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Das geheime Kind

Das geheime Kind

Titel: Das geheime Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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rein!«
    Ein spitzer Schrei ertönte aus dem Zimmer, das Klirren eines schweren Gegenstands. Da ging wohl eine Vase zu Bruch.
    Schritte auf dem Boden, ein gedämpfter Wortwechsel.
    Dann wurde die Tür entriegelt und eine junge Frau schlüpfte an Heide vorbei auf den Gang, in Rock und BH, den Rest ihrer Zimmermädchenmontur presste sie an sich. Im Davoneilen verlor sie einen Strumpf. Höttges pflückte ihn von der Auslegeware und reichte ihn ihr. »Na toll«, sagte sie in einer Mischung aus Wut und Scham. »Gracias!«
    »Alles in Ordnung?«, wollte Heide wissen. »Brauchen Sie Hilfe?«
    Ein verständnisloser Blick.
    »Wurden Sie zu irgendetwas gezwungen?«
    »Habt ihr ein Rad ab?« Das Zimmermädchen drehte sich mit einem Fluch auf Spanisch weg und huschte davon. Ihre Schuhe hatte sie anscheinend in der Suite vergessen.
    »Höchstens siebzehn«, schätzte Höttges. »Da steht jemand auf Frischfleisch.«
    Heide hob den Zeigefinger. »Drücken Sie sich etwas gewählter aus. Wir sind hier nicht in der Männerumkleide.«
    »Ich denke an Corinne.«
    »Ich auch.«
    Bahling stieg gerade in seine Hose – was Heide bedauerte, sie hätte ihn zu gern ohne erwischt. Braungebrannter Oberkörper, übertrieben schicke Klamotten, dazu Glatze und Stiernacken. Ein Prachtexemplar.
    »Fertig?«
    »Ich möchte Ihren Chef sprechen.« Bahling strich sein Hemd glatt, bevor er hineinschlüpfte. »Unverschämtheit, hier ohne Anmeldung hereinzuplatzen. Was sind das für Methoden?«
    »Die Kleine könnte Ihre Tochter sein.« Sie wies mit dem Daumen nach hinten.
    »Geht Sie mein Privatleben irgendwas an?«
    Heide war nicht hier, um Fragen zu beantworten. »Es gibt einige Unklarheiten bezüglich Ihres Alibis im Fall Wintrich. Die Aussagen des Küchenpersonals reichen uns nicht.«
    »Ihr Problem.«
    »Nein, Ihres. Aber es lässt sich ganz einfach aus der Welt schaffen. Sie begleiten uns ins Präsidium und wir stellen gemeinsam einen Zeitplan für die Tatnacht zusammen. In unseren Vernehmungsräumen können Sie auch mit meinem Chef sprechen, der brennt darauf, Sie kennenzulernen.«
    »Den Teufel werd ich tun.«
    »Der Mordfall hat sich ausgeweitet, neue Verdachtsmomente, möglicherweise ein Sexualdelikt. Einen Haftbefehl für Sie zu kriegen, unter diesen Umständen …« Heide wies auf das zerwühlte Bett und schnippte mit dem Finger. »Das kostet mich so viel.«
    Bahling hatte sich angekleidet und dachte einen Moment scharf nach. Dann telefonierte er mit der Rezeption und bat darum, eine Kollegin von der Empfangscrew in die Juniorsuite hochzuschicken.
    »Sie kriegen Ihr Scheißalibi. Aber diese Stasi-Nummer hier wird ein Nachspiel haben, das verspreche ich.«
    »Ich kann’s kaum erwarten.« Heide ließ sich auf einem schweren Ledersessel nieder.
    »Sexualdelikt«, schnaubte Bahling. »Als ob ich so was nötig hätte.« Er ließ sich die Ausweise der beiden Polizisten zeigen, notierte die Namen auf einem Hotelblock und wandte sich an Höttges. »In meiner Welt ist es kein Verbrechen, hin und wieder ein bisschen Spaß zu haben, einvernehmlich, versteht sich. Ich bind’s nur nicht jedem auf die Nase.«
    »Die Reize der Jugend«, sagte Höttges unbestimmt.
    »Bei uns im Haus sind alle Mädchen über sechzehn, und sie sind ordentlich angemeldet.« Bahlings Argwohn wuchs. »Was soll das überhaupt heißen? Und was hat das mit Wintrich zu tun?«
    »Ihre Tochter ist in die Sache verwickelt.« Heide ließ ihn nicht aus den Augen. Stacheldrahtblick.
    »Inwiefern?«, fragte er erstaunt.
    »Das tragen wir gerade zusammen. Wann haben Sie Corinne zuletzt gesehen?«
    »Ist schon eine Weile her. An ihrem achtzehnten Geburtstag, meine ich.«
    »Sicher?«
    »Wir sind ins Interconti gegangen, nur wir zwei. Am Nachmittag Wellnessprogramm und abends Menü mit allem Drum und Dran, ich hab da meine Beziehungen. Das war vor über einem Jahr.« Er kam ins Grübeln. »Wie die Zeit vergeht. Man denkt, die Kinder kommen ab einem gewissen Alter alleine klar. Aber darauf gibt’s ja keine Garantie.«
    Es klopfte und eine junge Frau kam herein, zweite Rezeptionistin im »Brabanter Hof«, 20, strenge Businessfrisur, seit kurzem fertig ausgebildete Hotelfachfrau, wie sich herausstellte. Heide schickte Bahling vor die Tür und ließ sich von dem Mädchen minutiös schildern, was in der fraglichen Nacht vorgefallen war. Sie könne offen sprechen, habe keine beruflichen Benachteiligungen zu befürchten.
    Bahlings Alibi bestätigte sich, die Rezeptionistin nahm kein Blatt vor den

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