallen.«
    Dóra nickte nachdenklich. »Und die Vergewaltigung?«, fragte sie dann. »Steini hätte Birna auch vergewaltigen müssen, und sie stand nicht unter Medikamenteneinfluss.« Sie blätterte durch den Obduktionsbericht. »Allerdings geht man davon aus, dass sie von hinten überfallen wurde und mit dem Kopf auf einen Stein geprallt ist. Vielleicht war sie während der Vergewaltigung bewusstlos.« Sie las ein Stück weiter. »Weißt du zufällig, was
A. barbadensis Mill., A. vulgaris Lam.
ist?«, fragte sie.
    »Damit kann ich leider nicht dienen«, sagte Matthias feixend. »Vulgaris heißt glaube ich
vulgär
, aber das ist nicht sehr hilfreich. Kannst du das nicht im Internet finden?«
    »Doch, klar«, entgegnete Dóra, »ich hatte nur noch keine Zeit. Vielleicht bitte ich Gylfi, danach zu suchen. Es täte ihm gut, nach dem Knochenfund auf andere Gedanken zu kommen.« Sie rief in Gylfis Zimmer an und bat ihn, zum Gästecomputer an der Rezeption zu gehen. »Er macht es nachher«, sagte Dóra und legte auf. Sie schaute in Matthias’ Richtung und lächelte. »Wenn Kinder das

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