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Das geheime Bild

Das geheime Bild

Titel: Das geheime Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliza Graham
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konnte man es ja im Stück einsetzen. Mich schauderte. Dann fiel mir ein, was Tracey gesagt und was ich selbst auf der Delicious-Confections-Webseite gesehen hatte. Die Puppen waren teuer: mehrere Hundert Pfund. Hätte ein Teenager so viel Geld oder eine Kreditkarte, die für den Kauf nötig war? Aber dann musste ich an die neuen und teuren Hockeyschläger und Squashrackets, die elektronischen Spielereien und Laptops denken, die von den Schülern zu Trimesterbeginn mitgebracht wurden. Für viele dieser Jugendlichen wäre eine Reborn-Puppe keine finanzielle Herausforderung.
    Emily folgte Jenny aus dem Lehrerzimmer. »Möchten Sie immer noch, dass ich vorbeikomme und mit dem Maßnehmen für die Kostüme beginne?«, fragte sie.
    »Ich bitte darum«, antwortete Jenny, während die Tür sich hinter ihnen schloss. Gut. Emily stürzte sich ins Schulleben. Vielleicht sorgte ihr Engagement dafür, dass sie sich weniger unbehaglich fühlte.
    Deidre kämpfte mit dem Computer und schielte dabei auf ihre Uhr. »Mist, ich bin ohnehin schon zu spät dran … Wo hab ich nur diese Arbeitsblätter für die französischen Verben gesehen?« Sie seufzte. Schließlich fand sie die Arbeit für die vierte Klasse, nach der sie gesucht hatte, und schaffte es, diese auszudrucken. »Entschuldige, Meredith.« Sie stand auf, um die Blätter aus dem Drucker zu nehmen. »Ich weiß, dass ich langsam bin.« Sie warf über den Rand ihrer Brille einen Blick darauf. »Verdammt, ich habe zwei zu wenig.« Mit finsterer Miene starrte sie auf den Bildschirm und stach auf die Tastatur ein. Der Drucker gab ein paar grummelnde Laute von sich. »Nun komm schon, komm.« Sie tippte wieder auf die Maus. Der Drucker spuckte zwei weitere Blätter aus und verriet mit jedem Rattern, dass sein müdes altes Herz bald aufgeben würde. »Ist dein Laptop kaputt?«
    »Ich vergaß, etwas auf dem Memorystick zu speichern.« Dabei baute ich auf mein ungezwungenes Lächeln und betete, sie möge endlich gehen.
    »Ich sollte mich beeilen.« Sie griff nach ihrer Tasche und ihrem Brillenetui. »Ich habe die 1B. Das sind kleine Teufel, die mich fertigmachen, wenn ich nicht vor ihnen im Klassenzimmer bin.«
    Mir blieben nur noch zwei Minuten, bis meine eigene zweite Klasse mich im Klassenzimmer erwartete. Und wenn ich dort nicht pünktlich auftauchte, würden auch meine Schüler sich Dummheiten einfallen lassen.
    Ich begann die Adresse Delicious Confections einzutippen, um zu sehen, ob der Internetbrowser sie erkannte und anzeigte. Tat er nicht. Ich überprüfte den Internetverlauf und fand keine Referenzen zu dieser Webseite. Ich tippte die Adresse in meinen Webmail-Account ein. Das Feld für mein Passwort war leer. Auf diesem Computer hatte keiner meinen Account benutzt.
    Murmelnd verabschiedete ich mich von den noch anwesenden Lehrern und rannte dann fast den Flur hinunter. Auf meinem Weg hätte ich beinahe Olivia Fenton und Emily über den Haufen gerannt, die jede ein Netz mit Bällen zu den Netzballfeldern brachten. Emily schien zu erschrecken, als sie mich sah. Ich muss wohl wie eine Wahnsinnige ausgesehen haben bei dem Tempo, mit dem ich unterwegs war und das man den Schülern nie hätte durchgehen lassen. Olivia zupfte die Ärmel ihres ausgeleierten Sport-Sweatshirts nach unten. »Dann werden wir also beide an diesem Stück arbeiten«, sagte Emily. »Das ist gut.«
    Olivia murmelte irgendwas als Antwort. Ich wäre gern stehen geblieben, um ein paar Worte mit den Mädchen zu wechseln, wagte es aber nicht, meine Klasse noch länger unbeaufsichtigt zu lassen.
    Als ich mich nach meinem Unterricht wieder in meinem eigenen Büro befand, untersuchte ich den Ausdruck, den mein Vater mir gegeben hatte. Es dürfte ein Leichtes sein, eine derartige Seite mithilfe eines Textverarbeitungs- oder Verlagsprogramms zu erstellen und ihr das Aussehen eines tatsächlichen E-Mail-Ausdrucks zu verleihen. Für eine Mustervorlage klickte ich auf meinen E-Mail-Button, um diese mit dem Ausdruck zu vergleichen. Es öffnete sich eine Reihe von Ordnern. Einer von ihnen trug schlicht den Titel »Hugh«. Ich spürte eine Versuchung, der ich seit einigen Monaten nicht mehr nachgegeben hatte. Ich hatte sämtliche E-Mails, die Hugh mir geschickt hatte, gespeichert. Sie deckten den Zeitraum vom Beginn unserer Freundschaft und der darauffolgenden Verlobungszeit bis zu seinem Aufbruch nach Afghanistan ab, als wir schon verheiratet waren. Von da an waren seine E-Mails viel seltener geworden, aber es gab dennoch

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