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Das geheime Bild

Das geheime Bild

Titel: Das geheime Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliza Graham
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dafür.«
    »Nein.« Jetzt sprach nicht mehr die Anwaltspartnerin in ihrem schnieken Büro: Sie war die ältere Tochter, die sich Sorgen um ihre Familie machte. »Das weiß ich. Und ich möchte auch nicht zusehen müssen, wie das Anwesen in andere Hände übergeht. Ich liebe es genauso wie du. Es ist ein seltsamer Gedanke, dass Letchford uns nicht mehr gehören könnte, wir nicht mehr zurückkommen können, wann immer wir wollen. Die Jungs würden es vermissen. Sie sind so stolz auf das Haus. Und vor allem auf das Wandgemälde.«
    »Dads Wandgemälde«, murmelte ich und klammerte mich dabei so fest ans Telefon, dass meine Knöchel weiß wurden. »Mit Mum darin. Das können wir doch unmöglich aufgeben.«
    »Erinnerst du dich noch an damals, als wir die Wand abgeschrubbt haben?« Sie sprach noch immer in jenem träumerischen Ton. »Was wir entdeckten?«
    Natürlich.
    »Das war damals, als es diesen Ärger mit dem Schatzmeister gab.«
    Ich konnte mich eigentlich nicht mehr an die Sache mit dem Schatzmeister erinnern, aber sehr lebhaft an die Frau, die ich unter dem Wandgemälde freigelegt hatte. Nicht einmal der Tonfall meines Vaters, wütend, kurz angebunden und ganz der Mitteleuropäer, hatte mich davon wegreißen können. Ich hatte kaum das Klappern ihrer Schritte auf dem Marmorboden gehört.
    Ich betrachtete ein Mädchen. Was für ein Mädchen! Es hätte ein Popstar sein können. Sein kurzes violettes Kleid reichte ihm gerade mal bis zu den Knien. Es trug kniehohe Stiefel. Seine Lippen waren breit und voll, und das Haar fiel ihm in kastanienbraunen Wellen auf die Schultern. In seinen großen haselnussbraunen Augen lag ein Funkeln, für das ich keine Worte hätte finden können. Es schien den Betrachter anzuflehen, seinen Blick nicht abzuwenden. Ab er gleichzeitig schien die Hand, die wir halb freigelegt hatten, abwehrend zu winken. Geh weg, bleib da . Ich war erst zehn Jahre alt, aber ich erkannte ein Rätsel, wenn ich eins sah. »Wer hat dich übermalt?«, hatte ich das Mädchen gefragt. »Und warum?«
    Die Hand meiner Mutter lag auf meiner Schulter und zog mich weg. »Was hast du getan?«, fragte sie und klang dabei verwirrt. »Diese Frau …« Sie unterbrach sich. »Wie konntest du das tun?«
    »Wer ist sie?«, fragte ich. »Warum hat man sie übermalt?«
    »Nach oben.« Sie zog mich mit sich. »Sofort.«
    »Ich möchte doch nur wissen, wer sie ist.«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Sie schob mich durch die Eingangshalle, wobei meine Füße auf den Marmorfliesen ausrutschten, weil ich mich wehrte. Eine kleine Gruppe von Schülern der Abschlussklasse kam durch den Hintereingang ins Haus und glotzte uns an. Vermutlich hatten sie meine Mutter bisher noch nie so aufgebracht erlebt. Dass sie die Kontrolle verlor, war nicht oft vorgekommen, geschweige denn, dass ihr kein anderes Mittel mehr einfiel, als mich hinter sich herzuzerren. Clara folgte uns. Als wir die Treppe hinaufgingen, drehte ich mich um und erhaschte dabei einen Blick auf ihr Gesicht: weiß. Brav sein bedeutete ihr viel. Sie tat mir leid. Normalerweise hätte ich es fast ein wenig genossen, meine ältere Schwester in Schwierigkeiten zu sehen.
    Mum öffnete die Tür zu unserer Wohnung und schob mich hinein. Dad folgte unmittelbar. »Wie konntest du es wagen?« Er sprach so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte. »Wie konntest du das tun, Meredith?« Ich überlegte, ihm zu sagen, dass Clara auch ihren Anteil an der Verunstaltung der Wand hatte, aber weil ich an das erschrockene Gesicht meiner Schwester denken musste, sagte ich nichts.
    »Du weißt doch, wie viel uns dieses Wandgemälde bedeutet«, sagte meine Mutter.
    »Es tut mir leid.« Und das war die Wahrheit. Nicht so sehr, weil ich meine Mutter verärgert und verletzt hatte, sondern weil die gemalte Frau, die ich freigelegt hatte, eine so verstörende Wirkung auf mich gehabt hatte. Warum, wusste ich nicht. Sie war nur ein Mädchen in einem wirklich tollen Kleid, das kaum älter zu sein schien als die Mädchen der Abschlussklasse. Aber der Ausdruck ihres Gesichts beunruhigte mich. Ich musste es mir noch einmal ansehen.
    »Warum hast du das getan?« Mum lehnte nun an der Wand der kleinen Diele, die zu unserer Wohnung führte, und hielt sich die Hand an die Stirn.
    »Wir haben ein Spiel gespielt.« Ich erklärte, wie die Lenkstange des Rollers gegen die Wand schlug und dort einen Fleck hinterließ, den wir durch Rubbeln zu beseitigen hofften.
    »Dann war es also tatsächlich ein Unfall. Anfangs?« Sie

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