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Das geheime Kind

Das geheime Kind

Titel: Das geheime Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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Pokerchips, und zwei Hände, die den ganzen Topf zusammenraffen.« Er tippte sich an die Schläfe. »In meiner Datenbank hier oben gibt’s aber keine Gewinner.«
    »Der Mann ist gestern umgebracht worden. Hat vielleicht mit Tabletten gedealt.«
    »Methadon? Ecstasy? Special K? Einträgliche Sache, falls man über die richtigen Lieferanten verfügt.«
    »Oder selber an die Ware rankommt«, ergänzte Raupach.
    »Für mich wäre das nichts. Bei diesen Pillen können die Leute so tun, als würden sie nur einen kleinen Muntermacher einwerfen, Vitamine oder so was. Bei richtigen Drogen läuft das anders, da weißt du genau, was du anstellst, mit der Spritze oder dem Röhrchen, da steht lebensgefährlich drauf.«
    »Du weißt also nichts über Otto Wintrich?«
    »Ist bei mir nicht aktenkundig.«
    »Und wie steht’s mit Milan Plavotic? Taxifahrer, raucht gern mal einen Joint.«
    Dastmalchian nuckelte genüsslich an seiner Zigarre. »Vergiss das mit dem Quizmaster, Raupach. Als Komiker bist du noch besser.« Er lachte schallend. »Wenn du Gelegenheitskonsumenten suchst, kannst du gleich das Telefonbuch aufschlagen.«
    Der Security-Mann brummte zustimmend.
    »Hätte ja sein können.« Der Kommissar beschrieb den Tatort am Nordpark, erzählte so viel von dem Mord wie nötig.
    »Hört sich nach nichts Großem an«, sagte Dastmalchian. »Die Gegend ist uninteressant für professionelle Dealer. Schrebergärten zwischen Wohnblöcken, da gibt es zu viele frustrierte Bürger, die ihre Augen überall haben. Pensionierte Bullen sind da sicher auch dabei.«
    »Um Mitternacht schlafen die leider den Schlaf der Gerechten.«
    »Muss was Persönliches gewesen sein.«
    »Ist das alles, was dir zu den beiden einfällt?«
    »Wenn es dich glücklich macht, ziehe ich ein paar Erkundigungen ein«, schlug Dastmalchian vor.
    »Ich wäre dir sehr verbunden.« Raupach verbarg seine Enttäuschung.
    »Du hörst dann von mir.« Er wies mit den Augen zur Tür und fügte mit fester Stimme hinzu: »Kein Grund, sich noch mal herzubemühen.«
    Der Security-Mann räusperte sich. Der Polizist konnte gehen.
     
    NICOLAS ZÄHLTE VIER FEUERWEHRAUTOS, das war ein ganzer Löschzug. Einsatzleitwagen, Löschgruppenfahrzeug, Tanklöschfahrzeug und ein Hubrettungsfahrzeug mit einer Drehleiter für den Fall, dass sich noch Menschen in dem brennenden Gebäude befanden.
    Von weitem sah es aus wie ein Playmobil. Gut, es war mehr Bewegung in der Sache, die Feuerwehrleute liefen aufgeregt umher und machten einen Heidenlärm. Löschschaum bedeckte nach und nach das Dach und die Mauern, wie bei einer Sahnetorte. Die Flammen, anfangs noch haushoch, waren unter Kontrolle.
    Neben Nicolas standen weitere Schaulustige. Bei einem Unglück war das oft so. Die Leute standen einzeln herum, blieben lieber für sich, es war, als hoben sie den Kopf zu einem fernen Gott. Manchmal umarmte sich ein Pärchen angesichts der Katastrophe. Hast du die Herdplatte ausgeschaltet, Schatz?
    In Köln reihten sich unvorhergesehene Zwischenfälle in letzter Zeit immer häufiger aneinander: überall Brände, Wasserrohrbrüche, Gasexplosionen, einstürzende Altbauten, entgleisende Straßenbahnen. Das Weltende schien kurz bevorzustehen, die Stadt zog es regelrecht an. Zumindest bis im November die Karnevalsession eröffnet wurde. Dann taten die Leute so, als nähme die Apokalypse eine Auszeit.
    Nicolas verkleidete sich gern. Dieses Jahr würde er als Sträfling gehen. Das passte. Schließlich hatte er etwas Verbotenes getan.
    Was er nicht bedacht hatte: Sein Werk zu zerstören, machte ihn wütend. Es war unwiderruflich dahin, mit all den Mühen, die er darauf verwendet hatte. Ende, aus. Ein Verlust, schmerzlicher, als er ihn sich vorgestellt hatte.
    Irgendjemand musste dafür bezahlen.
    Nicolas löste sich aus der Menge und ging entlang seiner Route zurück. Von der wich er niemals ab.
    Nachdem er zweimal abgebogen war, kam ihm kurz vor der Neusser Straße ein junger Mann entgegen, auf Höhe eines aufgegebenen Teppichladens.
    Tarnjacke aus einem Army-Shop, Stoppelhaare, relativ schmächtig, allein. Er hatte genau das richtige Alter, niemand sonst war in Sicht. Vom Feuerschein angelockt, schien er sich Unterhaltung für den angebrochenen Abend zu versprechen.
    Nicolas schlug ihm ins Gesicht, so kräftig er konnte. Seine Knöchel spürte er dabei nicht.
    Der Mann ging zu Boden, Nicolas trat ihm in den Bauch. Als er sich zusammenkrümmte, hieb er mit den Fäusten weiter auf ihn ein, nahm die Ellbogen zu

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